Michael Schumacher: Aufwachphase kann noch lange dauern
Seit Ende Dezember rätselt die Sportwelt über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher. Jetzt hat sich seine Managerin Sabine Kehm in einem Fernseh-Interview zum Gesundheitszustand des im Koma liegenden Formel-1-Rekordweltmeisters geäußert. "Michael ist nach wie vor in der Aufwachphase, sprich: er ist noch nicht aufgewacht. Wir warten natürlich darauf, aber wir haben gelernt und akzeptieren auch, dass es lange dauern kann. Das ist für uns okay", sagte Kehm bei "RTL".
"Anzeichen, die uns Mut machen"
Schumacher hatte sich Ende Dezember bei einem Sturz beim Skifahren im französischem Meribel schwerste Kopfverletzungen zugezogen und liegt seither im Koma. "Es war von Anfang an klar, dass dies ein langer und schwerer Kampf sein wird", schrieb Schumachers Beraterin vergangene Woche in einem Statement. Die Dauer spiele keine Rolle.
Schwer zu begreifen
Die Folgen des Unfalls seien für Schumachers Vertraute immer noch schwer zu begreifen, "auch weil es eine so banale Situation war, in der Michael verunglückte, nachdem er zuvor so viele brenzlige Situationen überstanden hatte". Kehm dankte im Namen der Familie erneut für die große Anteilnahme am Schicksal des 45-Jährigen.
Allerdings bat sie auch abermals darum, die Privatsphäre der Familie zu achten. Es sei "eine sehr intime und auch fragile Angelegenheit". Die Familie versuche, "alle Energien, die wir haben, Michael zukommen zu lassen. Wir alle glauben fest daran, dass dies Michael hilft und er auch diesen Kampf gewinnen wird."
Regeneration nach einem Schädel-Hirn-Trauma
Mehr als 20.000 Österreicher erleiden jedes Jahr Kopfverletzungen, viele davon auch gravierende Läsionen mit höchst ungewisser Prognose wie nun Michael Schumacher. Auffallend oft beweist das Gehirn jedoch eine verblüffende Fähigkeit zum Neustart.
Staatsanwaltschaft: "Kein Fremdverschulden"
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum Skiunfall von Schumacher sind mittlerweile eingestellt worden. Es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden, teilte die zuständige französische Staatsanwaltschaft mit. Die Ausschilderung und Markierung der Piste seien "den französischen Vorschriften entsprechend" gewesen, erklärte Staatsanwalt Patrick Quincy. Der Felsen, über den Michael Schumacher zunächst stürzte, und der zweite Felsen, auf den er mit dem Kopf aufschlug, lagen laut der Staatsanwaltschaft in Albertville 10,40 Meter auseinander. Diese Felsen seien wiederum 4,50 Meter vom Pistenrand entfernt.
Bereits Anfang Jänner hatte die französischen Ermittler nach vorläufigen Erkenntnissen mitgeteilt, dass Schumacher selbst wohl nicht zu schnell gefahren sei und "absichtlich" die markierte Piste verlassen habe. Auch die geliehenen Skier von Schumacher seien "in perfektem Zustand" gewesen.
Die Staatsanwaltschaft erklärte in ihrem Statement weiters, dass Schumacher mit seinen Ski so unglücklich auf einen Felsen traf, dass er exakt 10,40 Meter durch die Luft und über den Tiefschnee geschleudert wurde. Denn erst nach dieser Entfernung schlug der 45-Jährige mit dem Kopf auf einem anderen Felsen auf, an dem sein Skihelm in mehrere Teile zerbrach.
Der Wintersportort Méribel in den französischen Alpen
Diagnose Apallisches Syndrom?
Wie es tatsächlich um die Gesundheit von Michael Schumacher steht, kann niemand wirklich einschätzen, denn Schädel-Hirn-Verletzungen gehören zu den langwierigsten und am schwersten behandelbaren und prognostizierbaren Verletzungen.
Eine mögliche Diagnose wäre das apallische Syndrom (AS); ein in der Neurologie bekanntes Krankheitsbild, das durch eine schwere Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu einem Ausfall größerer Teile oder sogar des gesamten Großhirns, während gleichzeitig die Funktion des Rückenmarks, des Zwischenhirns und des Hirnstamms erhalten bleiben. Die Betroffenen - in Deutschland rechnet man mit mindestens 10.000 Fällen - sind in einer Art Wachkoma. Sie wirken wach, haben aber kein Bewusstsein und kaum eine Möglichkeit zu kommunizieren.
Der Deutsche Ex-Rennfahrer hatte sich am 29. Dezember beim Skifahren in Meribel schwere Kopfverletzungen zugezogen, wurde bisher zweimal operiert und liegt seitdem im Krankenhaus in Grenoble weiter im künstlichen Koma.
Schumacher wird in einem Krankenhaus in Grenoble, Frankreich, behandelt
Nachfrage nach Ski-Helmen nimmt zu
Der schwere Skiunfall von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher habe zudem die Nachfrage nach Ski-Helmen von einem hohen Niveau aus noch einmal ansteigen lassen. Mittlerweile seien 80 Prozent der Skifahrer in Deutschland und Europa mit Helm unterwegs.
Steckbrief:
Michael Schumacher
Geb.: 3. Jänner 1969, Deutschland
Geburtsort: Hürth-Hermühlheim; aufgewachsen in Kerpen
Wohnort: Gland (Schweiz)
Familienstand: verheiratet mit Corinna seit 1. August 1995
Kinder: Gina Maria (16), Mick (14)
Bruder: Ralf Schumacher (38/ebenfalls früherer Formel-1-Pilot)
Größte Erfolge:
* Siebenfacher Formel-1-Weltmeister (1994, 1995 und 2000 bis 2004)
* 91 Grand-Prix-Siege (zuletzt 2006)
Erster GP: 25. August 1991 GP von Belgien
Letzter GP: 25. November 2012 GP von Brasilien
Erster GP-Sieg: 30. August 1992 GP von Belgien
Letzter GP-Sieg: 1. Oktober 2006 GP von China
GP-Starts: 307
GP-Siege: 91
GP-Podestplätze: 155
Pole Positions: 68
Teams: 1991 Jordan, Benetton
1992 bis 1995 Benetton
1996 bis 2006 Ferrari
2010 bis 2012 Mercedes
Wichtigste Rekorde: Meiste WM-Titel (7), meiste GP-Siege (91),
meiste Pole Positions (68), meiste Podestplätze (155)
(Red)