profil-Morgenpost: Brusthaar & Hotpants!
Die dieser Tage zu beobachtende Verengung des öffentlichen Diskurses auf ein einziges, alles beherrschendes Thema, das an dieser Stelle zur Abwechslung ungenannt bleiben soll (und doch, es geht nicht anders, sei auf einen außerordentlich hörenswerten Podcast in jener Sache mit profil-Wissenschaftschef Alwin Schönberger und Herausgeber Christian Rainer verwiesen), diese gefährliche Nachrichtenreduktion also fordert Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit der journalistischen Vermittlung von Sinn- und Ereigniszusammenhängen bestreiten, naturgemäß dazu heraus, Auseinandersetzungsalternativen bereit zu stellen.
Wie wäre es beispielsweise mit einem Stück raffinierter Unterhaltungsmusik, der sich um einen beschleunigten Abgang dreht (nein, nicht durch Ansteckung und Krankheit): Das Wiener Trio Bulbul macht sich sechs Jahre nach dem letzten Album mit einer knalligen ersten Single aus dem kommenden Longplayer erneut bemerkbar – hier ist der heiter-exzentrische Videoclip dazu. Da muss einer ganz dringend weg, und es klingt gut: going, going, gone.
Gern vermitteln wir auch Einblicke in das seltsame, aber ausgesprochen feinsinnige Universum der Künstlerin Jakob Lena Knebl, die vor wenigen Tagen dazu auserkoren wurde, den Österreich-Pavillon der Biennale 2021 in den venezianischen Giardini im Queer-Glamour-Doppelpack mit Ashley Hans Scheirl zu gestalten. Im profil-Interview artikuliert Knebl ihre nachvollziehbare Freude an Stehlampen (nicht weniger als 20 davon hat sie angeblich zu Hause) sowie an dem jungen Sean Connery, wie er in dem Retro-Sci-Fi-Trashklassiker "Zardoz" (1974) erscheint ("ein Mann mit Brusthaaren, der Hotpants trägt"). Und man muss es "erscheinen" nennen.
Sie sehen: Nicht alles, was ansteckend ist, muss gleich einen Virus darstellen. Und das C-Wort, an dem niemand mehr vorbeikann, soll, nur eine kleine Morgenpost lang, dem pelzigen Herrn in den knappen Hosen gelten.
Die Redaktion wünscht, in diesem Sinne, alles Beste für den Freitag.
Stefan Grissemann
P.S. Gibt es etwas, das wir an der "Morgenpost" verbessern können? Das Sie sich von einem Newsletter in aller Herrgottsfrüh wünschen würden? Das Sie ärgert? Erfreut? Wenn ja, dann lassen Sie es uns unter der Adresse [email protected] wissen.