Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Sport-Arzt Müller-Wohlfahrt: "Für Pep war ich Luft"

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zählt zu den bekanntesten Orthopäden weltweit. Der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern München über Usain Bolts Muskelschmerzen und Pep Guardiolas Ego, Halbgötter in Weiß und seine Autobiografie "Mit den Händen sehen".

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Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, 75, federt durch seine hallenartige Praxis im Herzen Münchens. Besucher wie Patienten begrüßt der Teamarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft mit markantem Handschlag, der eigentlich mehr ein Ringergriff ist. Von 1977 bis zu seinem spektakulären, im Streit mit dem damaligen Trainer Pep Guardiola vollzogenen Abgang 2015 war Müller-Wohlfahrt auch Mannschaftsarzt des FC Bayern München; seit Ende 2017 ist er wieder Vereinsarzt des Millionenclubs. In seinem Metier gilt Müller-Wohlfahrt als Ausnahmeerscheinung: "Ich tauche in den Muskel", umschrieb er einst seine Methode.

"Mit den Händen sehen" überschrieb er seine soeben erschienene Autobiografie. Im Büro, in dem Müller-Wohlfahrt wie auf Urlaub wirkt, stehen auf dem Buchregal die signierten Laufschuhe, mit denen Sprinter Usain Bolt, ein langjähriger Patient Müller-Wohlfahrts, 2009 in Berlin Weltrekord lief. Boxer Wladimir Klitschko hat dem Arzt Boxfäustlinge vermacht, Bayern-Keeper Manuel Neuer seine Torwarthandschuhe. Nach typischem Handshake und jovialem Schulterklopfen beginnt Müller-Wohlfahrt, den hier alle Mull nennen, über Gott, Welt und Fußballs Beitrag zu erzählen.

INTERVIEW UND FOTOS: WOLFGANG PATERNO

profil: Wollen wir zu Beginn über Haare reden? Müller-Wohlfahrt: Sie sind nicht der Erste, der danach fragt.

profil: So gut wie jeder Zeitungsartikel, der über Sie erscheint, thematisiert Ihre Haarpracht. Müller-Wohlfahrt: Ich trage seit je lange Haare, meine Frau lernte mich so kennen. Ihr gefällt es bis heute. Ich lasse meine Haare wachsen und beizeiten vom Friseur in bestimmter Länge schneiden. Ich fühle mich wohl so. Vielleicht ist es altersgemäß nicht ganz entsprechend. Was soll's.

profil: Eine Zeitung berichtete einst, Sie hätten sogar drei Mal eine Art Haarolympiade gewonnen. Müller-Wohlfahrt: Reine Satire. Bereits vor 15 Jahren wurde ich in einer TV-Talkshow von einem ebenfalls langmähnigen Moderator gefragt, ob ich färbe. Meine Antwort: "Meine Matte habe ich noch nie gefärbt!" So halte ich es bis heute. Nächstes Thema.

profil: In Ihrer Autobiografie "Mit den Händen sehen" werden einige Ihrer ehemaligen prominenten Patienten zitiert. Für den Sänger Herbert Grönemeyer sind Sie ein "Magier", Franz Beckenbauer nennt Sie ein "Genie". Können Sie auch über Wasser gehen? Müller-Wohlfahrt: Böse Stimmen behaupteten nicht nur einmal, Müller-Wohlfahrt glaubt wohl, er könne über Wasser wandeln. Das ist natürlich Quatsch. Ich mache meine Arbeit so seriös und ordentlich wie möglich, dabei nehme ich mich aber nicht wichtiger, als ich bin. Von meinem Wesen her bin ich zurückhaltend, fast scheu. Ich lebe mit und für meine Patienten. Mein Leben spielt sich vor allem in der Praxis ab, von frühmorgens bis spätabends.

profil: Sie sind als Arbeitstier bekannt. Müller-Wohlfahrt: Den letzten Patienten des Tages sehe ich oft noch spätabends. Mein Ziel war es immer, auf dem Nachhauseweg im Auto die 23-Uhr-Nachrichten zu hören. Viele Jahre lang. Bis meine Frau einschritt.

profil: Sie stehen nicht gern im Mittelpunkt. Warum fassten Sie dennoch den Entschluss, Ihr Leben aufzuschreiben? Müller-Wohlfahrt: Patientinnen und Patienten löchern mich seit Jahren, ich möge endlich über mein Leben schreiben. Ich selbst hatte nie diesen Wunsch. In den vergangenen Jahren entwickelte ich mich aber medizinisch dermaßen weiter, dass ein Buch über mein Leben und meine Medizin genau die richtige Form ist.

Meine Eitelkeit drückt sich darin aus, dass ich meinen Patienten gegenüber gepflegt wirken möchte. Sie müssen sich sofort denken: Aha, die Erscheinung des Doc passt.

profil: Sie sind seit 1975 Sportarzt. Es gibt keinen anderen Mediziner weltweit, der so lange im Profigeschäft tätig ist. Müller-Wohlfahrt: Jeder Tag bringt neue Erkenntnisse, die ich unbedingt teilen, für die ich junge Medizinerinnen und Mediziner begeistern will. Ich habe keine Geheimnisse vor Kollegen, im Gegenteil. Know-how und Erfahrung dürfen nicht verlorengehen.

profil: Genießen Sie Ihre Berühmtheit? Müller-Wohlfahrt: Ich bin, wie gesagt, von Natur aus zurückhaltend. Wegen des Buches, das viel Arbeit bedeutet hat, gehe ich nun offensiver an die Öffentlichkeit, damit das Buch ein Erfolg wird, das hat auch mein Verleger verdient. Ich möchte, dass "Mit den Händen sehen" gelesen wird.

profil: Jüngere Kollegen bezeichnen Sie hochachtungsvoll als Legende, aber auch als einen Mann, der seine Eitelkeit pflegt. Ärgert Sie Letzteres? Müller-Wohlfahrt: Ersteres mögen andere beurteilen. Das habe ich von mir selbst nie behauptet. Was Letzteres angeht, versuche ich durchaus, gepflegt zu erscheinen, Sport zu treiben, mich gesund zu ernähren, das nötige Quantum zu schlafen, um morgens frisch zu sein. Meine Eitelkeit drückt sich darin aus, dass ich meinen Patienten gegenüber gepflegt wirken möchte. Sie müssen sich sofort denken: Aha, die Erscheinung des Doc passt. Ich muss zugleich um ihr Vertrauen werben. Das funktioniert nicht, wenn ich schmuddelig daherkomme, verschwitzte Hemden trage.

profil: Sie sind 75, sehen aber aus wie 55. Ihr Geheimrezept? Müller-Wohlfahrt: Das liegt in den Genen der Familie. Dazu kommt meine Freude am Beruf, die im Grunde Lebensfreude ist. Ich habe zudem eine wunderbare Familie, mir geht es gut, ich freue mich jeden Morgen auf die Praxis.

profil: In "Mit den Händen sehen" schreiben Sie, kein Tag verlaufe bei Ihnen lustlos. Es muss ziemlich wunderbar sein, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zu sein. Müller-Wohlfahrt: Ich erhalte an vielen Tagen von Patienten ein Dankeschön. Das liegt auch daran, dass ich mich meiner Sache mit Haut und Haaren hingebe, mich ganz meinen Patienten zuwende. Ich will ihnen das Gefühl vermitteln, sie seien das Wichtigste auf der Welt, und dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die Diagnosen richtig zu treffen, um ihre Leiden zu lindern. Spüren Patienten dies, fühlen sie sich gut aufgehoben. Ich denke, ich weiß inzwischen sehr genau, wie man die Beschwerden der Patienten erfolgreich kuriert. Dazu kommt, dass ich vorrangig nebenwirkungsfrei und mit homöopathischen sowie biologischen Mitteln arbeite, nie mit Kortison, mit Schmerzmitteln extrem selten. Das steigert die Zufriedenheit. Lustlose Tage sehen anders aus.

Ich bin mit dem FC Bayern München seit fast 40 Jahren wie verheiratet.

profil: Ihr Vater befürchtete, der Arztberuf verderbe den Charakter. Hatte er recht? Müller-Wohlfahrt: Mein Vater wollte unbedingt verhindern, dass ich Medizin studiere, weil er schlechte Erfahrungen machen musste. Zu seiner Zeit waren Ärzte noch eitle Halbgötter, die meinten, man brauche keinen Gott, dieses Amt könnten die Herren in Weiß übernehmen. Vater wollte, dass ich Pastor werde.

profil: Man kann mit Ihnen nicht nur über Gott und die Welt sprechen. Man muss unbedingt den Fußball dazunehmen. Müller-Wohlfahrt: Ich bin mit dem FC Bayern München seit fast 40 Jahren wie verheiratet, in der Säbener Straße, der Heimat des Vereins, war ich unendlich oft. Ich bin seit Jahrzehnten auch nahezu jedes Wochenende im Stadion.

profil: Der Verein konnte immer mit Ihnen rechnen? Müller-Wohlfahrt: Ich habe viele meiner Urlaube abgebrochen, sobald der Anruf kam: "Wir brauchen dich! Nimm den nächsten Flieger!" Egal wo ich mich gerade auf der Welt befand. Das ist meine Erziehung: Pflichterfüllung steht an oberster Stelle. Ein Nein gibt es bei mir nicht. Braucht mich ein Patient, muss ich bei ihm sein, ihm helfen.

profil: Wie im August 2016, als Sie in Südfrankreich Urlaub machten und der Sprinter Usain Bolt eine SMS schickte: "Doc, ich habe Muskelschmerzen, ich kann nicht trainieren. Was kann ich machen? Was empfiehlst du mir?" Müller-Wohlfahrt: In der Sekunde überlegte ich: Wie sag ich's meiner Frau? Sie sah es mir aber sofort an, dass ich schon auf dem Sprung war. Sie sagte zu mir: "Du musst sofort los." Usain war gerade in Brasilien, um seinen Olympiatitel im Hundertmeterlauf zu verteidigen. Jede Minute zählte. Ich hatte aber keinen Reisepass und schon gar nicht meinen Medizinkoffer dabei. Also rief ich in der Praxis in München an und schlug Alarm: "Sucht schnell alles zusammen und schickt jemanden in meine Wohnung, um den Reisepass zu holen." Zwei Mitarbeiterinnen packten die Medizin sowie meinen Pass ein und rasten zur Übergabe mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen, während ich von Nizza einflog. Das für diesen Tag geplante Mittagessen mit U2-Mastermind Bono und seiner Frau Ali mussten wir übrigens absagen.

Ich konnte mit Guardiola nicht weiter zusammenarbeiten. Er ignorierte mich, hörte nicht auf mich. Er wich mir von Beginn an aus.

profil: Bolt widmete Ihnen schließlich sein Olympia-Gold in Rio de Janeiro 2016. Müller-Wohlfahrt: Bei der Entscheidung, ob er mithilfe meiner Behandlung an den Olympischen Spielen teilnehmen kann, musste ich Nervenstärke bewahren. Und mit Gottvertrauen geht das schon.

profil: Das kam Ihnen in den Konfrontationen mit dem ehemaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola offenbar abhanden. Im Frühjahr 2015 verloren die Bayern das Champions-League-Spiel gegen den FC Porto, worauf es in der Kabine zu Schreiduellen gekommen sein soll. Müller-Wohlfahrt: Jedenfalls ist in diesem Moment meine Entscheidung gefallen, mich als Mannschaftsarzt zurückzuziehen. Meinen Rücktritt erklärte ich aber erst nach der Ankunft in München. In der Kabine in Porto dachte ich: Es macht keinen Spaß mehr. Ich konnte mit diesem Trainer nicht weiter zusammenarbeiten. Er ignorierte mich, hörte nicht auf mich. Er wich mir von Beginn an aus. Guardiola mied mich richtiggehend, wenn ich ihn sprechen wollte. Es hatte keinen Zweck mehr.

profil: Guardiola wurde im Frühjahr 2013 zum Bayern-Trainer berufen. Wie entwickelte sich Ihre Beziehung zu ihm? Müller-Wohlfahrt: Die Mannschaft war damals am Gardasee auf Trainingslager, alle waren himmelhoch aufgewühlt: "Jetzt bekommen wir den besten Trainer der Welt! Aus Bayern wird ein zweites Barcelona!" Wir schwebten auf Wolken. Schon am dritten Tag stellte er mich forsch. Da ahnte ich bereits: Hoppla, das wird was geben!

profil: Was geschah damals? Müller-Wohlfahrt: Er kam auf mich zu, blaffte mich an: "Was ist denn hier los? Sie leiten die beste medizinische Fußballabteilung der Welt, und ich muss mich mit Dauerverletzten herumplagen!" Man kann Prognosen stellen, man kann aber unmöglich auf den Tag genau voraussagen, wann die Folgen einer Operation abgeklungen sein werden. Das ist menschenunmöglich. Es gab damals bei zwei Spielern Verzögerungen. Das aber ist Tagesgeschäft.

profil: Ein Berliner Blatt meldete damals, Sie hätten Guardiola als "Katalanenlackl" beschimpft. Müller-Wohlfahrt: Das stimmt nicht. Ich rede nie schlecht über Dritte. Ich habe bis zur Veröffentlichung von "Mit den Händen sehen" noch nie über ihn öffentlich gesprochen. Ich hätte gern, tat es aber nicht. Das Buch ist meine Antwort.

profil: Die "Süddeutsche Zeitung" kleidete den Konflikt in diese Worte: Da seien zwei "ballonhafte Riesenegos" aufeinandergestoßen. Müller-Wohlfahrt: Ich halte mich an meine Linie, und ich weiß, was ich will. Aus Gefälligkeit dem Trainer gegenüber gehe ich davon sicher nicht ab. Ich muss mir treu bleiben, dem jeweiligen Patienten nach bestem Wissen und Gewissen helfen. Ich bin nicht des Trainers Wunscherfüller. Glauben Sie wirklich, Jupp Heynckes, der aktuelle Bayern-Coach, oder ein Mann wie Ottmar Hitzfeld, der mit Bayern die Champions League gewann, haben kleinere Egos?

profil: Warum klappte Ihre Zusammenarbeit ausgerechnet mit Guardiola nicht? Müller-Wohlfahrt: Ich arbeitete während meiner Zeit bei den Bayern und als Mannschaftsarzt der deutschen Fußballnationalmannschaft mit fast 25 Trainern zusammen. Gegenseitige Wertschätzung, die jedes gute Teamwork auszeichnet, war dabei immer selbstverständlich. Man bringt Opfer und möchte dafür geachtet werden. Das war bei Guardiola aber nie der Fall.

Normalerweise bleibt ein Trainer dicht an seinem Team. Alle großen Trainer halten das so. Unter Guardiola war alles anders.

profil: Haben Sie sich später erneut herzhaft gegenseitig angebrüllt? Müller-Wohlfahrt: Das ging ja nicht. Guardiola wandte sich immer nur ab, der wollte nichts von mir. Für Pep war ich Luft.

profil: Sie schreiben in Ihrem Buch auch, Guardiola habe beim FC Bayern die Uhr zurückgedreht. Müller-Wohlfahrt: Durchaus. Wir hatten bereits lange vor Guardiola begriffen, wie wichtig das Vorbereitungstraining vor dem eigentlichen Fußballtraining ist. Unter Heynckes wird die Mannschaft von Fitness-, Reha-und Co-Trainern betreut. Ich war erst heute früh bei der Mannschaft. Vor dem eigentlichen Training wird aufgewärmt, gedehnt, mit kleinen Gewichten gearbeitet. Eine Freude zum Zusehen. All das hatte Guardiola abgeschafft. Die Spieler liefen unter ihm auf das Feld, wärmten sich schnell auf, ein paar Sprünge, kurze Sprints. Dann kam schon das Fußballtraining, das überwiegend aus Schnelligkeitsausdauer bestand: Sprint, Sprint, Sprint bis zum Abwinken. Die Verletzungsrate schnellte unter Guardiola hoch. Unter Heynckes müssen wir uns um drei Muskelverletzungen im Jahr kümmern, Guardiola trieb diese Zahl dagegen in astronomische Höhen.

profil: Guardiola soll sich vor wichtigen Spielen auch selten in unmittelbarer Nähe zur Mannschaft aufgehalten haben. Müller-Wohlfahrt: Das war eigenartig. Er ließ sich ein eigenes Zimmer im Stadion einrichten, mied vor entscheidenden Spielen den Kontakt zum Team. Er ließ zuerst die Mannschaft einlaufen, erst dann kam er aufs Feld. Normalerweise bleibt ein Trainer dicht an seinem Team. Alle großen Trainer halten das so. Unter Guardiola war alles anders.

profil: Was wird wohl Guardiola eines Tages über Sie schreiben? Müller-Wohlfahrt: Er hat mich ja nie begriffen. Er gab sich keine Mühe, mich zu verstehen. Es ging auch immer um Prävention. Ich kann mit meiner Erfahrung durch Zuschauen und nach dem Untersuchungsbefund abschätzen, ob Verletzungen drohen. Ich kann beurteilen, ob eine solche zu befürchten ist, sobald der Tonus im Muskel ansteigt. Behandelt man die Ursache, sinkt der Tonus auf normalen Spannungszustand. Das konnte man Guardiola aber nicht erklären. Das verstand er nicht, es interessierte ihn schlicht nicht. Das aber ist moderne Sportmedizin.

profil: Sie sind ein weltweit gefragter Orthopäde, behandeln in Ihrer Praxis Prominente wie normale Patienten. Man könnte glauben, Ihr Tag habe 36 Stunden. Müller-Wohlfahrt: Ich hatte nie das Gefühl, übermäßig viel zu arbeiten. Ich genieße meine Freizeit, auch wenn sich keine Hobbys mehr ausgehen. Als ich Boris Becker betreute, versuchte ich es kurz mit Tennis. Zu meiner ersten Trainerstunde kam ich zehn Minuten vor Ende der Übungseinheit. Seit damals verzichte ich auf Hobbys.

profil: Tennislegende Boris Becker humpelt inzwischen als Sportinvalide durchs Leben. Müller-Wohlfahrt: Unsere Wege haben sich leider getrennt. Bis zum Ende seiner Profijahre behandelte ich ihn häufig. Boris rief, ich kam, jahrelang. Paris, London, New York, Melbourne. Das entspricht meiner Berufsauffassung. Dann kamen aber Schaukämpfe und unwichtige Turniere. Da sagte ich ihm: "Boris, ich habe in München viele Leute zu behandeln, die kann ich nicht einfach nach Hause schicken, ich kann jetzt nicht zu dir kommen."

Mit Bono von U2 sind wir befreundet. Er kam wegen eines Bandscheibenleidens nach München.

profil: Popstar Eric Clapton war ebenfalls einer Ihrer Patienten. Müller-Wohlfahrt: Das fällt unter die ärztliche Schweigepflicht. Ich bin sein größter Fan, ich mag ihn als Mensch, und als Musiker ist er unübertroffen. Mit Bono von U2 sind wir befreundet. Er kam wegen eines Bandscheibenleidens nach München. Das darf ich verraten, weil es bereits überall gemeldet worden ist.

profil: Haben Sie mit 75 noch große Pläne? Müller-Wohlfahrt: Ich denke über mein Alter nicht nach. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr zu arbeiten. Ich habe das Gefühl, ich kann noch lange. Es ist kein Ende in Sicht.

profil: Sie arbeiten, bis Sie eines Tages mit den Füßen voran aus Ihrer Praxis getragen werden? Müller-Wohlfahrt: Absolut. Patienten erkundigen sich wegen meines Alters, ich selbst denke nie daran. Ich fühle mich viel zu gut, um aufzuhören.

profil: Den 100-Meter-Sprint absolvierten Sie zu Ihren besten Zeiten in elf Sekunden. Wie schnell sind Sie heute? Müller-Wohlfahrt: Man überschätzt sich gern. Sicher nicht schneller!?

profil: Von Ihnen kursieren zwei Spitznamen: Mull und Winnetou. Welcher ist Ihnen lieber? Müller-Wohlfahrt: Ich bin Mull, seit ich zehn Jahre alt war, seit der ersten Oberschule. Damals gab es in unserer Klasse mit 44 Schülern drei Müller. Ich war zuerst Muller. Mull blieb mir.

Wolfgang Paterno

Wolfgang Paterno

ist seit 2005 profil-Redakteur.