YouTuber Leigh Ellis
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NBA-YouTuber Leigh Ellis: „Man muss ein Risiko eingehen, damit sich etwas ändert“

Als Basketball-Kommentator wurde der Australier Leigh Ellis zum Podcast- und YouTube-Star. Jetzt geht er dorthin, wo der Sport seine Wurzeln hat. Erster Stopp: ein Platz am Rand von Ljubljana.

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Am besten trifft man Leigh Ellis, US-Basketball-Reporter und Social-Media-Star, dort, wo jedes gute Spiel beginnt und endet: auf einem Basketballplatz an der Peripherie. Schauplatz dieser ungewöhnlichen Geschichte: ein Industrieviertel in Ljubljana, Slowenien. Sportanlagen, Skatepark, Tennis-Stüberl – und der blau-weiß gestreifte Court, auf dem der slowenische NBA-Star Luka Dončić (derzeit: Dallas Mavericks) das Spiel gelernt hat. Der gebürtige Australier Ellis, kurze Shorts, Dreitagebart, aufgekratzte Vorfreude, bereitet sich gerade auf seinen ersten größeren Drehtag vor. Vor kurzem hat der 46-Jährige seinen Job als NBA-Kommentator (beim äußerst erfolgreichen Podcast „No Dunks“) gekündigt, reist seither von Land zu Land und wirft mit Basketball-Fans auf der ganzen Welt ein paar buckets, also Körbe. Sein Ziel: Menschen kennenzulernen und zu erkunden, wo die Stars der NBA, der wichtigsten Basketball-Liga der Welt, ihre Wurzeln haben. Entstehen soll daraus eine Reise/Basketball-Show (Arbeitstitel: „20 Cities, 20 Countries, 20 Games“) auf YouTube und Instagram – vielleicht auch mehr. Es geht los: gemütliches Aufwärmen, Freiwurf-Training, schnelles Passspiel und zwischendurch ein paar Fragen.

Sie starten Ihre Basketball-Welttournee in Südosteuropa, am Balkan und in Griechenland. Was ist hier so besonders?
Leigh Ellis
Es gibt in Südeuropa eine lange Basketball-Tradition. Der Kroate Dražen Petrović gehörte zu den ersten europäischen Stars der NBA. Heute sind es Spieler wie der Slowene Luka Dončić, der Serbe Nikola Jokić und natürlich Giannis Antetokounmpo aus Griechenland, die die NBA dominieren.

Elf Jahre lang war Ellis Teil eines Teams von Sportjournalisten, hat mit den NBA-Kommentatoren J.E. Skeets, Trey Kerby und Tas Melas eine äußerst erfolgreiche TV-Show (“The Starters”) beim Medienunternehmen Turner gehostet und ein kleines Medienimperium (“No Dunks”) aufgebaut – inklusive weltweiter Fan-Schar. Diesen Herbst hat er, nach über 2500 Folgen, seinen Kommentatoren-Job gekündigt und sich, gemeinsam mit seinem Produzenten Bryan Melton, auf seine erste Reise als Basketball-Botschafter gemacht. Inspiration fand er bei dem früh verstorbenen Weltreise-Koch Anthony Bourdain und dessen TV-Show.

Wonach suchen Sie auf Ihren Reisen?
Ellis
Ich suche nicht nur nach den Wurzeln der aktuellen NBA-Stars, sondern möchte erfahren, wie die Menschen an diesen Orten mit dem Sport umgehen. Luka Dončić kommt aus einem Land, das gerade einmal zwei Millionen Einwohner hat und ist mit seinen jungen Jahren einer der besten Spieler der Welt. Es könnte sein, dass er in dieser Saison zum wertvollsten Spieler, zum Most Valuable Player, gewählt wird. Irgendwoher muss das ja kommen.
Leigh Ellis

Wenn Leigh Ellis über das Spiel von Luka Dončić spricht, kommt er schnell ins Schwärmen. Dončić, gerade mal 23 Jahre alt, sei eben nicht der typische NBA-Spieler. Er hat weder einen besonders athletischen Körperbau, kann nicht besonders hoch springen und sich nicht besonders schnell bewegen. Aber Dončić habe eben, so Ellis, dieses besondere Basketball-Gen in sich; er weiß, wann er den Wurf versuchen soll und ziert sich nicht, im richtigen Moment Entscheidungen zu treffen.

Durch die Klimakrise sind Fernreisen in Verruf geraten. Haben Sie Ihre Art des Unterwegsseins deswegen verändert?
Ellis
Mir ist bewusst, dass Flugreisen zu den schlimmsten Verschmutzungen gehören. Soweit es geht, versuche ich auf Flüge zu verzichten und suche nach Alternativen. Aber es ist nicht nur das Reisen, das sich negativ auswirkt, es ist auch der Fleischkonsum, es sind all die Waren, die wir kaufen und nie verwenden. Natürlich kann man so einen Trip zwischen den USA und Europa nicht ohne Flugzeug bewältigen, aber ich versuche, meinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

 

Leigh Ellis
Krieg in Europa, Pandemie, Klimakrise: Was ist Ihre persönliche Überlebensstrategie?
Ellis
Ehrlich gesagt: einfach durchhalten. Die Pandemie hat mir gezeigt, dass man im Leben nicht nur auf Veränderungen warten und hoffen kann. Ich trage meine Weltreise-Idee schon länger mit mir herum. Dazu gehört, meine Karriere in eine andere Richtung zu lenken, meinen Job aufzugeben und mir über die finanzielle Sicherheit meiner Familie Sorgen zu machen. Man muss ein Risiko eingehen, damit sich etwas ändert. Heute hätte ich nur Angst, es nicht probiert zu haben.
Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil.