Titelgeschichte

Franz Antel: „Den Filmjuden auf die Finger schauen“

„Ein alter Nazi und stolz darauf“ – der 2007 verstorbene Antel „floh“ 1936, nach NS-Deutschland, und gab dort an, seit 1933 ein „illegales“ NSDAP-Mitglied zu sein. [E-Paper]

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Seine letzten Tantiemen bezog er für Krautfleisch. So legendär war Franz Antels Rezept, dass es jahrzehntelang auf allen „Adabei“-Seiten gepriesen wurde: Antel und seine Krautfleisch-Party – ein Fixpunkt im Jahreskreis des „Seitenblicke“-Trosses, in dem sich Promis wie der Wussow-Clan, das Bürgermeister-Ehepaar Helmut Zilk und Dagmar Koller,  Filmproduzent Karl Spiehs, Soubrette Birgit Sarata, Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler und ihr Mann, der Schauspieler Helmuth Lohner, sowie etliche andere tummelten.

Aber diese Zeiten waren im Jahr 2006 vorbei: Nach einem Sturz sitzt Antel, der Altmeister handwerklich gediegener, inhaltlich meist seichter filmischer Unterhaltungsware – er ist jetzt 93 Jahre alt – in einem Seniorenheim in Wien-Währing. Er ist so pleite, dass die Inzersdorfer Konservenfabrik als Akt reiner Nächstenliebe Szegediner Krautfleisch nach seinem Rezept in Dosen abfüllt und ihn mitverdienen lässt. „Sacher“-Besitzerin Elisabeth Gürtler schickt manchmal Süßes aus der Backstube ihres Hotels, Bernhard Paul richtet mit seinem Zirkus Roncalli eine Benefizgala aus.

Ein bitteres Ende für einen Mann, der mit einem Œuvre von rund 90 Filmen österreichische Kinogeschichte schrieb – darunter Klassiker wie die Komödie „Hallo Dienstmann“ (mit dem legendären Duo Paul Hörbiger und Hans Moser) und  dem Spionage-Thriller „Oberst Redl“ mit Oskar Werner im Titelpart. Sein letzter, viel beachteter Erfolg war „Der Bockerer“ aus dem Jahr 1981. Karl Merkatz spielte in der Verfilmung des Bühnenstücks von Ulrich Becher und Peter Preses den Wiener Fleischhauer Karl Bockerer, der sich mit Schmäh und Bauernschläue gegen das NS-Regime zur Wehr zu setzen versucht und dabei mitansehen muss, wie die Ehefrau und Sohn zu glühenden Anhängern des Führers mutieren. Ideologisch zählte „François Legrand“, wie Antel sich manchmal gerne nannte, zu letzterer Kategorie, wie eben gefundene, bislang unbekannte Akten beweisen.

Am Ende seines Lebens war die mit vielen Auszeichnungen der Republik dekorierte Regie-Legende und der langjährige Liebling der „Seitenblicke“-Society von den Almosen früherer Freunde abhängig. Er hatte auf zu großem Fuß gelebt, sich, schon hochbetagt, mit einem Johann-Strauß-Film verspekuliert und auch sonst nicht geknausert: Als ihn seine Frau Sibylla, die ehemalige Sekretärin des deutschen Starmimen Curd Jürgens, 2002 verließ und mit einem gewissen Roland eine geräumige Wohnung bezog, zahlte Antel die Miete. Was solle er denn tun, klagte er damals einer Illustrierten, er habe ja nur noch Sibylla. Und setzte seufzend hinzu: „Ich konnte ja nicht wissen, dass ich so alt werde.“

Als Franz Antel 2007 94-jährig stirbt, hat er ein pralles Leben hinter sich. Ein zu pralles Leben, wie sich jetzt herausstellt, denn in dieser Biografie finden sich einige unschöne Flecken, die er sich während des NS-Regimes eingehandelt hatte und die Antel, der sich gerne als „unpolitisch“ bezeichnete, zeitlebens zu verbergen wusste.

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