ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick
ÖFB-Konflikt

ÖFB-Präsident Bartosch kritisiert den Teamchef: „Rangnick ist sehr schwierig“

Ralf Rangnick ist in der deutschen Bundesliga bei Topklubs begehrt. Im ÖFB hingegen formieren sich gerade die Funktionäre gegen ihn. Gegenüber profil kritisieren der Präsident und sein Vize den Teamchef scharf.

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Ralf Rangnick als Dortmund-Sportchef? Die „Sport Bild“ schreibt aktuell vom intensiven Interesse der Deutschen. Auch der FC Bayern schielt gerade nach Österreich. Laut profil-Informationen hält Ehrenpräsident Uli Hoeneß große Stücke auf Rangnick, den er gerne als Mastermind in München hätte. Anders die Situation beim ÖFB. Da formiert sich gerade eine Funktionärs-Riege, „die Rangnick loswerden will“, wie ein Insider profil erzählt. Die Niederlage gegen Serbien am vergangenen Sonntag befeuert das Vorhaben. Mit ihren Ressentiments hielten sich viele Funktionäre bislang zurück – aufgrund von Erfolgen und dem Publikumszuspruch. Nun aber ist Rangnick zum ersten Mal, seit er das ÖFB-Team 2022 als Teamchef übernommen hat, gescheitert: am Aufstieg in die Gruppe A der Nations-League.

ÖFB-Vizepräsident Gartner: „Wir sind mit Rangnick nicht weiter als unter Foda“
„Nüchtern betrachtet sind wir mit Rangnick nicht weiter als unter Foda“, kritisiert ÖFB-Vizepräsident Johann Gartner gegenüber profil. „Seine Spielweise ist ausrechenbar. Mir fehlen die Tore und die Ergebnisse. Ich erwarte mir vom Teamchef neue Ideen.“ Der Aufschwung des Nationalteams – etwa der EM-Vorrunden-Gruppensieg vor Frankreich und den Niederlanden – verliehen Rangnick Macht. Nun sagt Gartner zum profil: „Der sportliche Erfolg hat vieles kaschiert. Aber die Stimmung hat sich gedreht.“

Im profil-Gespräch äußern ÖFB-Präsident Wolfgang Bartosch und sein Vize Johann Gartner heftige Kritik an Rangnick. Die Funktionäre stoßen sich nicht bloß an der Niederlage. Sondern vielmehr am dominanten, fordernden Rangnick, der nicht nur als Trainer agiert – sondern alles verbessern will und dabei seinerseits schonungslos Kritik übt.

An diesem Freitag wollen die ÖFB-Bosse, darunter neun Landesverbandspräsidenten und Bundesliga-Vertreter, über einen neuen Präsidenten beraten, der am 18. Mai offiziell gewählt werden soll. Und jetzt ist schon klar: Machtpolitik steht im Vordergrund. Der Hintergrund: Rangnick trieb in den letzten Monaten die Professionalisierung seines Teams voran. Er erhielt einen vergrößerten Trainerstab, neue Physiotherapeuten, einen Team-Manager und einen eigenen Pressemann. Viele Funktionäre störten sich daran. Sie hätten das Geld lieber in ihre Landesverbände fließen sehen. Das warfen sie ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold vor. Die Folge: Im November wurde Neuhold gekündigt. 

ÖFB-Präsident Bartosch über Rangnick: „Er setzt immer eigene, unberechenbare Schritte“
Rangnick und Spieler um David Alaba setzten das Präsidium unter Druck, forderten einen Verbleib Neuholds – und drohten, künftig nicht mehr unter ihrem Marktwert für ÖFB-Sponsoren zur Verfügung zu stehen, sondern höhere Gagen zu verlangen. Im Präsidium wurde mit den Zähnen geknirscht. Im Jänner kam es laut profil-Informationen zu einem Gespräch zwischen ÖFB-Präsident Bartosch und Rangnick. „Ihm ist es darum gegangen, dass wir professioneller werden“, erzählt Bartosch dem profil. „Ich habe ihm weitgehend alle seine Wünsche erfüllt.“ Etwa auch die Aufhebung der Kündigung Neuholds. Rangnick betonte immer wieder, dass es ihm nicht um die Person Neuhold gehe, sondern um ein professionelles Umfeld. Der Teamchef will sein großes Ziel vorantreiben: die WM 2026. Viele ÖFB-Funktionäre sehen ihn aber kritisch. Sie fürchten die Allianz aus Teamchef und Starspielern, die sie zusehends ihrer Allmacht beraubt. 

„Rangnick ist sehr schwierig“, kritisiert Präsident Bartosch im profil-Gespräch. „Ich versuche den Kontakt aufrecht zu erhalten, aber er setzt immer eigene, unberechenbare Schritte.“

Gerald Gossmann

Gerald Gossmann

Freier Journalist. Schreibt seit 2015 für profil kritisch und hintergründig über Fußball.