ÖFB-Team gegen Island möglicherweise mit Junuzovic
Die Genesung von Junuzovic gehe "überraschend gut" voran, berichtete der Coach. "Wir sind alle sehr zufrieden mit seinem Heilungsverlauf. Aber ob es für morgen reicht, wissen wir nicht", erklärte Koller und versprach: "Wir werden ihn nicht einsetzen, wenn ein Restrisiko bleibt."
Junuzovic hatte vor einer Woche beim 0:2 gegen Ungarn einen Außenband-Teilabriss im rechten Knöchel erlitten und gegen Portugal (0:0) pausieren müssen. Im letzten Training am Dienstagabend übte der 28-Jährige in den ersten 15 Minuten auf dem Platz, aber teilweise individuell.
Überraschungen sind im entscheidenden Gruppenspiel um den Aufstieg ins Achtelfinale nicht ausgeschlossen - weder was das Personal, noch was das System betrifft. "Ich kann mir viel vorstellen", sagte Koller auf die Frage, ob etwa eine Variante mit einer Dreierkette denkbar sei.
Eine klare Ansage des 55-Jährigen gab es im Zusammenhang mit David Alaba. "Er wird sicher spielen", meinte Koller. "Auf welcher Position, wird man sehen." Trotz dessen enttäuschender Auftritte im bisherigen EM-Verlauf sei Alaba nach wie vor ein Schlüsselspieler. "Er hat unglaublich viele Fähigkeiten", lobte Koller den Bayern-Star.
Es sei verständlich, dass man nicht regelmäßig auf Top-Level spielen könne - noch dazu, wenn die Erfahrung fehle. "Man muss nicht auf Teufel komm raus auf jeden Ball gehen und jeden Sprint anziehen", meinte Koller. Diesbezüglich werde die EM für den bald 24-Jährigen wichtige Erkenntnisse bringen.
Mit Alaba wohl wieder in einer defensiveren Position als gegen Portugal gilt es, drei Punkte gegen Island einzufahren, ansonsten ist die EM für das ÖFB-Team schon nach der Gruppenphase wieder vorbei. Dennoch wird man von den Österreichern nicht gleich von Beginn an volles Risiko sehen. "Beide Mannschaften brauchen einen Sieg, ich glaube aber, dass beide nicht auf Teufel komm raus loslegen werden", vermutete Koller.
Was Einsatzbereitschaft, Kampfgeist und Defensivstärke betrifft, könne der Auftritt gegen Portugal für Mittwoch als Vorbild dienen, sagte Koller. "Doch fußballerisch haben wir sicher noch nicht gezeigt, was wir können. Wir brauchen hundertprozentigen Einsatz, aber auch Passstärke und Lockerheit", lautet die Devise des Teamchefs. Außerdem forderte Koller: "Unser Ziel muss es sein, hinter ihren Rücken zu kommen."
Dieses Vorhaben dürfte nicht einfach werden, schließlich gelten die Isländer als äußerst defensivstark. "Sie arbeiten diszipliniert in der Gruppe und haben auch den einen oder anderen, der ein Spiel alleine entscheiden kann", warnte Koller.
Aufgrund der physischen Stärke der Isländer sieht der ÖFB-Trainer im läuferischen Bereich keinen Vorteil für seine Mannschaft. "Aber dafür einen kleinen Vorteil im fußballerischen Bereich. Ich hoffe, dass wir das auch umsetzen können."
Dafür spricht laut Koller unter anderem die gute Atmosphäre innerhalb des Teams. "Wir haben eine super Stimmung, es ist kein Lagerkoller dabei. Jetzt gilt es, das umzusetzen und den Sieg einzufahren, auch wenn es sehr schwierig wird."
Sollten drei Punkte geholt werden, wäre das gleichbedeutend mit dem erstmaligen Einzug des ÖFB-Teams in eine EM-K.o.-Phase. "Das wäre ein Erfolg für das Land, die Spieler und die Betreuer", erklärte Koller, der sich am Dienstagnachmittag auch mit den in den vergangenen Tagen oft kritisierten Rasenverhältnissen im Stade de France vertraut machte. "Ich hoffe, dass der Platz gut sein wird, aber er wird für beide Mannschaften gleich sein." Beim ÖFB-Abschlusstraining waren weite Teile der Sechzehner mit Planen abgedeckt.
Mit einem Sieg über Island hätten die Österreicher das Achtelfinal-Ticket als einer der vier besten Gruppendritten so gut wie sicher in der Tasche. Sollte gleichzeitig Portugal gegen Ungarn nicht gewinnen, würde man als Zweiter in der Runde der letzten 16 am Montag in Nizza gegen England antreten.