Fussball

Tonis Traum

Anton „Toni“ Polster war einmal Österreichs größter Fußballstar, ein Goalgetter und Glückskind. Dann folgten Pleiten, Pech und Pannen. Das neue Jahr hätte er beinahe nicht erlebt. Nun wird er 60 und klagt den ÖFB wegen dreier Tore, um die er sich betrogen fühlt. Begegnung mit einem ewigen Torjäger.

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Toni Polster schleppt sich über den Platz, ein Bein zieht er etwas nach. Rollt ein Ball auf ihn zu, tippt er ihn lustlos weiter. Ein kurzer Pass sei noch drin, sagt er. Ein bisschen Gaberln auch. Schießen nicht mehr. Polster, 59, der erfolgreichste Torjäger der österreichischen Fußballhistorie, trägt zwar Jogginghose und Fußballschuhe, aber Schießen, sagt er, das sei ihm mittlerweile „viel zu gefährlich“. Man werde „mit dem Alter ja nicht beweglicher. Ich könnte mir das Kreuz verreißen.“ Selbst beim Sockenanziehen überlege er inzwischen, „ob ich zwei, drei andere Sachen auch gleich erledigen kann, wenn ich schon einmal unten bin“. Im Herbst hat er eine neue Hüfte bekommen – und die zwickt noch. Einmal springt ein Ball an ihm vorbei, Polster will ihm nach, doch er kommt nicht weit. Eigentlich wollte er sofort mit der Reha beginnen, „damit ich keinen hatscherten Gang bekomme“. Kurz vor Silvester kam aber etwas dazwischen. Polster war ungewöhnlich übel, er fuhr ins Krankenhaus. Die Diagnose: Magendurchbruch. Not-OP. Erst hatte er gar nicht zum Arzt wollen, sondern ein Aspirin schlucken und schlafen gehen. Seine Frau redete ihm zu. „Wäre ich zu Hause geblieben“, sagt er, „hätte ich die Nacht nicht überlebt.“ Dass Polster, roter Kapuzenpulli, schlohweißes Haar, schon wieder auf dem Fußballplatz herumtrabt, gleicht einem Wunder. Fast zehn Kilo hat er verloren. „Ich habe viel zu viel Kaffee getrunken – zum Frühstück drei bis fünf Tassen.“ Nun habe er Kaffee, fettes Essen und auch den Alkohol stark reduziert: „Die Verdauungsschnapserl werde ich künftig weglassen.“

Gerald Gossmann

Gerald Gossmann

Freier Journalist. Schreibt seit 2015 für profil kritisch und hintergründig über Fußball.