Portugal steht im EM-Finale
Ronaldo zog in der Liste der erfolgreichsten Torschützen bei Europameisterschaften damit mit Michel Platini gleich und hält wie der Franzose nun bei neun Treffern. Die Chance, seine Ausbeute zu erhöhen ergibt sich im Finale am Sonntag im Stade de France von Saint-Denis. Der Endspiel-Gegner der Portugiesen, die zuvor keines ihrer fünf Turnierspiele in der regulären Spielzeit gewonnen hatten, wird am Donnerstag (21.00) in Marseille zwischen Weltmeister Deutschland und Gastgeber Frankreich ermittelt.
Nach einer frustrierenden ersten Spielhälfte durfte sich Ronaldo mit Schlusspfiff feiern lassen. Portugals Rekordtorjäger (61 Tore) kämpft bei seiner vierten EM wie bei seinem Debüt vor zwölf Jahren um die europäische Krone. Kurz nach der Pause brach er in einer zuvor von wenigen Höhepunkten geprägten Partie den Torbann. Nach einer kurz abgespielten Ecke stieg Ronaldo bei einer Flanke sehenswert hoch, Wales-Keeper Wayne Hennessey hatte keine Chance.
Keine vier Minuten später lieferte Ronaldo dann die Vorlage für Nani, der erfolgreich in einen Schussversuch seines Sturmkollegen spritzte. Fast hätte der Superstar von Real Madrid in seinem dritten EM-Halbfinale (2004, 2012, 2016) noch sein 10. EM-Tor nachgelegt, sein Freistoß in der 63. Minute zischte aber über die Latte. Dabei war die Partie zunächst gar nicht nach seinem Geschmack verlaufen.
Viel war vom Duell der beiden Klubkollegen Gareth Bale und Ronaldo die Rede gewesen. Und der Waliser war vor der Pause der auffälligere der beiden Real-Stars. Ronaldo wurde von seinen Mitspielern immer wieder mit hohen Bällen gesucht, gegen die walisischen Verteidiger hatte er dabei keinen leichten Stand. Bale hingegen zeigte den einen oder anderen Tempolauf und brachte im Unterschied zu seinem Pedant auch Bälle Richtung Tor.
Portugals Torhüter Rui Patricio hatte beim Versuch des Walisers (23.) aber keine Probleme. Kurz darauf kam Andy King für den EM-Debütanten zu einer Kopfballmöglichkeit. King stand für den gesperrten Aaron Ramsey auf dem Spielfeld, der den Briten als Drehscheibe im Mittelfeld sichtlich abging. In der Abwehr vertrat James Collins den ebenfalls aufgrund einer Gelb-Sperre fehlenden Ben Davies.
Bei Portugal nicht bemerkbar machte sich schlussendlich das Fehlen von Abwehrchef Pepe, der aufgrund einer Muskelverletzung im Oberschenkel nicht im Kader stand. Vertreten wurde der Real-Profi von Raubein Bruno Alves, der zu seinem ersten EM-Einsatz kam. Bis auf Alleinunterhalter Bale hatten die Portugiesen den Gegner aber gut im Griff. Hal Robson-Kanu und der eingewechselte Sam Vokes, im Viertelfinale gegen Belgien noch Helden der Briten, kamen nicht zur Geltung. Nach dem 2:0 war Portugal einem deutlicheren Sieg näher. Joao Mario (66.) schoss am Tor vorbei, bei einem Abschluss von Danilo (78.) konnte Hennessey gerade noch vor der Linie retten.
Ronaldo meinte nach dem Spiel: "Wir haben einen langen, harten Weg hinter uns. Aber wir haben immer an uns geglaubt. Es ist besser, schwach anzufangen und dann stark aufzuhören. Aber noch haben wir nichts gewonnen. Es ist ein Traum für Portugal, es ist ein Traum für mich, ich will für Portugal gewinnen. Wir sind knapp dran, ich denke, dass wir es schaffen können. Ich hoffe, wir gehen am Sonntag lachend vom Platz und müssen nicht weinen wie vor zwölf Jahren." Auch Nani blickt schon in Richtung Finale: "Für das Finale kann man sich den Gegner nicht aussuchen. Wir müssen an uns glauben und unser Bestes geben."