Präsidentenspiele im Österreichischen Fußball-Bund
Im Fokus der Öffentlichkeit stehen derzeit die Länderspiele gegen Moldau, Israel und Schottland. Im Hintergrund wird der neue Präsident des ÖFB gesucht, der am 17. Oktober gewählt wird. Kurz gesagt: Es geht in den nächsten Tagen um Fußballspiele und Machtspiele. Das Spiel hinter verschlossenen Türen beherrschen die Männer aus dem ÖFB-Präsidium, dem Aufsichtsrat des größten Sportverbandes Österreichs. Derzeit werden ganz versteckt Kandidaten ins Spiel gebracht, verunglimpft und der Versuch unternommen, den je eigenen Mann in der Öffentlichkeit und bei den Entscheidungsträgern gut zu positionieren.
Am Anfang stand die Idee einer externen Lösung. Sozusagen: Ein Mann ohne Mief im Beamtenapparat. Der Selfmade-Millionär Roland Schmid, 44, würde gerne Präsident werden und hatte bereits Gespräche mit ÖFB-Vertretern. Die Kronenzeitung brachte ihn auf einer bunten Doppelseite groß ins Spiel (was Schmid aber intern mehr geschadet als geholfen haben dürfte). Der ehemalige Generalsekretär der Europäischen Fußballligen Georg Pangl, ein Mann der bereits in höchsten Kreisen des internationalen Fußballgeschäfts verkehrte, hatte sein Interesse bekundet und dem ÖFB gar ein Konzept unterbreitet. Der Inhalt klingt etwas marktschreierisch: Sportlich wolle er Belgien und der Schweiz nacheifern und wirtschaftlich mehr Geld für den ÖFB lukrieren. Wirklich konkret wird er nicht. Laut profil-Informationen hat Pangl aber bereits eine Absage erhalten. Vertreter des niederösterreichischen Fußballlandesverbandes und gar „enge Freunde“ versuchen den Burgenländer aber weiterhin ins Spiel zu bringen. Pangl wird ÖFB-intern seine Firma, die Pangl Football Group, zum Vorwurf gemacht. Dieser beteuert jedoch, dass er ausschließlich mit internationalen Partnern Geschäfte mache und kein Interessenkonflikt bestehe. In Wahrheit dürfte Pangls Wunsch nach größtmöglichem Einfluss auf wenig Gegenliebe gestoßen sein. Der 56-Jährige hätte gerne alle Präsidiumsmitglieder hinter sich versammelt gewusst und ein Durchgriffsrecht bei Entscheidungen angestrebt. Derlei hört man im machtbewussten ÖFB-Gremium nicht gerne.
Den Vorwurf eines Interessenkonfliktes müsste sich bei genauer Betrachtung auch der Unternehmer Roland Schmid gefallen lassen. Dieser pflegt mit seiner Firma RSdigital geschäftliche Beziehungen zu vielen österreichischen Fußballklubs, die seine Kamera-Systeme erwerben. Dazu unterstützt der ehemalige Rapid-Präsidentschaftskandidat den First Vienna FC als Sponsor. Schmid wird als leidenschaftlich und innovativ beschrieben, mit großer Fußballliebe aber ohne große Fachkenntnis.
Seit Beginn dieser Woche kursiert der Name Michael Krammer, ehemaliger Rapid-Präsident und Mobilfunkmanager, in Branchenkreisen. Der 61-jährige soll in letzter Sekunde als Alternative zu Roland Schmid positioniert werden. Offenbar mit viel politischer Unterstützung der ÖVP. Diese Woche wurde Krammer mit Gernot Blümel in Alpbach gesichtet. Der türkise Einfluss ist logischerweise nicht zu unterschätzen. Sechs von neun Landespräsidenten gelten als ÖVP-Nahe. Krammer hatte sich als Rapid-Präsident den Ruf eines Machers rund um den Stadionneubau erworben, in sportlichen Fragen aber tollpatschig agiert. In ÖFB-Kreisen soll Krammer nicht die höchste Beliebtheit genießen, der politische Einfluss könnte das Ruder aber schnell herumreißen.
Als Notlösung gilt der burgenländische Landesverbandspräsident und Unternehmer Gerhard Milletich. Gelingt keine Einigung, könnte man auf den Mann aus dem eigenen Kreis zurückgreifen, ihn als Notnagel installieren und auf die nächste Präsidentenwahl und einen großen Wurf vertrösten. Ein mögliches Szenario: Auf einen ÖFB-Präsidenten Milletich folgt im burgenländischen Landesverband Georg Pangl, der beim nächsten Wahlprozedere in der Verbandshierarchie ganz nach oben klettern könnte.
In jedem Fall könnte ein schaler Beigeschmack zurückbleiben. Roland Schmid pflegt geschäftliche Beziehungen zu einer Vielzahl österreichischer Vereine. Georg Pangl ist ebenso im Fußballbereich unternehmerisch tätig. Michael Krammer wird dem Vernehmen nach von türkiser Seite protegiert. Und Gerhard Milletich würde die von Leo Windtner abgesonderte ÖFB-Botschaft, man wolle einen „Generationswechsel“ einleiten, schlichtweg ad absurdum führen: Windtner ist 71, Milletich 65.
Am Montag will sich das ÖFB-Gremium auf einen oder mehrere Kandidaten einigen, am 11. September diese dann genauer anhören. Neun Landespräsidenten dürfen abstimmen, vier Stimmen hat die Bundesliga (die wie gewohnt – was schon bei der Abwahl von Ruttensteiner/Koller so praktiziert wurde – einheitlich abstimmen will und damit erneut den Ausschlag geben könnte).
Was derzeit ebenso auffällt, aber irgendwo alte ÖFB-Tradition hat: Es sind viele Namen im Spiel. Aber wenige Inhalte.