profil-Morgenpost

Die Bullshit-Bombe

Fake News zu verbreiten wurde zu einer effektiven Waffe der Rechten - auch jetzt im Ukraine-Krieg.

Drucken

Schriftgröße

Der Krieg in der Ukraine ist uns näher denn je. Und das ist nicht geografisch gemeint. Mehrmals täglich taucht er in unseren Social-Media-Feeds auf. Es ist nicht der erste Krieg, der auch in den sozialen Medien ausgetragen wird – aber kaum einer ging so viral.

Sogar das Weiße Haus briefte 30 bekannte Menschen auf der Plattform TikTok, um Desinformation entgegenzuwirken. 75% der Ukrainer:innen nützen laut "Economist" das Internet, im Vergleich zu 30% in Syrien in Kriegszeiten oder rund 20% in Afghanistan.

Das nützt beiden Seiten. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, einem ehemaligen TV-Star, liegen die sozialen Medien. Er kann gut mit dieser persönlichen, emotionaleren Art der Kommunikation umgehen, was einer seiner Wahlkampfmanager bestätigt. Der Rest der ukrainischen Regierung tut es ihm gleich.

Wladimir Putin wiederum, der heutzutage nur noch über riesige Besprechungstische hinweg kommuniziert, schickt lieber seine Trollarmee, die seit Jahren bereits mit Fake News die Spaltung westlicher Gesellschaften befeuert. Putin hat die autoritäre Propaganda perfektioniert und die Algorithmen der Plattformen verschaffen ihr exzellente Reichweite, denn sie ist laut, schockierend, schnell und sie pfeift auf Fakten und Konsistenz, wie es Constantin Seibt hier für „Republik“ zusammenfasst.

Richtigstellungen und Faktenchecks – wenn auch wirkungsvoll – erreichen meist nur einen Bruchteil der Menschen. Die Rechten haben Bullshit längst als ihre stärkste Waffe entdeckt, weil man ihr kaum etwas entgegensetzen kann.

Dabei sind der Widerwärtigkeit keine Grenzen gesetzt, wie im Falle einer getöteten Schwangeren in Mariupol. Doch die russische Erzählung scheint in Europa nicht richtig Fuß fassen zu können. Russland versucht indessen, seine Bewohner von allen westlichen sozialen Medien abzuschotten. Ohne empirische Daten der verschiedenen Plattformen lässt sich jedoch kaum eine Aussage treffen, wer den Informationskrieg tatsächlich gewinnt.

So oder so gilt: Bleiben Sie kritisch. Digitalexpertin Ingrid Brodnig gibt in dieser faktiv-Videoserie einfache Tipps zum Erkennen und Entlarven von Fake News und hilft, das heikle Thema auch bei Freunden und Familienmitgliedern anzusprechen.

Einen schönen Mittwoch wünscht,

Ines Holzmüller