profil-Morgenpost: Quoten und Corona
Quoten haben ja oft einen bitteren Beigeschmack. Besonders, wenn man ein ganz bestimmtes Wort davorstellt: Frauen. In ihrem ursprünglichen Zweck, nämlich der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft, sehen viele zugleich eine Bedrohung.
Nun aber ist Corona und irgendwie alles anders. Es geht nicht mehr darum, die Frauenquoten zu erhöhen. Nein, es geht darum, sie zu senken – nicht aber irgendeine Frauenquote, sondern eine ganz bestimmte: Es sind zu 85 Prozent Frauen, die von Corona-bedingter Arbeitslosigkeit betroffen sind. Und das obwohl es gerade Frauen sind, die den Großteil (genauer: 65 Prozent) des systemrelevanten Sektors ausmachen.
In pandemischen Zeiten sind dieese bekanntlich besonders gefordert, erklärt Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl im Gespräch mit profil – in dem sie sich übrigens auch für die Erhöhung des Arbeitslosengeldes ausspricht.
Damit sind wir also wieder bei der Erhöhung: Die gibt es ja auch noch. Die Frage „Mehr oder weniger?“ stellen sich profil-Redakteure Neuhold, Meinhart und Bauer in der aktuellen Ausgabe. Mehr, wenn es um die CO2-Bepreisung geht, sagt zum Beispiel Wifo-Chef Christoph Badelt, um so die Verbrauchsquoten zu senken. Es wird schnell klar: Ein Mehr bedingt oft ein Weniger und ein Weniger oft ein Mehr.
Das hat auch der ORF relativ schnell verstanden, der kurzerhand vergessen hat, Frauen für den Kabarettsommer zu engagieren. Weil die Frauenquote Null heutzutage aber doch irgendwie seltsam ist und nicht mehr stillschweigend hingenommen wird, reagierte er auf Kritik mit einer kleinen Programmänderung – für ein bisschen mehr Vielfalt.
Besonders viel davon gibt’s zum Beispiel bei andererseits.org, einer Initiative für mehr Inklusion im Journalismus. Menschen mit und ohne Behinderung schreiben dort grandiose Geschichten, die zumindest mich ein bisschen ins Grübeln bringen, warum die Diversitätsquoten im Journalismus (auch bei profil) so ausbaufähig sind.
Abschließend ein kleiner Reminder: Ab morgen tritt die Maskenpflicht für Supermärkte, Banken, und Postämter wieder in Kraft. Denn zumindest dort will man die Coronaquoten niedrig halten. Anderswo wird weiterhin auf Eigenverantwortung gesetzt.
Einen schönen Donnerstag,
Johanna Brodträger
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