profil vor 25 Jahren: Forschungsobjekt Liebe
Mit dem „Forschungsobjekt Liebe“ beschäftigte sich die Titelgeschichte vom 26. April 1993. Naturwissenschafter seien zu dem Schluss gekommen, dass „Trennung und Partnerwechsel genetisch programmiert sind“, berichtete profil. Genetische Muster seien zwar „nicht zwangsläufig determinierend“, man könne aber nicht leugnen, dass es „immer seltener der Tod“ ist, „der die Ehepartner scheidet“. Dank gesellschaftlicher Liberalisierung sei es aber möglich, das Ende einer Ehe „nicht mehr als soziales Drama, sondern als angemessenen Schlusspunkt am Ende einer durchlebten Beziehung zu erleben“. So sah das auch die US-Anthropologin Margaret Mead: „Ich war dreimal verheiratet, und keine meiner Ehen war ein Fehlschlag.“
Als Fehlschlag hatten sich internationale Bemühungen erwiesen, den blutigen Konflikt im ehemaligen Jugoslawien zu lösen. Die Debatte zentriere sich nun um die Frage „To bomb or not to bomb?“, wie es der britische „Guardian“ frei nach Hamlet ausgedrückt habe, schrieb profil und lud zum Streitgespräch über „Moral und Politik“. Grünen-Bundessprecher Peter Pilz beklagte, dass der Westen „einfach zur Kenntnis“ nehme, „dass die Schlächterei weitergeht“. Es gebe „kein Patentrezept“, meinte SPÖ-Außenpolitiksprecher Peter Schieder, er müsse an den Satz aus „Dr. Schiwago“ denken, „dass nur in schlechten Büchern die Guten nur gut und die Bösen nur böse sind“. Und Schieders Kollege von der ÖVP, Andreas Khol, meinte: „Ein Politiker, der nicht überzeugt ist, dass Sisyphos ein glücklicher Mann war, ist ohnehin fehl am Platz.“