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Prozess gegen Gérard Depardieu: Ende einer Legende

Der umstrittene Superstar Gérard Depardieu blieb dem Prozess, in dem ihm zwei Frauen sexuelle Aggressionen vorwerfen, fern. Wird das langjährige Nationalheiligtum des Kinos zu Frankreichs Harvey Weinstein?

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Monsieur Depardieu bedaure es sehr, so ließ der pomadisierte Anwalt Jeremy Assous die versammelten Medien im Foyer eines Pariser Strafgerichts wissen, aber die beiden Ärzte seines Klienten hätten diesem verboten, vor Gericht zu erscheinen: Diabetes seit 20 Jahren, vier Bypässe und zunehmende Angststörungen angesichts der drohenden Verhandlung machten ihm ein Erscheinen unmöglich und seien nachgerade „gesundheitsgefährdend“.

„Ohne seine Anwesenheit ist diese Verhandlung sinnlos“, erklärte daraufhin die Anwältin einer der Klägerinnen. Der Prozess wurde auf den 24. März 2025 vertagt, drei Wochen vor dem Termin wird sich Depardieu zwei unabhängigen medizinischen Gutachtern zu stellen haben, um den Verdacht, dass er sich vor dem Prozess nur drücken wolle, zu zerstreuen.

Angeblich gab es eine Referentin auf dem Set, die darauf abgestellt war, sexuelle Angriffe zu verhindern. Nur: Ich habe die nie gesehen, wenn er von Pussys und Schwänzen schwafelte, sie hat sich bei uns auch nie vorgestellt.

Anouk Grinberg, Schauspielerin

Zwei Frauen, die Setdesignerin Amélie Kyndt und eine anonym bleibende Regieassistentin, hatten Depardieu wegen versuchter Vergewaltigung, sexueller Übergriffe und verbaler Obszönitäten auf dem Filmset von „Die grünen Fensterläden“ 2021 angezeigt. In der Verfilmung des gleichnamigen George-Simenon-Krimis in der Regie von Jean Becker spielte Depardieu den legendären Humanisten und Kommissar Maigret. „Wir mussten uns von morgens bis abends Schweinereien anhören“, erinnerte sich die Schauspielerin Anouk Grinberg, die ebenfalls in dem Film mitwirkte und sich vergangenen Montag im Gerichtssaal befand: „Angeblich gab es eine Referentin auf dem Set, die darauf abgestellt war, sexuelle Angriffe zu verhindern. Nur: Ich habe die nie gesehen, wenn er von Pussys und Schwänzen schwafelte, sie hat sich bei uns auch nie vorgestellt.“ Im Gegenteil: Depardieus Verhalten sei mit fortschreitenden Dreharbeiten „immer hemmungsloser“ geworden.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort