Länderchefs zu Teamchef-Suche

"Rangnick hat sich dem ÖFB angeboten“

Rangnick wird ab Ende Mai die österreichische Nationalmannschaft trainieren. profil hat bei zwei Entscheidungsträgern nachgefragt, wie der Coup zustande gekommen ist.

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Der deutsche Star-Coach Ralf Rangnick wird ab Ende Mai die österreichische Nationalmannschaft trainieren. profil hat bei zwei Entscheidungsträgern nachgefragt, wie der Coup zustande gekommen ist.

„Er hat sich kurzfristig gemeldet und mitgeteilt, dass er Interesse zeigt“, erzählt der oberösterreichische Landespräsident des ÖFB Gerhard Götschhofer im profil-Gespräch. Es liege an „seiner persönlichen Motivation“, er könne sich vorstellen, mit dieser Mannschaft großen Erfolg zu haben, so Götschhofer. Und auch der niederösterreichische Vertreter Johann Gartner betont gegenüber profil: „Rangnick hat sich angeboten, sonst hätte man sich nicht einigen können.

„Die ersten Zahlen, die Rangnicks Manager genannt hat, waren weit weg von dem, was wir zu zahlen bereit waren“, so Gartner. „Aber Rangnick hatte eine hohe Motivation, Teamchef zu werden.“ Der ÖFB hatte anfangs nicht damit gerechnet, einen Kapazunder wie Rangnick finanzieren zu können „Jetzt arbeitet er zu österreichischen Konditionen, sein Verdienst bewegt sich im Bereich des Foda-Gehalts“, so Götschhofer. „So eine Entwicklung, dass der Rangnick auf uns zukommt, das muss geschehen, das könnte man nicht erwirken.“

Sportdirektor Schöttel erklärte selbst, dass er anfangs gezögert hatte, Rangnick zu kontaktieren. „Hätte Peter Schöttel nicht einmal versucht den Rangnick anzurufen, hätte er sicherlich den Vorwurf bekommen, warum er das nicht einmal probiert“, betont Götschhofer.

Nun wünschen sich die beiden ÖFB-Präsidiumsmitglieder große Reformen vom neuen Teamchef, die über das Trainer-Amt hinausreichen: „Es ist ein mehrstufiger Plan angedacht“, betont Gartner. „Zuerst soll er sich die Nationalmannschaft anschauen, dann die Nachwuchsteams und dann die Trainerausbildung.“ Auch Götschhofer schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich hoffe, dass wir von der Person Rangnick profitieren und seine Tätigkeit nicht bei der Kaderzusammenstellung und der Betreuung des A-Teams aufhört. Ich habe kein Problem damit, wenn er sich mehr einbringt, als das Teamchefs üblicherweise tun.“

Bislang ist Sportdirektor Peter Schöttel für die Konzeption und die Bereiche außerhalb des A-Nationalteams zuständig. Wie würden die Kompetenzen dann verteilt werden? „Ob die beiden kompatibel sind, kann man nicht sagen“, betont Götschhofer gegenüber profil. „Vielleicht krachen sie öfter zusammen“, vermutet Gartner. „Es wäre aber schade, wenn Rangnick nicht überall einen Blick hineinwerfen würde.“

Rangnick hätte sich nach Aussage von ÖFB-Landespräsident Gartner sogar einen längerfristigen Vertrag vorstellen können. „Aber eine vierjährige Bindung einzugehen und dann erreicht er die EM nicht, das wäre riskant“, so Gartner.

Der ÖFB sei in den letzten Jahren „zu Recht kritisiert worden, dass der Verband ein altes Konstrukt ist und zu wenig modern aufgestellt. Jetzt kommt einmal etwas Neues. Und darauf freue ich mich“, betont Götschhofer. „Ich hätte es nicht verstanden, wenn jemand dieses Angebot von Rangnick ausschlägt.“ Und Gartner erklärt: „Die Bereitschaft für Veränderungen und Erneuerungen ist da.“

Gerald Gossmann

Gerald Gossmann

Freier Journalist. Schreibt seit 2015 für profil kritisch und hintergründig über Fußball.