Robert Almer bescheiden: "Wir haben den Punkt als Team geholt"
Ein Foto des grinsenden Torhüters mit der Frage "Herr Almer, was halten Sie von Ronaldo?" und seiner Antwort "Alles!" fand am Sonntag via Facebook, Twitter und Co. große Verbreitung. "Diese Nebengeräusche sind amüsant, aber man darf nicht vergessen, was Ronaldo in seiner Karriere schon geleistet hat. Man sollte Demut walten lassen", erklärte der 32-Jährige am Sonntag im ÖFB-Teamcamp in Mallemort.
Beim Austria-Kapitän war nach dem wohl stärksten Auftritt in seiner Nationalteam-Karriere Bescheidenheit angesagt. "Wir haben den Punkt als Team geholt, man muss nicht einen Spieler hervorheben." Die Einsatzbereitschaft der gesamten Mannschaft sei herausragend gewesen. "Ich habe zum Beispiel noch nie gesehen, dass Stefan Ilsanker Krämpfe bekommt, bei dem Körper, den er hat", sagte Almer.
In seinem 30. Länderspiel ließ der ehemalige Deutschland-Legionär unter anderen Cristiano Ronaldo verzweifeln - und bekam selbst davon nicht allzu viel mit. "Wenn man auf dem Spielfeld steht, ist es egal, ob Ronaldo, Ibrahimovic oder sonst irgendwer kommt. Da ist es wichtig, so viele Bälle wie möglich zu halten."
Das ist Almer gegen Portugal eindrucksvoll gelungen, wobei er sich der Bedeutung seiner Leistung offenbar noch gar nicht richtig bewusst war. "Es dauert noch, dass ich das richtig einordnen kann", meinte der Keeper, dessen Eltern und Schwester am Samstag im Stadion saßen. "Ich habe sie gleich erkannt, weil sie Tormann-Trikots angehabt haben, und die haben ziemlich geleuchtet."
Seine Familie erwies sich als echter Glücksbringer, denn Almer schaffte gegen Portugal einen Eintrag in die ÖFB-Geschichtsbücher. Als erster österreichischer Teamgoalie bei einem großen Turnier seit Friedl Koncilia beim 2:0 gegen Algerien am 21. Juni 1982 im Rahmen der Spanien-WM blieb er ohne Gegentor. In den 13 Turnierpartien dazwischen kassierte die Nationalmannschaft immer zumindest einen Gegentreffer.
Auf Almer könnte demnächst noch ein weiterer historischer Auftritt warten. Sollte Österreich am Mittwoch in Paris/St. Denis gegen Island gewinnen und sich für das Achtelfinale qualifizieren, wäre er beim ersten K.o.-Spiel des ÖFB-Teams seit dem 1:6 im WM-Semifinale am 30. Juni 1954 gegen Deutschland dabei.
1958 war ebenso wie 1990, 1998 und 2008 nach der Gruppenphase Endstation. Bei den Weltmeisterschaften 1978 und 1982 überstanden die Österreicher die erste Turnierphase, scheiterten dann aber in der ebenfalls in Gruppenspielen ausgetragenen Zwischenrunde.
Um den Sprung ins Achtelfinale zu schaffen, ist jedoch der erste Sieg im insgesamt sechsten EM-Match nötig. Dazu braucht die ÖFB-Auswahl zumindest ein Tor. In insgesamt fünf EURO-Partien gab es bisher erst einen Treffer.
Beim laufenden Turnier warten nach jeweils zwei Partien neben Österreich nur noch die Türkei, Albanien und die Ukraine auf ihren ersten Torerfolg. Bereits seit 342 Länderspiel-Minuten trafen die Schützlinge von Marcel Koller nicht ins Schwarze - so lange wie noch nie in der viereinhalbjährigen Regentschaft des Schweizers.