Royal-Expertin Penny Junor: "Harry fand seine Rolle nicht"
Die britische Autorin, Kolumnistin und Filmemacherin Penny Junor, 68, schreibt seit fast vier Jahrzehnten über die Royals. Für ihre Diana-Biografie bekam sie 1982 Zutritt in den Kensington Palace, für ein Buch über Charles wurde sie 1987 sogar mit mehreren Interviews mit dem Thronprinzen geadelt. Sie schrieb auch Biografien über Charles' Ehefrau Camilla, Prinz Harry, Margaret Thatcher und Richard Burton.
profil: Wie viel Veränderungspotenzial hat die Formation von Harry und Meghan? Junor: Prinz Charles wurde in den 1980er-Jahren als verrückt bezeichnet, weil er über Klimawandel sprach und Bio-Gemüse zog. Heute ist das Standard. Charles war ein Visionär und hat viel bewegt. Auch Prinz Harry und Meghan Markle wollen die Welt verbessern. Ihr Status gibt ihnen dafür die Möglichkeit. Die königliche Familie hat dem Land viel Gutes gebracht. Gerade weil sie nicht gewählt wurde. Wenn ein Mitglied der Royals nach dem Brand zum Grenfell-Tower fährt, dann wissen die Leute, dass sie das nicht tun, um Wähler zu beeindrucken, sondern weil sie es als ihre Pflicht ansehen. Das ist in ihrer DNA.
profil: Prinz Harry personifizierte jahrelang den verkommenen Prinzen. Man glaubte, dass er als Partytiger in die Geschichte der Windsors eingehen wird. Junor: Prinz William war der Erbe -"the heir" - und Harry war, wie seine Mutter Diana zu sagen pflegte, "the spare", der Ersatz-Thronfolger. Harry hatte eine schreckliche Kindheit, er verlor seine Mutter, als er gerade zwölf Jahre alt war. Als junger Erwachsener fand er seine Rolle nicht, er trank zu viel. Erst als Hubschrauberpilot in Afghanistan fand er erstmals eine nützliche Aufgabe in seinem Leben. Als er nach Hause geflogen wurde, waren an Bord der Militärmaschine auch zwei schwer verletzte Soldaten. Harry wurde bei seiner Ankunft in England als Held gefeiert, aber er wusste, dass die beiden anderen Soldaten es viel eher verdient hätten. Das hat ihn verändert. Er beschloss danach, die "Invictus Games" ins Leben zu rufen.
profil: Eine Art Mini-Olympiade für Kriegsversehrte, die er mit Barack Obama organisiert. Junor: Da er "His Royal Highness" ist, haben alle bei seinem Plan mitgemacht. Harry begriff endlich, dass er seine Herkunft nutzen kann, um etwas zum Positiven zu ändern. Knapp vor seinem Afghanistan-Einsatz war er, glaube ich, fast so weit, der königlichen Familie den Rücken zu kehren.
profil: Wäre das möglich gewesen? Junor: Für seinen Bruder nicht, für Harry wohl schon.
profil: Jetzt hat er eine Prinzessin gefunden, die für seine Großmutter ein veritabler Schock gewesen sein muss. Junor: Ich kann jetzt nicht behaupten, dass die Queen farbenblind ist. Doch ich glaube, dass ihr der Commonwealth ein großes Anliegen ist. Menschen mit anderer Hautfarbe ist sie gewohnt, sie ist da entspannt. Außerdem sieht sie, dass ihr Lieblingsenkel Harry glücklich ist. Und die Hunde der Königin lieben Meghan, das zählt bei der Queen besonders viel.
profil: Bei Diana war die Queen noch sehr konservativ, wird sie mit zunehmendem Alter progressiver? Junor: Meghan Markle kommt aus einer armen Familie, die Eltern sind geschieden, und ihre Mutter ist eine Schwarze. Ähnliche Biografien haben viele Menschen im Vereinigten Königreich. Meghan repräsentiert die Briten viel besser, als eine Tochter eines Aristokraten es könnte. Prinzessin Meghan ist ein absoluter Gewinn für die königliche Familie.