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Liebe Software: "Her" von Spike Jonze

Kino. Spike Jonzes erlesene SciFi-Romanze "Her“

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Die nahe Zukunft wird sich von der Gegenwart nicht grundlegend unterscheiden. Davon geht der Film "Her“ aus. Erneuern werden sich Mode, Design und Alltagselektronik. Unabänderlich dagegen: der Mensch und sein Dilemma - er sucht nach Wegen aus der Einsamkeit und bleibt doch stets mit sich allein. Spike Jonze ("Being John Malkovich“, 1999) gehört zu den originellsten Geistern der US-Filmbranche, für das Buch zu seinem vierten Spielfilm "Her“ gewann er unlängst einen Oscar. Dabei ist sein Werk viel mehr als nur gut geschrieben, was schon die subtil-futuristische Grundausstattung zeigt, die von den Rot- und Orangetönen der Bilder bis zum Melancholie-Soundtrack der kanadischen Band Arcade Fire reicht.

Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) arbeitet in einem Textbüro als Autor gefühlsbetonter Briefe, macht damit andere glücklich, leidet aber selbst unter der Depression, die ihn nach einer Scheidung ereilt hat. Um ausgelagerte Emotionen und technologisch bedingte Vereinzelung kreist "Her“. Theodore verfällt der künstlichen Intelligenz seines - von Scarlett Johansson unnachahmlich gesprochenen - Computerbetriebssystems. (Schon deshalb ist dieser Film nur in der Originalversion gültig; in der Synchronfassung geht die Hauptdarstellerin verloren.) "Heard a voice, like an echo / But it came from me“, heißt es in dem Arcade-Fire-Song "Supersymmetry“, in dem ein Begriff aus der Teilchenphysik sich mit Trennungstrauer und Selbsterkundung verbindet. So ist "Her“: eine ganz neue, ungeahnte Form des Beziehungsdramas, die scheinbar Unmögliches leistet - eine Intimstudie des unergründlichen Wesens der Liebe.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.