Schweizer Erleichterung nach mühevollem Auftaktsieg
Die durch den frühen Treffer von Schär (5.) knapp siegreichen Schweizer verfügen in der Gruppe A wie die Franzosen (2:1 gegen Rumänien) über eine gute Ausgangsposition. Der Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic freute sich zwar über den erfolgreichen Auftakt, vermisste beim mühevollen Erfolg jedoch den nötigen Killerinstinkt. "Es ist sehr positiv, dass wir uns viele Chancen erarbeitet haben, aber wir hätten den Sack einfach zumachen müssen", meinte Petkovic.
Nun gilt sein Fokus den Rumänen. "Sie sind eine exzellente Mannschaft, wir haben gesehen, dass Frankreich gegen sie sehr viel Mühe hatte." Daran, dass ein weiterer Erfolg im vierten Versuch den erstmaligen Aufstieg garantieren würde, verwendet er noch keine Gedanken. "Nur weil wir jetzt drei Punkte haben, können wir nicht daran denken, dass schon etwas erledigt ist", betonte Petkovic.
Goalie Sommer war erleichtert über den knappen Erfolg, den er mit einer brillanten Fußabwehr vor der Pause und zwei Minuten vor dem Ende mit einer ebenso tollen Parade gerettet hatte. "Am Ende ist wichtig, dass wir die drei Punkte holen konnten. Das Startspiel ist immer mühsam, das hat man auch bei den Franzosen gesehen", meinte Sommer. Er sprach von einem "wichtigen Schritt nach vorne". Dieser Startsieg würde "viel Energie freisetzen", ist Sommer überzeugt. Der Gladbach-Schlussmann forderte aber auch, dass einige Dinge korrigiert werden müssen. "Wir haben noch schwere Spiele vor uns."
Auch Xherdan Shaqiri sprach von einem harten Stück Arbeit. "Der Druck war riesig", bekannte der Offensivspieler mit Wurzeln im Kosovo. Shaqiri gab außerdem zu, dass ihn die ständigen Pfiffe der albanischen Anhänger enttäuscht hätten. "Es ist nicht schön, und es gibt keinen Grund für die albanischen Fans, mich auszupfeifen."
Der zum "Mann des Spiels" gekürte Granit Xhaka war einfach nur froh, das brisante Spiel hinter sich zu haben. "Es wurde viel geschrieben und geredet, ich bin jetzt einfach glücklich, dass alles vorbei ist." Alle hätten sich professionell verhalten, keiner habe sich im auf EM-Ebene beispiellosen "Bruderkampf" geschont - weder er noch sein für Albanien spielender Bruder Taulant: "Wir gingen beide an die Grenzen."
Siegtorschütze Schär war einer derjenigen Schweizer, die sich vor diesem Spiel nicht mit der Frage der Herkunft, mit Wurzeln und Symbolen hatten beschäftigen müssen. Er konnte die Stimmung im Stadion deshalb eher genießen. "Man spürte, dass Feuer in diesem Spiel war. Aber es war ein schönes Ambiente. Das Duell war aggressiv, aber fair."
Für ihn selbst bekam die Partie dank des entscheidenden Tores ohnehin eine wunderbare Note. "Ich hatte es in letzter Zeit nicht immer einfach und habe auch viel auf den Deckel bekommen", meinte der in der abgelaufenen Saison bei Hoffenheim oftmals gescholtene Schär.
Die Albaner stehen gegen Gastgeber Frankreich vor einer enorm schweren Aufgabe. "Wir müssen die Fehlerquote reduzieren und den Abschluss verbessern", meinte Abwehrspieler Mergim Mavraj vom 1. FC Köln. Das Fehlen des mit Gelb-Rot früh (36.) ausgeschlossenen Abwehrchefs Lorik Cana im nächsten Match sei verkraftbar. "Wir kommen über das Kollektiv und haben schon gezeigt, dass wir den Kapitän ersetzen können. Er ist auch so erfahren, dass er das wegstecken wird."
Teamchef Giovanni De Biasi bezeichnete die Franzosen als "haushohe" Favoriten. "Es wird schwer für uns, aber nichts ist unmöglich", so De Biasi. Der Italiener erinnerte daran, dass zuletzt in Freundschaftsspielen gegen die Franzosen im Juni 2015 einen 1:0-Erfolg in Tirana und im November 2014 in Rennes ein 1:1 gegeben hatte.