Mütter haben immer Recht

Shortynale: Mütter haben immer Recht

Kino. Heimelig wie eine Wohnzimmer-Vorführung, nur besser: der erste Wettbewerbsblock der sechsten Shortynale

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Von Susanne Veil

Das Schöne ist ja, an einem Kurzfilmabend kann man alles haben: Trauriges, Schockierendes, Witziges und Erhellendes. Den ersten Aha-Effekt gibt es noch vor dem eigentlichen Wettbewerbsprogramm. Und zwar nicht nur, weil Lukas Hengls kurzer aber feiner Streifen „As Big As Life“ so schlaue Gedanken offenbart, sondern auch weil immer wichtig ist, was die Mütter dazu sagen. Und Frau Hengl hat erkannt, worauf es ankommt, wenn sie sagt, sie verstehe zwar nicht so genau was ihr Sohn tut, finde es aber fantastisch.

Der Wettbewerbsblock beginnt mit einem Verbot des Moderators und Festivalbegründers Christoph Rainer: Die Note 5 auf den ausgeteilten Bewertungszetteln des Publikums ist pro Forma zu verstehen und nicht zur Verwendung gedacht. Denn, hält Christoph Reiner seine Hand schützend über jeden Festivalfilm, wer eine Kamera in die Hand genommen, gefilmt, geschnitten, produziert und dann das Resultat beim Wettbewerb eingeschickt hat, verdient keine Fünf - der ist per se besser als jede Fünf.

Da hat er Recht.

Den Wettbewerb eröffnet die Teamarbeit „Im Himmel kotzt man nicht“, eine Schnittmenge aus drei Interpretationen, wie Florian Hirschmann, einer der drei Regisseure, erklärt. Die Schlussszene lässt dann sogar Spielraum für mehr als drei Deutungen und so sieht jeder im Saal in der Geschichte um eine Mutter, ihre Tochter und den Krebs genau das, was er oder sie in dem Moment, ja man kann sagen, braucht.

Genauso kreisen die Gedanken nach „Gummifaust“, fabelhaft zweideutiger Titel, der in neun Minuten nicht nur das Hipstertum, sondern auch moderne Theatermethoden, feuilletonistische Kunstkritik und digitales Bloggerschaffen entlarvt. Danach lernen wir: eine ordentlich tödliche Filmwunde kostet jeweils 150 Euro und die Publikumsumfrage zum Thema ergibt, ein Hipster „trägt schwarze Rollkragenpullis, hört Musik aus den 40ern und hat einen Ziegenbart.“ Dabei flimmert hinter Regisseur Marc Steck, was die google-Bildersuche zum Thema beizutragen hat. Auch bei diesem Werk bringt es eine Mama, diesmal die von Christoph Rainer, auf den Punkt: „Das war sehr sehr viel rote Flüssigkeit – und ich fand das ganz wunderbar!“

Website: Shortynale.