SK Rapid Wien: Hier regiert die Trickserei
Rapid Wien fühlte sich zuletzt gehörig angegriffen – wegen eines banalen Wunsches. Die Nationalmannschaft wolle gelegentlich im Rapid-Stadion spielen, erklärte Teamchef Ralf Rangnick. Prompt glühte das Pulverfass. Denn: Das Allianz-Stadion ist ein heiliger Tempel für gläubige „Grün-Weiße“ und – wie der Verein betont – „ausschließlich die Heimat des SK Rapid“. Der ÖFB klopfte zwar immer wieder an, doch Rapid lehnte stets konsequent ab. „Wir werden uns von niemandem etwas aufzwingen lassen“, erklärte Geschäftsführer Steffen Hofmann zuletzt. Puristische Fans fürchten Ungläubige im Stadion, Funktionäre wiederum Fanproteste und Krawalle. Die Vereinsbosse griffen deshalb in die Trickkiste, um Länderspiele möglichst zu verhindern.
Die Argumentation der Rapid-Funktionäre lautete bislang: Das Nationalteam kann hier nicht spielen, weil man den Anrainern im Wort ist. Diesen wurde „versprochen“, hielt der damalige Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek immer wieder fest, „nur eigene Veranstaltungen durchzuführen“. Sprich: nur Rapid-Spiele im Rapid-Stadion. Doch in einem "Letter of intent" des SK Rapid an die Bezirksvorstehung Penzing, der profil vorliegt, steht etwas anderes. In dem Schreiben vom 23. September 2014 verspricht die Rapid-Führung den Anrainern bloß, dass „im Allianz Stadion keine über Fußballspiele hinausgehenden Großveranstaltungen mit mehreren tausenden Besuchern veranstaltet“ werden. Sprich: keine Rockkonzerte. Länderspiele wären nach dieser Vereinbarung durchaus möglich.
Zuletzt zeigte sich Rapid gegenüber dem ÖFB immerhin verhandlungsbereit – nicht ohne den Nachsatz: Am Ende sei es „unser Stadion“. Tatsächlich hat Rapid im Jahr 2014 vom Grundbesitzer, der Stadt Wien, das Baurecht zugesprochen bekommen – der Fußballklub wurde damit zum Stadion-Eigentümer und Hausherrn.
profil-Recherchen offenbaren nun ein in diesem Zusammenhang durchaus pikantes Detail. Der Bau des Allianz-Stadions (Kosten: 53 Millionen Euro) wurde von der Stadt Wien mit fast 20 Millionen Euro subventioniert. Mit dem Steuergeld sollte ursprünglich das alte (lange im Besitz der Stadt Wien befindliche) Hanappi-Stadion saniert werden; weil Rapid aber einen Neubau plante, beantragte der Verein eine Umwidmung der Fördergelder. Und dabei wurde der Stadt Wien Gusto auf mehr gemacht. Der Antrag an die Magistratsabteilung 51 (das Sportamt der Stadt Wien) vom 8. August 2014 liegt profil vor. In einem als „Nutzungskonzept für das neu zu errichtende Stadion“ betitelten Unterpunkt legte die Vereinsführung dar, welche Möglichkeiten der Neubau biete. Darunter – man höre und staune: „ÖFB-Bewerbsspiele der Österreichischen Fußball Nationalmannschaft sowie Freundschaftsspiele“. In einem Antrag, der fast 20 Millionen Steuergeld bringen sollte, hielt man der Stadt Wien geschickt eine Karotte vor die Nase: eine moderne, länderspieltaugliche Arena.
Der damals zuständige Sportstadtrat Christian Oxonitsch erinnert sich gegenüber profil: Eine Forderung der Stadt bestand darin, „dass das Stadion für Länderspiele geeignet sein muss“. Eine Bedingung sei damit aber nicht verknüpft gewesen. Man habe den Neubau als Ausweichmöglichkeit für den ÖFB gesehen, „falls das Happel-Stadion einmal renoviert wird“. Eine klare Positionierung im aktuellen Fall vermeidet Oxonitsch: Die Arena „ist im Eigentum von Rapid“. Man könne sich in dieser Gemengelage aus Fans und Anrainern in einem SPÖ-geführten Bezirk „nur zwischen die Sessel setzen“.
Einer, der für die damalige Stadtregierung mit am Verhandlungstisch saß und hier nicht namentlich genannt werden will, betont: „Die Stadt Wien hat die Subvention gewährt und wollte auch etwas dafür haben. Die Sache ist eindeutig: Rapid hat Länderspiele als Möglichkeit angeführt, und auf Basis dessen sind die Beschlüsse gefasst worden.“ Der amtierende Sportstadtrat der Stadt Wien Peter Hacker hat eine profil-Anfrage zu der Causa bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.