So schmeckts in der neuen „Villa Aurora“ – ein Lokalaugenschein
Die Aufregung rund um die Neueröffnung des legendären, seit fünf Jahren geschlossenen Ausflugslokals „Villa Aurora“ in Wien-Ottakring ist, nun ja, vorhanden: Da war Anfang Juni eine Aussendung vom Eigentümer des Hauses, der (Klemens) Hallmann Holding. Von einem fulminanten Comeback Ende Juni war darin die Rede. Der Gastronom Marc Moosleitner habe vor, an dem Ort etwas Innovatives zu veranstalten. Dann berichteten die Tageszeitung „Heute“ und der ORF von rund 60 Bäumen, die zu dem Zweck auf dem Gelände gefällt wurden. Naturschutzalarm! Laut Bezirksamt war das aber – wegen gefährlicher Morschheit – unvermeidlich. Dann wurde es still.
Sehr still. Doch der Stichtag „Ende Juni“ kam, und siehe da: Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, startete die Villa Aurora am letzten Juni-Wochenende tatsächlich in den Soft-Opening-Betrieb. Und auch wenn auf dem Häuschen noch der Schriftzug „Villa Aurora“ prangt, heißt das Etablissement ab sofort nicht mehr so, sondern hört auf den Namen „Villa Canevale“ nach dem Architekten der Villa, Isidore Canevale. Daran wird man sich erst gewöhnen müssen.
In der Villa Canevale empfängt ein gut gelauntes Team rund um die Catering-Expertin Hannah Neunteufel und Chefkoch Jakob Neunteufel. Es herrscht Selbstbedienung, geholfen wird einem trotzdem. An der Bar wartet eine Auswahl an Standarddrinks wie Gin Tonic, Moscow Mule (je 11 Euro) und Wodka Wellness (10 Euro). Falls man die Sonntag-Mittags-Gesellschaft so richtig beeindrucken will, könnte man sich natürlich auch eine Flasche Roederer gönnen, muss der Papa halt am Wandertag die 180 Euro dabeihaben.
Die Karte war im Soft-Opening noch ein work in progress, was man aber sagen kann: Neunteufel geht definitiv weg vom Ausflugsgasthaus-Klischee (sprich Schnitzel mit Fertigpanier). Die Trüffelpommes (9 Euro, Bild unten) sind eine ordentliche Portion von allem: viel (schwarzer) Trüffel, viel Pommes. Die Pommes sind selbst gemacht, richtig knusprig und auch nicht fettiger, als sie es sein dürften.
Dann zweimal Käse, einmal von der Leber (Bild ganz oben), einmal vom Schaf: Der Schafskäse in Folie (19 Euro) ist mild und cremig. Mit einer klassischen Feigen-Honig-Kombination, frischen Tomaten und Weißbrot passt das gut zu heißen Sommertagen. Der Biss ergibt sich aus den darübergestreuten Pinienkernen, vielleicht auch der Preis. Beim „Käse-Leberkäs mit allem Drum und Dran“ (14 Euro) stimmt die Käse-zu-Leberkäs-Brät-Relation perfekt. Das „Drum und Dran“ besteht aus Senf, Kren und Gemüse wie Zwiebel, Staudensellerie und Jungzwiebel. Die Schwarzbrotscheibe dazu wurde mit Fett angebraten, mir ist zweimal Fett am Teller einmal zu viel.
Bevor der Ausflug weitergeht, trinkt man noch ein cremiges Joghurt-Erfrischungsgetränk namens Melonen-Lassi (7 Euro, Bild oben), Pistazien inklusive. Sehr unaufdringlich, dafür einfach erfrischend. Danach kann man sich den Abstecher in den bereits eingelassenen Pool tatsächlich sparen, und sparen wird man angesichts der durchaus sportlichen Preisgestaltung für ein Selbstbedienungslokal auch müssen. Trotzdem zahlt sich der Ausflug nach Ottakring aus: schöner Garten, wirklich nettes Team, gutes Essen. Wenn jetzt noch die Bäume wieder wachsen, ist es perfekt.
Stimmung: (Noch) sehr entspannt.
Empfehlung: Zu Fuß raufgehen, öffentlich runterfahren. Das Bergabgehen geht nach einer Flasche Roederer bekanntlich besonders auf die Knie.
Preisverhältnis: Für Selbstbedienung recht hochpreisig.
Villa Canevale Wilhelminenstraße 237, 1160 Wien. villacanevale.at