Makrele
Gerichtsurteil

Sommer, Sonne, Sacher: So schmeckts im Pop-up des berühmten Hotels

Das weltberühmte Hotel macht mit Laurent-Perrier und Bene im „Summer Garden“ gemeinsame Sache.

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Es sind drei exklusive Marken, die sich da für ein Pop-up von Anfang Juli bis Ende August im Hotel Sacher zusammengetan haben: Erstens das im österreichischen Selbstverständnis weltbekannte Hotel Sacher. Es steht in Wien neben der Oper, oder die Oper neben ihm. Zweitens die Champagnermarke Laurent-Perrier, sie sprudelt seit 1812. Drittens die Tischlerei Bene aus Waidhofen an der Ybbs, Weltkarriere durch Büromöbel. Das Trio verspricht viel, wird es der Abend halten können? Aber der Reihe nach.

Der „Summer Garden“ befindet sich in der Maysedergasse. Von dort blickt man auf die Albertina – und versinkt in den stylishen Möbeln. Viel Schwarz, viel schickes Dunkelgrün, eine Champagner-Bar mit edlen Flaschen darauf drapiert. Ein Glas vom aperitiftauglichen „La Cuvée“ (0,1 Liter um 21 Euro) kann kein Fehler sein. Der goldene Glanz des aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier gewonnen Sprudels entfacht mitsamt dem Gedeck am Tisch ein wahres Farbenspiel. Drei Aufstriche, einmal weiß, einmal rot, einmal grün – vom Service schweigend beigestellt. Auf Nachfrage erklärt man uns, dass es sich einmal um Kräuter (schmeckt fast ausschließlich nach Dill), einmal um Rote Rübe (setzt nur auf deren süße Noten) und einmal um gesalzene Butter handelt.

So richtig los geht es mit einem geeisten Melonen-Gazpacho (16 Euro), Tomatenperlen, Zuckermelone, Gurke und Basilikum-Kaviar. Der Gesamteindruck der Kaltschale hängt eher an der Tomate als an der Melone, ein Hauch von Molekularküche macht sich mit dem Basilikum-Kaviar breit. Es sind kleine Kügelchen voller Basilikum, sie würden einen Stör niemals „Mama“ nennen. Die Gelbschwanzmakrele in der Zitrusmarinade kommt mit Radieschen, Jalapeñocreme und Wasserkresse (18 Euro). Dass der Fisch in Sashimi-Stärke serviert wird, kann man sich in dieser Qualitätsliga absolut leisten. Das Gericht wirkt wie ein fruchtiger Salat, die erwartete Schärfe der Jalapeño findet nicht statt, ihr Geschmack ist aber vorhanden – toll.

Eher überraschungsarm – trotzdem fehlerlos – dann die Linguine mit Sommertrüffel und Champagnerschaum (28 Euro). Der zum Leitstrahl erhobene Champagner bleibt hintergründig, die Nudeln sind al dente, der Teller hat eine cremige Textur und wurde mit viel Sommertrüffeln angereichert. Bei der Tagliata vom Kalbsrücken mit Artischocken, Taggiasca Oliven und Pecorino (32 Euro) thront das in Scheiben geschnittene Kalbfleisch zentral am Teller. Der Anblick irritiert: Es ist sehr medium well. Der Biss klärt auf: In diesem Fall genau richtig, die Röstaromen machen das Fleisch für ein Kalb recht intensiv. Die Garnituren sind von herbem Naturell: Radicchio, Rucola – die Artischocke geht trotzdem nicht unter. Wirklich gut, ein bisschen fragt man sich, wann das Essen kommt.

Die Sachertorte zum Dessert wird zwar angeboten, darf aber ausgeschlagen werden – die Pavlova mit karamellisiertem Kokosmilch-Eis (18 Euro) überzeugt vollständig: Die Baisermasse wurde so gebacken, dass sie außen fest ist und innen ein beinah flüssiger Kern erhalten bleibt. Der ganze Teller ist von bestechender Cremigkeit, mitsamt dem exotischen Früchteragout ist das einfach gelungen.

Abschließend: Das Essen schmeckt sehr gut bis hervorragend, das Flair ist Oberliga. Aber da schaut man halt auch ein bisschen genauer: Bei vier besetzten Tischen dauerte es eine kleine Weile, bis das Essen den Weg aus der Küche fand. Und: Bei zwei Menschen auf einem Vierertisch darf man im Lauf des Abends auch irgendwann die eingedeckten überzähligen Gläser ausheben. So zahlt man am Ende nicht wenig – ja, man weiß das vorher –, so richtig satt macht der Garden aber auch nicht. 

Stimmung: Exklusives Innenstadtflair
Empfehlung: Nicht auf die Torte beharren
Preisverhältnis: Angesichts der Lage und der großen Namen nicht heillos überzogen, gemessen an den Portionsgrößen aber doch recht üppig

Hotel Sacher, Philharmonikerstraße 4, 1010 Wien

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.