Von Mörbisch bis Gmunden

Song Contest 2015: Fast alle wollen ihn, nur Salzburg nicht

Aktuell. Song Contest 2015: Fast alle wollen ihn, nur Salzburg nicht

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Der ORF werde "starke Unterstützung" der Republik, des austragenden Bundeslandes sowie der Veranstalterstadt brauchen, betonten Wrabetz und ORF-Finanzdirektor Richard Grasl heute.

Aus dem Rennen hat sich nur Salzburg genommen. "Der Song Contest 2015 wird sicher nicht in Salzburg stattfinden, bitte bleiben wir auf dem Teppich", legte sich der Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) fest. Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) meinte, dass "diese Veranstaltung nicht in das weltweit einzigartige Kulturprofil des Landes passt". Die Salzburgarena fasst maximal 5.900 Besucher. In der benachbarten, 15.000 Quadratmeter großen Halle 10 des Salzburger Messegeländes haben theoretisch 7.800 Menschen Platz. "Theoretisch, denn die Halle 10 ist für derartige Veranstaltungen nicht gebaut und nicht gewidmet", erläuterte Petra Pienert, Projektmanagerin in der Salzburgarena. "Außerdem ist die Halle 10 akustisch für Musik ungeeignet." Was man über das Große Festspielhaus nicht sagen kann - Platz haben dort aber nur 2.200 Menschen. Im Stadion Klessheim haben dagegen knapp über 30.000 Besucher Platz. Die Red Bull Arena aber hat über dem Spielfeld kein Dach.

Das Klagenfurter Fußballstadion hat Bürgermeister Christian Scheider (FPÖ) bereits am Sonntag als Location angeboten. Dort ist Platz für 30.000 Zuschauer, allerdings hat auch dieses Stadion keine Überdachung, und den ESC als Open Air Veranstaltung hält Grasl für eine wenig realistische Option. In Kärnten findet sich keine ausreichend große Halle, in der ein Event dieser Größenordnung Platz finden würde.

Von Mörbisch bis Gmunden
Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) wirbt für die Austragung des Song Contest 2015 in seinem Bundesland: "Dieser Song Contest sollte nächstes Jahr in unserer Stadt der Vielfalt, in Oberwart, stattfinden", erklärte er heute. Das dortige Messezentrum kann bis zu 4.000 Sitzplätze aufwarten, einschließlich der Stehplätze gäbe es dort Raum für bis zu 10.000 Menschen. Im Open Air-Bereich gebe es die Seebühne Mörbisch (6.200 Besucher) und den Römersteinbruch (Standard-Bestuhlung für 4.500 Gäste). "Das wär ein Ambiente, wo die ganze Welt auf uns schaut", findet der ehemalige ESC-Teilnehmer Johann Kreuzmayr alias Waterloo.

Oberösterreich hat sich am Montag offiziell um die Austragung beworben. Es gebe eine ganze Reihe geeigneter Veranstaltungsorte, so Kulturreferent LH Josef Pühringer (ÖVP), der sich eine Einbindung des neuen Linzer Musiktheaters vorstellen kann. Auch LH-Stv. Reinhold Entholzer (SPÖ) betonte, dass der Wettbewerb nach Oberösterreich geholt werden müsse. Die größten Spielstätten im Land stehen in Wels und Linz: Die BRP-Rotax-Halle in der Messestadt hat ein Fassungsvermögen von 9.500 Personen, Stars wie Montserrat Caballe, Bryan Adams und Joe Cocker sind dort bereits aufgetreten. In der 2003 eröffneten TipsArena finden bis zu 7.200 Besucher Platz, zu Gast waren bisher u.a. Bob Dylan, Die Ärzte und David Copperfield. Auch der Gmundner Bürgermeister Heinz Köppl hat für den Geburtsort von Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst eine offizielle Bewerbung deponiert: "Der Rathausplatz und der Toscanapark, wo im Hintergrund der Traunsee und Traunstein zu sehen ist, bieten eine perfekte Open Air Location für den Eurovision Song Contest."

Innsbruck hat sich ebenfalls als Austragungsort ins Spiel gebracht. In der Tiroler Landeshauptstadt gibt es zwar mehrere Möglichkeiten, einer derartigen Veranstaltung eine Bühne zu bieten, am wahrscheinlichsten dürfte aber die Olympiaworld, respektive die Olympiahalle sein. Olympiaworld-Geschäftsführer Michael Bielowski: "Wir sind sehr interessiert und führen seit Montag auch Gespräche mit den Verantwortlichen von Stadt und Land." Die Olympiahalle biete Kapazität für etwa 14.000 Zuschauer, erklärte Bielowski: "Das ist aber von den Wünschen des Veranstalters und von der Konzeption der Veranstaltung abhängig." Die Olympiaworld könne aber auch mit dem Tivoli-Stadion aufwarten, das - je nach Bühnenkonfiguration - rund 20.000 Besuchern Platz bietet.

Auch Vorarlberg nicht abgeneigt
In Vorarlberg sind die vorhandenen Kapazitäten für eine Austragung des Song Contest wahrscheinlich zu knapp. Darüber sind sich die Verantwortlichen des Festspielhauses Bregenz und der Messe Dornbirn einig. "Wir wären allerdings nicht abgeneigt", erklärte Messegeschäftsführer Daniel Mutschlechner. Infrage käme das Messestadion, eine 1998 erbaute Eissporthalle mit einem Fassungsvermögen von etwa 5.000 Personen. Die Halle 6 des Messegeländes hat bereits zahlreiche Großveranstaltungen beherbergt, etwa Konzerte von Bob Dylan oder Die Ärzte. Sie war auch mehrmals Austragungsort von "Wetten, dass...". Dem im Wege stehen allerdings die Umbaupläne der Messe Dornbirn. Bereits im April 2015 soll mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Geplant ist unter anderem Vorarlbergs größte Veranstaltungshalle mit rund 5.000 Quadratmetern Fläche und 12 Metern Höhe. Sie werde aber frühestens im Frühling 2016 fertiggestellt sein. "Das nützt dem Contest 2015 leider nichts. Österreich müsste ihn einfach noch einmal gewinnen", so der Messegeschäftsführer. Im Festspielhaus Bregenz kommt für die Austragung des Song Contest nur der Außenbereich - also die Seebühne - infrage. Sie bietet Platz für rund 7.000 Besucher.

In der Steiermark ist bereits ein Duell zwischen der Stadt Graz und dem Schwarzlsee nahe der Landeshauptstadt entbrannt: Während der Freizeitpark-Betreiber bereits die Bewerbung an den ORF geschickt hat und seine Location als "einzige in Österreich, die Sinn macht", sieht, will auch Graz selbst mit seiner Stadthalle mitmischen. "Wir bieten alles, was der Songcontest braucht", gab sich Schwarzlsee-Geschäftsführer Klaus Leutgeb selbstsicher: zwei Hallen für 18.000 bzw. 2.500 Menschen, direkte Anschlüsse zu Autobahn und Flughafen, ein Hotel vor Ort und 8.000 Betten im Umkreis von zehn Kilometern. Doch auch Graz selbst hat sich als Kandidat für die Austragung positioniert: "Es wäre naheliegend, einmal nicht Wien in die Auslage zu stellen", pocht Thomas Rajakovics, Sprecher von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) auf den "Heimvorteil", zumal Conchita Wurst alias Tom Neuwirth hier seit dem 15. Lebensjahr als "Beutegrazer" die Modeschule besucht habe. Die Stadthalle (errichtet 2002) sei mit der Adaptierung für die Handball-EM 2010 für Großevents technisch bestens geeignet, die Kapazität von 10.000 Besuchern könne durch die Einbeziehung anderer Hallen ausgeweitet werden.

Auch das Land Niederösterreich hat noch in der Nacht auf Sonntag sein Interesse an einer Austragung deponiert. Infrage kämen etwa Grafenegg (die Tribünen der Open Air-Bühne bieten 1.700 Sitzplätze), das Areal des Flughafens Wien, das Stadion in St. Pölten oder das Gelände des nie in Betrieb gegangenen AKW Zwentendorf, sagte ein Sprecher. Signale gab es auf Anfrage auch aus der Stadt St. Pölten. Man verfüge über die mutmaßlich beste Infrastruktur und habe viel Erfahrung mit Großveranstaltungen (Frequency, Beat Patrol). Das Stadion in St. Pölten (NV Arena) hat 8.000 überdachte Sitzplätze und ist erweiterbar auf bis zu 13.000 Besucher. Das VAZ St. Pölten würde laut Manager Rene Voak zwar über ein "Gesamt-Indoor-Fassungsvermögen" von 10.300 Plätzen verfügen, "aber nicht in einer Halle".

Bleibt die Bundeshauptstadt Wien. Hier bringen sich Veranstalter wie die Stadthalle oder die Messe bereits in Position. Drei Hallen mit je 16.000 Quadratmetern und eine zusätzliche Halle mit 10.000 Quadratmetern Fläche - das könnte die Messe Wien anbieten. In den großen Hallen hätten - je nach Bestuhlung - etwa 15.000 Menschen Platz. Auch das Mediencenter könnte man in der Messe unterbringen. Mit einer Kapazität von 16.000 Zuschauern in der Halle D stehe auch die Stadthalle "selbstverständlich" für die Austragung des Megaevents zur Verfügung, sagte Stadthallen-Chef Wolfgang Fischer der APA. Im Austria Center Vienna ist man "vor allem daran interessiert, das Mediencenter zu uns zu holen", erklärte eine Sprecherin gegenüber der APA. Insgesamt fasst das Austria Center Vienna etwa 20.000 Personen in 17 Räumen und 180 Büros, im größten Saal finden 4.320 Menschen Platz.

Ohne größere Umbauten dürfte es also nirgendwo gehen. Für ORF-Generaldirektor Wrabetz kommt jedoch ein Neubau ebenso in Betracht. Die Frage ist, ob man eine solche Halle von vornherein als Provisorium errichten sollte, das anschließend wieder abgebaut wird - oder ob man darauf hofft, im nächsten Durchgang weniger als 48 Jahre auf die nächste Song Contest-Austragung zu warten.

(APA/Red)