Die schwedische Soziologin Marie Bergström weiß alles über das Beziehungsverhalten der Generation Z.
Liebe

„Frauen experimentieren sexuell weit mehr“

Situationships, Sex-Buddies oder klassische Paarbeziehung? Eher bi-, pan- oder doch heterosexuell? Die schwedische Soziologin Marie Bergström weiß alles über das Beziehungsverhalten der Generation Z.

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Ihre Studie war die größte, die in Frankreich je über das Beziehungs- und Sexualverhalten der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen gemacht wurde. Gab es für Sie Erkenntnisse, die Sie überrascht haben?

Marie Bergström

Auf alle Fälle. Während sich in einer Studie aus dem Jahr 2006 gerade einmal drei Prozent der Befragten als homosexuell, lesbisch oder bisexuell bezeichneten, haben sich bei dieser Umfrage 19 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer als Teil einer dieser Gruppen identifiziert. Für mich als Soziologin war diese drastische Veränderung tatsächlich überraschend. Üblicherweise passieren solche Entwicklungen weitaus langsamer.

Auch die Anzahl der Sexualpartner scheint sich im Vergleich zu früheren Jahren sehr gesteigert zu haben.

Bergström

Besonders bei Frauen. Während im Jahr 2006 die Frauen angaben, bis zu ihrem 30. Lebensjahr im Schnitt vier Sexualpartner gehabt zu haben, hat sich diese Zahl inzwischen verdoppelt. Das ist eine enorme Steigerung. Bei Männern sind es jetzt vor dem 30. Lebensjahr acht bis zwölf Sexualpartner.

Sie sind Schwedin, die Studie wurde in Frankreich durchgeführt. Inwieweit lassen sich Ihre Erkenntnisse auch auf andere Länder wie Deutschland und Österreich umlegen?

Bergström

Viele Muster unserer Studie dominieren auch die westliche Welt. Generell nimmt die heterosexuelle Norm ab. Viel mehr Jugendliche bekennen sich zu Bisexualität, Homosexualität oder Pansexualität. Neben der traditionellen Paarform existieren in der gesamten westlichen Welt diverse Beziehungskonzepte wie die offene Beziehung oder das sogenannte Situationship, also eine lose, nicht auf Dauer konzipierte Beziehung. Diese Globalisierung ist natürlich auch mit den sozialen Medien zu erklären, wo englische Termini wie „sex buddies“ (Sexkumpels) oder „ONS“ (One-Night- Stands) benutzt werden.

Angelika Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort