Spaniens Erfolgs-Teamchef Del Bosque geht in Pension
Mit der Entscheidung hat sich der Erfolgstrainer enorm schwer getan. "Ich verlasse die Trainerbank, obwohl ich immer in der Nähe sein werde und hoffe, dass die Dinge gut laufen im spanischen Fußball", sagte er. "Wenn ich kann, helfe ich gerne." Drei Tage nach der bitteren Achtelfinal-Niederlage gegen Italien (0:2) hat Spaniens Teamchef das erklärt, was längst alle erwartet hatten: sein Amtsende.
Nach übereinstimmenden Medienberichten ist nun Joaquin Caparros Favorit auf seine Nachfolge. Der 60-Jährige hat schon alle möglichen spanischen Clubs trainiert - nur nie Real Madrid und den FC Barcelona. Caparros gilt als Topkandidat von Verbandspräsident Angel Maria Villar Llona, er ist derzeit vereinslos. Bis 2015 betreute er Granada CF, davor unter anderem Levante UD und RCD Mallorca. Seine erfolgreichste Zeit hatte der Andalusier 2000 bis 2005 beim FC Sevilla, den er zweimal in den UEFA-Cup führte.
Del Bosques Vertrag läuft am 31. Juli aus, möglicherweise wird er dem Verband in anderer Funktion erhalten bleiben. Unabhängig vom frühen Scheitern bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien und der Achtelfinal-Niederlage nun bei der EM in Frankreich: Der "Marques" (Markgraf), der den Adelstitel 2011 vom damaligen König Juan Carlos verliehen bekam, hat sich mit dem ersten WM-Triumph Spaniens 2010 und dem EM-Titelgewinn 2012 unvergleichliche Verdienste erworben.
Der Eiertanz um seine Zukunft hat dem stets höflichen und korrekten Del Bosque in den letzten Wochen allerdings etwas von seiner Würde genommen. Am Donnerstagabend sagte er nun im Sender Radio Nacional de Espana: "Ohne Zweifel habe ich nicht die Absicht, als Trainer weiterzumachen." Er sei bereits länger in Gesprächen mit der Verbandsführung gewesen, jetzt sei die Entscheidung gefallen.
Die Sportzeitungen "Marca" und "As" berichteten, dass bereits seit dem 23. Dezember des Vorjahres, dem Tag von Del Bosques Geburtstag, sein Abgang feststehe. Dies habe der Nationalcoach Villar und Generalsekretär Jorge Perez mitgeteilt. Und mehr noch: Schon im Juni davor, nach seinem 100. Länderspiel als Trainer, habe Del Bosque angekündigt: "Ich gehe nach Frankreich 2016 in Pension. Das ist entschieden." Man habe dieses Thema "mit Diskretion" behandelt, erklärte der scheidende Coach nun. "Die Entscheidung ist aber von langer Hand getroffen worden."
Dass es bei der EM im spanischen Team nicht immer so harmonisch zuging, wie von Del Bosque und seinen Spielern permanent dargestellt, zeigt nun der Fall Iker Casillas. Das Verhältnis zwischen der Torhüter-Legende und dem Nationaltrainer ist beschädigt. "Ich habe jedem meiner Spieler eine SMS geschickt - außer einem: Casillas", sagte Del Bosque in einem Interview des Radiosenders Cadena SER zur Verabschiedung von seiner Mannschaft. "Bei seinen Kameraden hat er sich gut verhalten, korrekt, aber mit dem Trainerstab mal so, mal so."
Del Bosque hatte Rekordnationalspieler Casillas durch David de Gea von Manchester United ersetzt. Der 35-jährige Weltmeister von 2010 und zweimalige Europameister trug sein Los, ohne in der Öffentlichkeit zu meckern. Der 167-fache Teamspieler habe ihm und seinen Assistenten die Entscheidung aber nachgetragen, so Del Bosque. "Er hat mit uns geschmollt."