Missbrauchsfall im Stift Klosterneuburg: Gremium für Aufarbeitung steht fest

Augustiner Chorherr übt Selbstkritik: "Es genügt eben nicht, jemanden vor die Tür zu setzen".

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In einem Interview in der aktuellen profil-Ausgabe spricht ein Augustiner Chorherr aus Klosterneuburg über den Missbrauchsfall, der sich 1993 im Stift ereignet hat und den profil im September 2017 öffentlich machte. Anton Höslinger, der Stellvertreter des Stiftskämmerers, räumt ein, dass in der Causa wesentliche Fragen offen sind: „Wir haben eine Expertengruppe eingesetzt, um Licht in diesen Graubereich zu werfen.“

Gremium steht fest

Nun steht auch die personelle Zusammensetzung des vor wenigen Wochen angekündigten Gremiums fest: „Es sind Leute mit Erfahrung auf dem Themengebiet des sexuellen Missbrauchs: Brigitte Dörr von der Klasnic-Kommission, der Psychiater Reinhard Haller, Schwester Beatrix Mayrhofer, die Vorsitzende der Frauenorden in Österreich und Kurt Scholz, der ehemalige Präsident des Wiener Stadtschulrats. Wir haben Wert darauf gelegt, dass zwei Frauen vertreten sind. Die Expertengruppe soll zunächst den Sachverhalt erheben und uns dann Empfehlungen und Anstöße für die Zukunft geben“, so Höslinger gegenüber profil.

Zur Verantwortung des Stiftes sagt der Augustiner Chorherr, man habe nach Auffliegen des Missbrauchs dem Opfer geglaubt und den Täter rasch aus dem Kloster entfernt. Allerdings wurde er danach in Rumänien zum Priester geweiht und bekam im Bistum Würzburg eine Pfarre anvertraut. Hier verging er sich 2002 an einem Kind. Daraus müsse man lernen, so Höslinger im profil-Gespräch: „Es genügt eben nicht, jemanden vor die Tür zu setzen, man muss auch schauen, wohin er geht.“