Die Zukunft der Liebe

Macht Freiheit einsam? Wie funktionieren Orgasmus-Meditationen? Können Roboter uns befriedigen? Macht Polyamorie der Eifersucht den Garaus? Und erlebt die Vernunftehe eine Renaissance? Ein hemmungsloser Ausblick auf das Liebes- und Sexleben der Zukunft.

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Die Suche nach der blauen Blume boomt ungebrochen. Die blaue Blume ist das Logo jener Epoche im 18. Jahrhundert, die als Romantik in die Kulturgeschichte einging. Sie symbolisiert die Sehnsucht nach der idealen Liebe, Natur und metaphysischen Erlebnissen. Der Dichter Novalis (bürgerlich: Friedrich von Hardenberg) ließ sie in seinem Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“ dem Held im Traum erscheinen. In der „hohen lichtblauen Blume“ sah er das Antlitz einer Frau, in die er sich später abgöttisch verlieben sollte.

Die Bilderhalden von Instagram, Facebook und Co. quellen über von Derivaten dieser Sehnsucht nach der idealen Liebe. Dicht aneinander geschmiegte Paare inszenieren sich vor Sonnenaufgängen, kunstvoll gestalteten „Foodporns“ oder vor dem Kamin. Kaum haben zwei Menschen die ersten drei Dates hinter sich, wird der „Ist in einer Beziehung“-Button geklickt, Herzchen-Zierleiste inklusive. In einer Umfrage zum Valentinstag 2016 erhob das Marktforschungsinstitut Marketagent, dass zwei Drittel der Österreicher an die große Liebe auf den ersten Blick glauben; 51 Prozent der Befragten wollen sie schon einmal erlebt haben.

Romantik und das Streben danach haben überlebt – allen neuen Technologien und dem damit verbundenen pornografischen Overkill zum Trotz. Der Literaturwissenschafter Rüdiger Safranski, Verfasser des Werks „Romantik – eine deutsche Affäre“, hält dies für die Konsequenz einer kollektiven Verunsicherung: „Das Romantische ist fast immer im Spiel, wenn ein Unbehagen am Wirklichen und Gewöhnlichen nach Auswegen, Veränderungen und Möglichkeiten des Überschreitens sucht.“

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