Verschwörungstheorien: Existieren "Chemtrails" tatsächlich?
Kaum eine Verschwörungstheorie polarisiert so wie jene rund um die sogenannten "Chemtrails": Existieren die sagenumwobenen Kondensstreifen tatsächlich, und wer könnte Sie für welche Zwecke einsetzen wollen?
These:
Der Begriff "Chemtrails" setzt sich aus den Wörtern "Chemicals/ Chemikalien" und dem englischen "Contrails" (Kondensstreifen) zusammen. Der Kern der Verschwörungstheorie besagt, dass manche Kondensstreifen am Himmel nicht alleine auf "normale" Flugzeugabgase zurückzuführen sind, sondern aufgrund der absichtlichen Hinzufügung von bestimmten Chemikalien (häufig werden in diesem Zusammenhang Barium- oder Aluminium-Verbindungen genannt) und Zusatzstoffen entstehen. Zur (vermeintlichen) Beweisführung wird häufig angeführt, dass Chemtrails gegenüber normalen Kondensstreifen langlebiger und flächiger in der Ausbreitung seien. Fotos von - auf den ersten Blick - seltsam anmutenden Streifen am Himmel werden gerne als "ultimativer Beweis" gewertet.
Wer hinter diesen chemikalischen Kondensstreifen steckt bzw. welche Ziele damit verfolgt werden sollen, wird unter Verschwörungstheoretikern heiß diskutiert. Dazu gibt es mehrere Theorien:
1.) Wettermanipulation: Aus diversen (geopolitischen, militärischen, ökonomischen, ökologischen etc.) Gründen versuchen mächtige Institutionen, mittels Chemtrails direkten Einfluss auf das Wetter zu nehmen und es für ihre Zwecke zu nutzen.
2.) Geoengineering: Laut dieser These werden Chemtrails zur Abschwächung des Treibhauseffektes eingesetzt. Mittels großflächiger Verteilung von Partikeln in der Atmosphäre soll das Sonnenlicht reflektiert und so die globale Erwärmung verringert werden.
3.) Bevölkerungsreduktion: Chemtrails "at its worst": Die freigesetzten Chemikalien vergiften die Bevölkerung direkt und/oder verringern die Zeugungsfähigkeit.
4.) Bewusste Schädigung von Saatgut/Ackerland: Chemtrails werden zum Zwecke einer Veränderung des ph-Wertes im Boden eingesetzt, um herkömmliches Saatgut unbrauchbar zu machen. Zugute kommen soll das Ganze mysteriösen Großkonzernen, die mit gentechnisch manipuliertem, Chemtrail-resistentem Saatgut Milliardengeschäfte machen wollen.
Hintergrund/Herkunft:
Die Chemtrails-Verschwörungstheorie tauchte erstmals Mitte der 90er-Jahre auf, als gemutmaßt wurde, die US-Regierung plane, mit Kondensstreifen das Wetter zu manipulieren und für militärische Zwecke zu nutzen. Seither wurde die These mehrfach modifiziert und ausgeschmückt. Besonders im Internet tauchen immer wieder neue, abenteuerliche Varianten um die "große Verschwörung am Himmel" auf. In Österreich hat die FPÖ 2007 zu dem Thema eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP) gestellt.
Wahrheitsgehalt:
"Pros":
- Es kann gemutmaßt werden, dass mächtige Institutionen in der ganzen Welt durchaus Interesse daran hätten, das Wetter zu ihren Gunsten manipulieren zu können. Möglicherweise wird in diesem Bereich sogar geforscht.
"Contras":
- Nahezu sämtliche relevante Stellen und Experten (Staatliche Institutionen, Meteorologen, Nichtregierungsorganisationen, Umweltverbände etc.) haben bisher konstatiert, dass die Theorie jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.
- Technische Widersprüche: Viele der - von Verschwörungstheoretikern - angeführten Chemikalien würden in den Flugzeugtriebwerken einfach verbrannt werden bzw. zu einem sehr hohen Verschleiß an den Turbinenschaufeln der Triebwerke führen.
- Kondensstreifen von Flugzeugen haben im Prinzip keine einheitliche Form und "Lebensdauer". Schon lange vor Aufkommen der Chemtrails-Theorie konnte man immer wieder Kondensstreifen in größerer Anzahl und über einen längeren Zeitraum am Himmel ausmachen.
- Wenn Chemtrails zum Zwecke des Geoengineerings und der Bekämpfung des Treibhauseffektes eingesetzt würden - warum sollte dies dann verheimlicht werden? Würden sich Wissenschafter nicht sogar eher ausdrücklich mit diesem neuen Verfahren brüsken, wenn es doch der Menschheit zu Gute käme?