Versorgungsposten: Die Pflegeindustrie
140.000 pflegebedürftige Menschen in Österreich werden in ihrem Zuhause von Betreuungskräften versorgt. Registrierte 58.000 ihrer Betreuer stammen vor allem aus der Slowakei und Rumänien. Das Porträt einer Branche, die dringend einer Qualitätssicherung bedarf, aber vielen Menschen zu letzten Jahren in Würde und Autonomie verhilft und die Angehörigen wesentlich entlastet.
Die Fotos seines 92-jährigen Vaters, die Peter Kleinmann auf dem Handy zeigt, verströmen Lebenslust. Manchmal blickt der soignierte Herr, nahezu verschmitzt in die Kamera, und die füllige, rothaarige Frau, die neben ihm sitzt, prustet dabei vor Lachen. Von Resignation, Apathie oder erzwungener guter Laune ist da nichts zu spüren: Der 92-jährige Gustav, der seit eineinhalb Jahren verwitwet ist, und Lubica Illova, eine ausgebildete Krankenschwester aus der Slowakei, sind eine katalogwürdige Symbiose eingegangen. „Sie fahren gemeinsam auf Ausflüge, Lubis gesamte Familie war schon auf Besuch beim Vater, und jetzt erkunden sie gerade gemeinsam ihre Heimatstadt Stara Tura,“ erzählt Kleinmann, der als Präsident des österreichischen Volleyballverbands viel unterwegs ist, „mein Vater, der schon lange nicht mehr in der Lage ist, alleine zu leben, und sehr schlecht geht, hat durch sie nach dem Tod meiner Mutter wieder seine Lebensfreude zurück gewonnen.“ Paradoxon am Rande: Durch den Job, den Illova im vierzehntägigen Rhythmus ausübt, kann sie sich für ihre eigene, schwer kranke Mutter eine Heimpflege leisten, die sie und ihre Schwester entlastet.
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