Vienna City Marathon (VCM) 2019 im Live-Ticker
Mit dem Schweizer Tadesse Abraham greift beim Vienna City Marathon (VCM) gemäß dem Veranstaltungsmotto einer der derzeit besten europäischen Langstreckenläufer nach den Sternen. Der aus Eritrea stammende EM-Zweite des Vorjahres bekommt es am Sonntag mit einer starken Kenia-Phalanx zu tun. Darunter befinden sich mit Gilbert Kirwa (2009) und Robert Chemosin (2016) auch zwei ehemalige Wien-Sieger.
Abraham, dessen Schweizer Rekord seit 2016 bei 2:06:40 Stunden steht, zeigt sich nach zwei dreiwöchigen Höhentrainingsblöcken in Äthiopien für sein Debüt auf den Wiener Straßen optimistisch. "Ich sehe mich immer als Erster auf der Ziellinie, dafür habe ich trainiert. Ich habe großen Respekt vor der Konkurrenz, aber wenn ich das laufe, was ich trainiert habe, dann werde ich erfolgreich sein", sagte der 2004 aus seinem Heimatland in die Schweiz gekommene Ex-Halbmarathoneuropameister am Donnerstag.
Ende Jänner misslang in Dubai sein Angriff auf den Europarekord, der 36-Jährige kam dabei nicht über 2:09:50 hinaus. Nur zweieinhalb Monate später geht es für ihn in Wien auch um die Erbringung des Olympialimits. Für den Sieg muss er gegen mehrere Kenianer bestehen. Insgesamt treten bei der 36. Auflage mit insgesamt 40.000 Teilnehmern zehn Athleten mit Bestzeiten unter 2:10 am Start. "Ich bin alleine, aber wenn man schlau ist, kann man viel von der Gruppe profitieren, und ich habe viel Erfahrung", so der in Genf lebende Familienvater, der fünf Sprachen spricht. Mit einem Sieg wäre Abraham der erste Wien-Gewinner aus Europa seit dem Portugiesen Luis Novo vor 18 Jahren.
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Der fünf Jahre alte Streckenrekord von 2:05:41 des Äthiopiers Getu Feleke hat für ihn und den Veranstalter nicht oberste Priorität. "Die Spitzengruppe wird die erste Hälfte in Richtung 63:30 Minuten anlaufen", kündigte Rennleiter Johannes Langer an. Dass er aber noch Gespräche mit den Topathleten führen muss, zeigte die für ihn überraschende Streckenrekordansage von Chemosin, der neben Kenneth Keter einer der Top-Favoriten ist. Kirwa, mit 2:06:14 als Bestzeit der nominell Schnellste im Feld, ist aktuell nicht in Topform.
Chemosin (2:08:05) hingegen schon. "Mein Ziel ist eine persönliche Bestzeit, vielleicht kann ich oder einer meiner Kollegen auch den Streckenrekord laufen", meinte Chemosin, der mit seinem Wien-Preisgeld von 2016 seine Farm im kenianischen Hochland vergrößert hat. Viel gelernt habe er in letzter Zeit vom gemeinsamen Training mit Weltrekordler Eliud Kipchoge, so der 30-Jährige. Auch Keter zeigte sich vor seinem erst zweiten Marathon nach dem starken Debüt im Herbst 2018 in Frankfurt in 2:07:34 angriffslustig. "Ich bin besser in Form als vor Frankfurt", betonte der erst 22-Jährige.
Im Frauen-Rennen peilt Nancy Kiprop ihren dritten Sieg in Serie an. Auch der Streckenrekord von 2:23:47 der Italienerin Maura Viceconte aus dem Jahr 2000 sollte bei diesmal deutlich besseren Wetterbedingungen machbar sein. Bei ihren Siegen 2017 und 2018 war die Kenianerin wegen heftiger Windböen bzw. viel zu hoher Temperaturen nur knapp daran gescheitert. "Wir werden wieder versuchen, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe sehr hart gearbeitet, mit dem gleichen Programm wie vor meiner Bestzeit von 2:22", erklärte die Titelverteidigerin. Die 39-Jährige hat nach ihrem Wien-Sieg 2017 in ihrer Heimat eine Schule gegründet, in der die Mutter zweier eigener und fünf adoptierter Kinder neben dem Training auch noch als Direktorin arbeitet.
Mit Maja Neuenschwander geht eine weitere Wien-Siegerin an den Start. Die Schweizer Rekordhalterin (2:26:49) hatte 2015 überraschend in 2:30 gewonnen. In den vergangenen beiden Jahren ist sie wegen Verletzungen keinen Marathon mehr zu Ende gelaufen. "Ich denke, dass ich dieses Kapitel abschließen werde. Ich bin zwei Jahre nicht mehr über die Ziellinie gekommen, bin aber sehr zuversichtlich, weil ich sehr gut trainiert habe", sagte die beim Schweizer Olympiakomitee Teilzeit als Studien- und Berufsberaterin für Spitzensportler arbeitende Eidgenössin.
Gute Trainingsresultate unter anderem in Kiprops Heimat Iten stimmen sie zuversichtlich, sie werde das Rennen aber trotzdem eher defensiv angehen, so Neuenschwander beim Pressetermin der internationalen Topathleten. Die österreichischen Asse werden erst am Freitag über ihre Ziele sprechen.