Viennale-Dokus: Alltagsgeschichten von Williamsburg bis Indien
Sickfuckpeople (Regie: Juri Rechinsky)
Der Titel ist Programm: Sickfuckpeople erzählt in zwei Teilen von einer Gruppe drogensüchtiger Straßenkinder im ukrainischen Odessa, von Eltern und staatlicher Obhut gleichermaßen alleingelassen. Ein Leben im Elend haben sie sich eingerichtet. Die Welt da draußen, so der Tenor der Dokumentation, will ohnehin nichts mit ihnen zutun haben. Der zweite Teil des Films setzt einige Jahre später ein: Die Kinder sind nun erwachsen und kämpfen nicht nur um ein wenig bürgerliche Normalität, sondern vor allem gegen Ablehnung und Hass in einer Welt ohne Chancen.
27.10., 23:00 Uhr, Kino am Schwarzenbergplatz
28.10., 18:30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
12 OClock Boys (Regie: Lotfy Nathan)
Baltimore, die Arbeiter- und Hafenstadt an der US-amerikanischen Ostküste, irgendwo zwischen Washington D.C. und Philadelphia, fingiert in 12 OClock Boys als Heimat schwarzer Jugendlicher, die auf frisierten Motorrädern ihre Viertel unsicher machen. Ziel der riskanten Mutproben: eines Tages Mitglied der 12 OClock Boys zu werden, einer Gang radikalisierter Burschen, die illegale Rennen veranstalten, mit der Polizei Versteck spielen und sich als eigentliche Könige der Hood gerieren. Ein dokumentarischer Höllenritt, raus aus der urbanen Tristes.
3.11., 23:30 Uhr, Urania
6.11., 20:30 Uhr, Kino am Schwarzenbergplatz
+++ Spielfilm-Highlights von Götz Spielmann, Woody Allen, Will Ferrell +++
Gut Renovation (Regie: Su Friedrich)
Schauplatz Williamsburg, Brooklyn. Seit Jahren gilt das Viertel als Epizentrum der US-amerikanischen Hipster-, Künstler- und Musikwelt. Einziges Problem: die eigentlichen Künstler und Kreativen können sich die Gegend (dank grassierender Immobilienspekulationen) kaum noch leisten. Die Filmemacherin Su Friedrich, die seit den 1970er-Jahren in Williamsburg lebt, zeigt in Gut Renovation ihren latenten Widerstand gegen die Gentrifizierung mit viel Zorn und lakonischem Witz.
2.11., 20:30, Kino am Schwarzenbergplatz
5.11., 13:00, Kino am Schwarzenbergplatz
Katiyabaaz (Regie: Fahad Mustafa, Deepti Kakkar)
Die Mutter aller indischen Kabelsalate befindet sich in der Millionenmetropole Kanpur. Es funkt, es raucht, es brennt und manchmal wird die Stromversorgung der halben Stadt lahmgelegt. Während die Stadtverwaltung in Inkompetenz und Korruption versinkt, verlegen Guerilla-Elektriker weiterhin neue Leitungen. Die jungen indischen Filmemacher Fahad Mustafa und Deepti Kakkar begleiten nicht nur die mutigen Arbeiter, sondern zeichnen ein Spiegelbild der globalen Supermacht, die noch immer im Chaos zu versinken droht.
26.10., 18:30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
28.10., 00:00 Uhr, Urania
Redaktion: Philip Dulle
Infos: Viennale: 24.10. 6.11.