Kulinarik

Vom Weinskandal zum eigenen Chateau: Lenz Maria Mosers Erfolgsstory in China

Lenz Maria Moser stammt aus hohem österreichischem Weinadel. Heute zeigt er den Chinesen, wie man konkurrenzfähige Cabernets macht. Dafür musste er aber einiges lernen, zum Beispiel: Win-Win ist für Loser.

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Zwischen Rohrendorf bei Krems und Yinchuan in der nordchinesischen Provinz Ningxia liegen Luftlinie ziemlich genau 7000 Kilometer, aber noch nie wurde dieser Weg auf der Direttissima zurückgelegt, selbst Lenz Maria Moser hat ihn nur mit einigen Umwegen bestritten. Sie führten ihn unter anderem ins Napa Valley, Kalifornien (9500 Kilometer ab Rohrendorf), und nach Frankfurt am Main (690 Kilometer via Passau und Nürnberg), allerdings ist der 69-jährige niederösterreichische Weinbauernsohn nun schon seit 20 Jahren immer wieder und sehr regelmäßig in China, nach eigener Zählung waren es exakt 71 Mal, aber klar, er hat dort erstens einen millionenschweren Auftrag und zweitens ein französisches Château, das seinen Namen trägt.

Aber, Obacht: Wenn sie dir in China ein Schloss bauen, solltest du das nicht als Kompliment missverstehen. Es geht in Wirklichkeit mehr ums Geschäft. Europäische heritage ist in China sehr gut für ebendieses, darum bauen sie auch am Rande der Wüste Gobi französische Châteaux und engagieren österreichische Weinprominente.

Lenz Maria Moser – vulgo Lenz Moser V. – stapelt beim Interview mit profil, das im zentralen Hochland von Wien stattfindet, entsprechend tief: „Das Château gehört mir ja nicht. Ich bin dort nur der Guru und für alles zuständig. Und ursprünglich hatte das Ding eher einen educational purpose: Es sollte den Leuten in China zeigen, wie Wein in Europa gemacht wird. Der Tourismus war das Hauptziel, der Wein eigentlich Nebensache.“

Die Prioritäten haben sich seither geändert. Aber das ist eine lange Geschichte. Lenz Maria Moser bestellt zum Gespräch im Wiener Haas-Haus einen Sancerre und die Seezunge à la meunière und lässt sie kalt werden, weil er vor lauter Erzählen nicht zum Essen kommt. Seinen zweiten Vornamen trägt Moser übrigens zur besseren Abgrenzung von seiner Herkunftsfamilie, einer nicht nur in Österreich weltbekannten Winzerdynastie, von der ihn freilich kein Streit trennt, sondern die Spätfolgen eines Skandals.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.