Wales hat Geschmack gefunden: Bale und Co. visieren WM an
Nach dem Debüt auf kontinentaler Ebene streben die 1958 in Schweden das erste und bisher einzige Mal bei einer WM spielenden Briten nun auch die Rückkehr auf die Weltbühne an. Die WM 2018 in Russland ist Nahziel, der Weg dahin führt auch über Österreich. In Qualifikationsgruppe D trifft die ÖFB-Auswahl erstmals am 6. Oktober im Heimspiel auf Bale und Co. Einstellen darf man sich auf eine Mannschaft, der es an Selbstvertrauen nicht fehlen wird.
"Es war hier eine unglaubliche Erfahrung, wir haben jede Minute genossen. Nun starten wir in die nächste Ausscheidung, mit dem selben Hunger und Verlangen wie in den vergangenen drei Jahren", sagte ein "unglaublich stolzer" Trainer Chris Coleman. Österreich, Serbien, Irland, Moldau und Georgien heißen die Gegner im Rennen um den einen Fixplatz für die kommende WM. Die "South Wales Evening Post" war nach dem in Frankreich Gesehenen hoffnungsvoll: "Wales ist der Favorit in dieser Gruppe."
Die Zuversicht ist nicht unbegründet. Der Kern der Mannschaft aus Bale (26 Jahre), Joe Allen (26), dem im Halbfinale wegen seiner Gelbsperre schmerzlich vermissten Aaron Ramsey (25) oder Hal Robson-Kanu (27) kann noch einige Jahre zusammenspielen. Ältere Spieler wie Kapitän Ashley Williams (31) werden den Weg nach Russland ebenfalls noch mitgehen wollen. Coleman hatte bereits vor dem Turnier seinen Vertrag zumindest bis zur WM 2018 verlängert.
Gegen Portugal mit Matchwinner Cristiano Ronaldo stolperten die Waliser am Mittwochabend in Lyon laut Coleman über eine "Konzentrationsschwäche" kurz nach der Pause. Die Südeuropäer trafen in der 50. und 53. Minute zweimal. In der Offensive konnten die Briten vorher und nachher wenig zeigen. Bale rackerte unermüdlich, half im Spielaufbau und brachte Portugals Abwehr als einziger zumindest ein wenig ins Wanken. Das Fehlen von Ramsey fiel - im Gegensatz zu jenem von Pepe und William Carvalho aufseiten des Gegners - zu schwer ins Gewicht.
Kritik am dieses Mal auch ein wenig kraftlosen Auftritt (Coleman: "Wir waren auch etwas müde") kam ob des Erreichten naturgemäß keine auf. Waliser Fußball-Legenden und Zeitungen in der Heimat schwärmten weiter in höchsten Tönen über den Auftritte in Frankreich. "Es ist das Ende des Turniers, aber der Beginn des walisischen Fußballs", sagte der frühere Manchester-United-Profi Ryan Giggs.
Für Wales endete damit in Lyon die erfolgreichste Endrunde der Geschichte. 1958 hatte der Kleinstaat von den britischen Inseln in Schweden das Viertelfinale erreicht. Bei ihrer EM-Premiere waren die Waliser zusammen mit Island die große Überraschung. Das werden auch die Waliser ihre Helden spüren lassen. Zunächst wollten die Teamspieler noch einen Tag in Frankreich verbringen, bevor es am Freitag zum Empfang nach Cardiff zurück in die Heimat gehen sollte. "Dort werden die Burschen ein nettes Willkommen erhalten", sagte Coleman. "Und das ist es, was sie sich auch verdient haben."