Warum wir über das Wetter reden müssen
Wetter ist ein Phänomen besonderer Doppeldeutigkeit. Es ist ein so banaler wie komplexer Gegenstand. Wetter ist allgegenwärtig wie die Luft zum Atmen. Wenn es regnet, braucht man Schirm und Mantel. Ganz einfach. Jedes Kinderpuzzle ist schwerer zu entschlüsseln. Die wohl älteste Jammerei der Welt ist jene übers Wetter. Es dient in zahllosen Gesprächen als soziales Schmiermittel: Wetter, so bemerkte bereits Tolstoi, gehe immer, gerade wenn man einander sonst nichts zu sagen habe. „Alle reden vom Wetter. Aber keiner unternimmt etwas dagegen.“ Die Weisheit wird dem Münchner Original Karl Valentin wie dem amerikanischen Spötter Mark Twain zugeschrieben.
Wenig wirkt übrigens so alt wie das Wetter von gestern. Andererseits ist das Wetter kaum zu enträtseln. Es entzieht sich dem menschlichen Zugriff, es spielt sich in einem grundsätzlich übergeordneten Bereich ab. Das Wetter kann Landstriche zerstören, Industrien lahmlegen, Hunderttausende Menschen- und Tieropfer fordern. Das Wetter ist, grob vereinfacht, so etwas wie der Goldene Schnitt von Einfachheit und Komplexität, von Alltag und Ausnahmezustand, von subjektivem Empfinden und objektivem Klimageschehen.
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