WM-Halbfinale: Kroatien und England im Vergleich

Die beiden heutigen WM-Halbfinalisten in der direkten Gegenüberstellung.

Drucken

Schriftgröße

Torhüter

UNENTSCHIEDEN:Englands nahezu notorisches Tormannproblem gehört offenbar der Vergangenheit an: Mit Jordan Pickford scheint man nun einen echten Rückhalt zwischen den Pfosten zu haben. Der 24-Jährige entschied nicht nur das Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Kolumbien, sondern wurde mit seinen starken Paraden auch im Viertelfinale gegen Schweden zum "Man of the match" gewählt. Kroatien hat mit Danijel Subasic allerdings ebenfalls einen zweimaligen Matchwinner im Tor stehen. Der 33-Jährige stellte mit den vier abgewehrten Elfmetern gegen Dänemark (3:2 i.E.) und Russland (4:3 i.E.) sogar einen WM-Rekord ein. Ein klassisches Unentschieden.

Abwehr

VORTEIL ENGLAND: Die Abwehr mit Maguire, Stones und Walker war bisher das Prunkstück im englischen Spiel und sorgte sogar bereits für drei Tore (2x Stones, 1x Maguire) im Turnierverlauf. Bei Kroatien erwiesen sich vor allem die Außenverteidiger Strinic und Vrasljko als Schwachstellen.

Mittelfeld

VORTEIL KROATIEN: Sowohl im defensiven (Rakitic, Brozovic, Kovacic) als auch im offensiven Mittelfeld (Modric, Perisic, Rebic, Kramaric) verfügt Kroatien über zahlreiche absolute Klasse-Spieler. Teamchef Zlatko Dalic hat hier wahrlich die Qual der Wahl. Gareth Southgate kann zwar auch auf Premier League-Stammspieler wie Henderson, Sterling oder Alli zurückgreifen - ein genialer Denker und Lenker wie Kroatiens Modric fehlt den "Three Lions" jedoch ebenso wie ein richtig torgefährlicher Mittelfeldmann.

Angriff

VORTEIL ENGLAND:Ohne den Kapitän geht gar nichts: Harry Kane ist mit seinen bisherigen sechs Turniertoren das Um und Auf im englischen Spiel. Bisher konnte sich die Mannschaft stehts auf den 24-jährigen Tottenham-Star verlassen. Demgegenüber steht Kroatiens Solo-Spitze Mario Mandzukic, der es bisher nur auf einen Treffer im bisherigen Turnier brachte.

Trainer

UNENTSCHIEDEN: Beiden Trainern ist Erstaunliches gelungen: Englands Gareth Southgate schaffte es - dank intensiven, spezifischen Trainings - den Engländern das Elfmeter-Trauma auszutreiben, während es Zlatko Dalic vermochte, aus den vielen großartigen kroatischen Einzelspielern endlich auch eine erfolgreiche Turnier-Mannschaft zu formen. Sowohl Southgate als auch Dalic genießen großes Vertrauen in ihren Mannschaften und sind dafür bekannt, amikal mit ihren Spielern umzugehen.

Turnier-Erfahrung

UNENTSCHIEDEN: Obwohl England 1966 über den Titel bei der Heim-WM jubeln durfte: In ein Semifinale konnte man bislang sonst nur einmal, bei der WM 1990, vordringen. Für Kroatien ist es das zweite WM-Halbfinale nach 1998. Für beide Länder ist die Vorschlussrunde also keineswegs Routine.

Fan-Unterstützung

UNENTSCHIEDEN:

Erwartungshaltung/Druck

VORTEIL KROATIEN: Die Erwartungshaltung in England ist mittlerweile enorm. Nicht nur die Medien sind sich der historischen Chance bewusst. Längst sind alle dabei. Aus dem Kensington Palast twitterte Prinz William höchstpersönlich, was sehr selten ist. "Ihr wolltet Geschichte schreiben und nun tut ihr genau das", schrieb der Thronfolger. Popstar Robbie Williams posierte dieser Tage in der England-Trainingsjacke und twitterte: "FOOTBALL'S COMING HOME". Der Fußball kommt nach Hause, der Titel jenes Songs von 1996 ist für das Fußball-Mutterland längst zum Motto geworden. Es könnte jedoch auch zur Bürde werden. In Kroatien sieht man den zweiten WM-Semifinal-Einzug in der Geschichte des Landes ebenso euphorisch, jedoch etwas entspannter. Man will unbedingt das WM-Finale erreichen, muss aber nicht.

profil-Tipp

Knapper Vorteil für England.In einem Duell auf Augenhöhe könnte eine genialer Moment von Harry Kane oder eine Standard-Situation den Ausschlag für die "Three Lions" geben.