Zu viele E-Mails treiben den Menschen in den Wahnsinn

Warum ständiges Kommunizieren der menschlichen Natur widerspricht.

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Das Gefühl kennt jeder, inzwischen ist es auch wissenschaftlich gut dokumentiert: Zu viele E-Mails treiben den Menschen in den Wahnsinn. Die pandemische Homeoffice-Situation hat die Lage noch verschärft. Die potenzielle Erreichbarkeit erstreckt sich immer weiter in den privaten Bereich, die Unruhe wird zum Dauerzustand und längst nicht mehr nur durch E-Mails, sondern auch durch etliche zusätzliche Chat- und Kurznachrichtendienste gefördert. 

In Studien zeigen Probanden markant erhöhte Stress-Signale, sobald sie mit ihren E-Mail-Accounts konfrontiert sind. Die möglichen Langzeitfolgen 
reichen von Herz-Kreislauf-Problemen bis zur Erschöpfungsdepression. Fazit einer Studie an der University of California in Irvine: Unternehmen sollten ihre E-Mail-Kommunikation nach Möglichkeit einschränken – nicht zuletzt auch aus Eigeninteresse. Tatsächlich zeigen sich Mitarbeiter, denen klare Nichterreichbarkeitszeiten zugestanden werden, im Schnitt signifikant motivierter. In Frankreich existieren bereits arbeitsrechtliche Ansprüche auf E-Mail-Auszeiten.

Tatsächlich hat der Mensch als soziales Tier einen neuronal tief verwurzelten und leider nicht rational wegzudenkenden Drang, auf soziale Interaktionen reagieren zu müssen. Dieser Instinkt ähnelt in seiner Unvermeidbarkeit dem Hungergefühl. Jede nicht beantwortete Nachricht macht den Steinzeitmenschen ins uns fertig, auch wenn er weiß, dass die Antwort gut noch warten, womöglich sogar ausfallen könnte. E-Mails sind also zwar sehr praktisch, aber leider auch ein bisschen unmenschlich. Dazu zwei Alltagstipps: In Out-of-Office-Benachrichtigungen nie eine Antwort versprechen. Und zweitens: Newsletter abonnieren. Es handelt sich um den erfreulichen Fall von E-Mails, die man nicht beantworten muss. Beruhigt ungemein!S.Ho.

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.