Gerichtsurteil

Zum Teilen: Der „DiningRuhm“-Ableger „ZentRuhm“ setzt auf Tapas

Der Wiener „DiningRuhm“ hat mit dem „ZentRuhm“ eine feine Zweigstelle bekommen.

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Angst vor Namenswitzen – einer umstrittenen Königsdisziplin des Humors – ist ausnahmsweise unangebracht: Das Restaurant „ZentRuhm“ wird halt nun einmal von den Brüdern Sascha und Marcel Ruhm betrieben und liegt – damit konnten jetzt nur absolute Sherlocks rechnen – im Zentrum Wiens, konkret in der Schreyvogelgasse im 1. Bezirk.

Die Ruhm-Brüder haben im Lauf ihrer Karriere bereits einige Lorbeeren eingeheimst. Ihr „DiningRuhm“ im 4. Wiener Gemeindebezirk ist bei Foodies bestens etabliert – das neue „ZentRuhm“ ist noch in der Soft-Opening-Phase und befindet sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants Schubert im pittoresken Biedermeier-Ensemble der Mölker Bastei. Hier geht man es mit einem Nikkei-Tapas-Konzept allerdings betont zeitgemäß-locker an, am besten also: zurücklehnen und bringen lassen.

Den Auftakt machen in Tempura-Teig gehüllte und frittierte „Sesame Chicken Fingers“ – eine erstaunlich unfettige, beinahe bekömmliche Angelegenheit, aber: unbedingt einen Dip dazu bestellen, sonst fehlt der Pep. Das „Salmon Sashimi Sesame-Soy“ besteht aus, für Sashimi-Verhältnisse, recht dünn geschnittenem Lachs – das funktioniert aber im Verhältnis zur Sauce. Der Sesam wird nur sparsam eingesetzt, die darübergestreute Jungzwiebel sorgt für würzigen Biss. Japanisch angehaucht auch die „Sardines Ponzu marinated“ (die Speisekarte spricht konsequent Englisch): Wer hier ein reines Säurefeuerwerk vermutet, liegt falsch – drei, vier fein darübergestreute Chili-Scheiben sorgen für permanenten Geschmacksnervenkitzel.

Die Chilischote als solche spielt dann auch beim „Roastbeef Anticucho Sauce“ eine größere Nebenrolle. Dem kalt servierten, rosa gebratenen Rind wird mit einer scharfen gelben und roten Chili-Sauce eingeheizt. Ziemlich spicy das Ganze – trotzdem geht der Geschmack des Fleisches nicht unter. In Form von „Kushiyaki“-Spießen begegnet uns das Rind und dieselbe Sauce gleich noch mal, nun aber warm. Die japanische Grillspieß-Zubereitung wurde dem Fleisch nicht zu lange angetan, so ist es noch medium angekommen.

Speziell dem Küchenmitarbeiter am Salamander beziehungsweise am Ofen dürfte im „ZentRuhm“ jedenfalls nicht fad werden: Er gratiniert und bäckt allerlei Tapas, auch wilder Brokkoli erfährt eine Überbackungsbehandlung, in dem Fall mit Parmesan. Der Brokkoli bringt einen dezent bitteren Geschmack mit, die gehackten Walnüsse machen daraus eine knackige Angelegenheit.

Die Tapas-Pizzen schrauben dann sowohl den Entertainmentfaktor als auch das Konfliktpotenzial nach oben: Sie kommen mit einer Schere zum Selbstzerteilen an den Tisch. Der flaumige Pizzateig wurde im vorliegenden Fall mit geräuchertem Lachs, Salat und rotem Zwiebel nach dem Herausbacken kalt belegt.

Auch die Desserts sind gelungen – wobei warme Waffeln mit Vanilleeis, Schokosauce und Bananen kaum schiefgehen können. Komplexer ist die Passionsfrucht-Crème-brûlée, der es gelingt, die richtige Balance zwischen Süße und Säure zu finden.

Apropos Ausgewogenheit. Das „ZentRuhm“ befand sich bei unserem Besuch noch in einem Schwebezustand: Eigentlich hätte nur der soft geöffnete Pop-up-Gastgarten bespielt werden sollen, serviert wurde dann aber doch schon im gesamten Areal. Aber so ausgefeilt, wie die Menükarte schon jetzt wirkt und so souverän sie bereits umgesetzt wird, traue ich mir die Prophezeiung zu: Viel fehlt hier nicht mehr zum langfristigen, ja: Ruhm.

Empfehlung: möglichst viel bestellen und ru(h)mreichen

Stimmung: fancy-rustikal

Preisverhältnis: Tapas zwischen fünf und neun Euro

ZentRuhm, Schreyvogelgasse 4/6, 1010 Wien, zentruhm.at

Stephan   Graschitz

Stephan Graschitz

ist als Chef vom Dienst bei profil tätig.