Generell geht es ihr gerade sehr gut, sagt Peters. Vor Kurzem ist ihr erster Roman erschienen, „Ein anderes Leben“ heißt er. Peters erzählt darin sehr leichtfüßig und äußerst augenzwinkernd eine autobiografische Mutter-Tochter-Geschichte. Zurzeit ist sie mit dem Buch unterwegs und gibt Interviews. Ihre Lesungen sind hymnisch gefeiert, die Interviews wohlwollend und die Kritiken durch die Bank positiv. Daneben ist Peters aber auch gerade wieder ans Burgtheater zurückgekehrt. „Das Theater macht gerade großen Spaß“, sagt sie, „alle sind sehr freundlich. Wenn man reingeht, ist etwas los, es wirkt sehr nach Aufbruch. Man merkt, dass die Menschen, die jetzt da sind, wirklich was machen wollen.“ Für Peters ist es so etwas wie eine Rückkehr an ihre Lieblingsbühne. Sie war bis 2021 an der Burg, insgesamt 18 Jahre als Ensemblemitglied, hat sich dann aber verabschiedet, vor allem auch deswegen, weil sie mit dem damaligen Intendanten Martin Kušej nicht klarkam. Mit dem neuen Burgchef Stefan Bachmann ist das anders, sagt sie: „Bachmann hat einen ganz anderen Führungsstil als sein Vorgänger. Er lässt die große Ego-Show aus, ist ein ruhigerer Typ, und vor allem lässt er die Menschen etwas machen.“ Bei jedem Satz, den sie über Bachmann sagt, merkt man, wie sehr Peters den neuen Intendanten schätzt. „Hätte er mich nicht kontaktiert, dann hätte ich ihn angerufen“, hat sie in einem anderen Interview mal gesagt, sie wollte nämlich unbedingt zurück an die Burg. Kurioserweise hat Peters bis dato noch nie in einem Stück gespielt, bei dem Bachmann Regie geführt hat, was umso überraschender ist, als die beiden annähernd gleich alt sind und immer wieder an den gleichen Häusern gearbeitet haben.
Caroline Peters ist eine angenehme Gesprächspartnerin. Nett, freundlich, lustig, und vor allem ist sie eine Person mit großem Repertoire. Man kann mit ihr über Literatur genauso reden wie über Kochen, übers Fernsehen genauso wie über die Raffinessen der österreichischen Sprache. Peters wird dabei aber immer wieder aufs Theater zurückkommen, und vor allem auf die Bedrohung, der Theater und Kultur generell gerade ausgesetzt sind. „Die Weltlage ist ja für die Kunst nicht gerade einfach, im Gegenteil, es ist ziemlich schlimm“, sagt Peters, „die FPÖ hat ja schon in ihr Wahlprogramm reingeschrieben, was sie von Kultur hält und was sie sich unter Kultur vorstellt. Die Wiener Festwochen sind bedroht, die Salzburger Festspiele auch, 3Sat steht auf der Kippe, und in Deutschland schließen die ersten Museen. Das ist alles sehr bedrohlich und macht die Welt spürbar enger.“
Peters kann sich dabei in Rage reden. Über die Politik im Allgemeinen, den Kunstbetrieb im Speziellen und am Ende auch ein bisschen über unsere Gesellschaft, die ihrer Meinung nach doch sehr deutlich in die falsche Richtung rennt. Gerade in Film und Fernsehen werde immer mehr gespart, sagt sie. Es werden immer weniger Serien fürs deutschsprachige Publikum produziert, und das, was noch produziert wird, werde in immer weniger Drehtagen hergestellt. Weniger Drehtage heißt: weniger Qualität. Und auch weniger Geld für die Schauspieler. Peters hat das auch selbst gemerkt. Die ziemlich originelle und lustige Krimiserie „Mord mit Aussicht“, in der sie die Hauptrolle spielte, wurde nach gerade mal drei Staffeln von der ARD aus dem Programm gekippt, was definitiv nicht an Peters’ komödiantischem Talent lag.
Jetzt also wieder mehr Theater, und zwar in Wien, mit einem Burgtheater-Direktor, von dem sie sich sehr viel erwartet. „Es ist wirklich sehr leichtfüßig, was gerade passiert“, sagt sie, und das sei ein guter Weg, „das Publikum wieder ins Theater zurückzuholen“. Denn ehrlicherweise war das Haus in den vergangenen Jahren schon ziemlich leer. Wir reden darüber, welche Art von Theater sie gar nicht mag („Klassisches Theater mit alten Texten finde ich schwierig.“) und was man da besser machen könnte („Die alten Stoffe jungen Autor:innen geben, die dann die Geschichten mit einer neuen, modernen Sprache erzählen.“). Ich frage, was so schwierig an den alten Texten ist. Wir trinken dazu Kaffee, und Peters erzählt, was das Problem an „alten Texten“ ist („Es ist dann oft so: Ihr schlaft, ich sag den Text auf, ihr zahlt dafür Geld, ich krieg es. Das kann ja nicht der Sinn eines Abends sein“).
Knapp 90 Minuten sitzen wir im „Trude und Töchter“, das Mittagsgeschäft ist schon lange vorbei, als wir nach Hause gehen.
Gegessen haben wir übrigens auch (Menü 14 Euro, Hauptgang: Specklinsen). Und ja: Caroline Peter ist ein schlauer Mensch. Sie hatte nur die Vorspeisen.