Zwei Gänge mit … Eveline Steinberger
Die YSL-Handtasche hat etwas abbekommen, und Eveline Steinberger hat es sofort bemerkt. Sie wischt über die Tasche, doch es geht nicht ab. Sie wischt noch mal und noch mal, und allmählich bekomme ich Stress. Warum habe ich Depp meinen Rucksack auch auf ihre Handtasche gestellt? Habe ich sie ruiniert? Ich bin kein Experte für Damenhandtaschen, das fette Logo kann aber sogar ich zuordnen, und wenn Eveline Steinberger die Bag nicht bei einem Strandverkäufer an der Côte d’Azur gekauft hat oder von einem Straßenhändler in Bangkok, dann ist sie wohl ein paar dieser Kolumnen wert, grob geschätzt an die zehn. „Aber nein“, sagt Steinberger und schüttelt den Kopf. „Keine Sorge, ist nur Staub.“ Dann wischt sie noch einmal drüber. Und noch einmal. Und noch einmal. Verdammt, der Staub geht einfach nicht ab. Was habe ich gemacht?
Wir sitzen im „Chez Bernard“, dem Restaurant im siebten Stock des Hotel Motto in der Wiener Mariahilfer Straße. Steinberger hatte es ohne zu zögern vorgeschlagen, sie ist hier Stammgast, sowohl mittags als auch abends, wenn das Lokal langsam vom Restaurant zur Bar wird. Wie oft sie hier ist? „Das möchte ich lieber nicht sagen“, sagt sie, „aber ich muss hier jedenfalls nicht mehr reservieren. Ich bekomme immer einen Platz, selbst wenn es sehr voll ist.“ Außerdem hat sie es nicht weit, sie wohnt und arbeitet nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt.
Klar sei die Zeit als „First Lady“ spannend gewesen: „Ich durfte Merkel, Macron, die Obamas sehen und mit ihnen sprechen, das war natürlich toll und werde ich hoffentlich auch mal meinen Enkeln erzählen.“ Aber ansonsten?
„Founder und Geschäftsführender Gesellschafter“ steht auf Eveline Steinbergers Visitenkarte. Mit ihrer Firma Blue Minds Company investiert sie in diverse Start-ups, vor allem im Energiesektor. Sie sitzt in ein paar Aufsichtsräten, dem der Bank Austria zum Beispiel, des bayerischen Energieunternehmens BayWa r.e. sowie der Schweizer Oerlikon. Seit zwei Staffeln ist sie außerdem Investorin und fixes Jurymitglied der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ auf Puls4. Ach ja, in einem früheren Leben hatte sie einen Doppelnamen, und man kannte man sie auch als Kanzlergattin. Aber sie auf diese Rolle zu reduzieren, wäre eine wirkliche Gemeinheit. „Ich habe immer versucht, mein Leben weiterzuleben“, so Steinberger, und das sei gar nicht so leicht gewesen, vor allem, weil sie definitiv die eigenständigste Person war, die jemals einen direkten Zugang ins Kanzlerbüro hatte: „Es war ein Nachteil, eine politically exposed Person zu sein. In Interviews haben es mir die Journalisten zum Vorwurf gemacht, dass ich einfach weitergearbeitet habe.“ Klar sei die Zeit als „First Lady“ spannend gewesen: „Ich durfte Merkel, Macron, die Obamas sehen und mit ihnen sprechen, das war natürlich toll und werde ich hoffentlich auch mal meinen Enkeln erzählen.“ Aber ansonsten? Die meisten Kontakte, die sie heute als Unternehmerin nützt, habe sie davor schon gehabt, sagt Steinberger, und dementsprechend froh war sie, dass sie ihre Firma immer noch hatte, als das 19 Monate dauernde Kurzgastspiel am Ballhausplatz wieder vorbei war.