Zwei Gänge mit … Philipp Pinter
Philipp Pinter betritt das Lokal. Er ist gut gelaunt, lacht, scherzt, schlägt ein, und je weiter er geht, desto stärker wird mein Gefühl: Okay, ich bin im falschen Film. Schon am Eingang hat ihn der Kellner mit „Hallo Fipo“ begrüßt, am ersten Tisch klopft ihm ein Typ auf die Schulter und sagt „Super Partie am Sonntag“, und am nächsten Tisch gratuliert ihm der nächste. Sie haben zwar recht, die Mannschaft von Pinter, den alle, die ihn kennen, „Fipo“ rufen, hat am Sonntag ganz ordentlich gespielt, aber andererseits: Die Mannschaft spielt Eishockey, außerhalb von Kärnten interessieren sich dafür ungefähr so viele Menschen wie für Curling. Aber wir sind nicht in Kärnten. Wir sind in Graz, Pinter arbeitet für die Graz 99ers, einen Club, der die vergangenen Jahre ungefähr so spannend war wie ein Curling-Besen, und außerdem ist er noch nicht mal der Trainer oder der Topscorer, sondern der Sportdirektor, also der Mann, der schon von Berufs wegen im Hintergrund bleibt. Und dann kommt er auch noch aus Villach und lebt erst seit Kurzem in der Stadt. Warum um Himmels willen kennen ihn hier alle?
Das Lokal heißt Welscher Stubn und ist laut dem „Falstaff Restaurant Guide“ bekannt für seine Wirtshausküche, die Schwammerlrezepte, die Weinkarte und seine prominenten Gäste (okay, Letzteres war erfunden, wir sind ja in Graz). Pinter hat es ausgesucht. Er sagt, es ist sein Lieblingsrestaurant in der Stadt, im Moment hat er aber nicht viel Zeit für Lokalbesuche. An diesem Wochenende beginnt nämlich die Eishockey-Meisterschaft und damit sein Moment der Wahrheit: Pinter hat seit dem Frühjahr von null auf eine neue Mannschaft aufgebaut. Möglich wurde das, weil der neue Graz-Präsident Herbert Jerich, ein sehr publicitybewusster Spediteur, viel Geld in den Klub gesteckt hat: Ein paar Hunderttausend Euro machen im Eishockey bereits den Unterschied. Dank Jerich gehören die Grazer budgettechnisch vom Stand weg zu den Top 3, und dementsprechend hat Pinter im Sommer eingekauft. Gleich 19 neue Spieler hat er geholt, alles, was gut und teuer war, österreichische Teamspieler genauso wie Top-Legionäre. Dazu gibt es einen neuen Trainer, einen neuen Co-Trainer und einen neuen Tormanntrainer. Mit dem frischen Geld soll der Klub, der voriges Jahr mit deutlichem Abstand Letzter wurde, ganz oben mitspielen. Auch wenn Pinter sagt, dass sie „nicht gleich Meister werden müssen und es auch kein Drama ist, wenn wir es nächstes Jahr noch nicht werden“ – Graz soll wieder eine Nummer im Eishockey werden, und vielleicht noch wichtiger: Eishockey soll wieder eine Nummer in Graz werden, und das wird gar nicht so einfach. In der Stadt von Fußballmeister Sturm verirrten sich zuletzt keine 2000 Menschen in die Eishalle. Der Klub verkauft aktuell keine 700 Abos, ein Bruchteil von dem, was in Kärnten, aber auch in Linz oder Wien oder Südtirol in die Hallen kommt.
Pinter hat seit dem Frühjahr von null auf eine neue Mannschaft aufgebaut. Möglich wurde das, weil der neue Graz-Präsident Herbert Jerich, ein sehr publicitybewusster Spediteur, viel Geld in den Klub gesteckt hat: Ein paar Hunderttausend Euro machen im Eishockey bereits den Unterschied. Dank Jerich gehören die Grazer budgettechnisch vom Stand weg zu den Top 3, und dementsprechend hat Pinter im Sommer eingekauft.
Pinter sitzt im Hinterzimmer der Welscher Stubn und lehnt sich zurück. „Man muss Spieler mit Disziplin und Work Ethics finden. Das Wichtigste ist aber, dass sie sich für die Spielphilosophie des Teams begeistern können. Dann kann das klappen, und dann kann hier in Graz echt etwas entstehen.“ Seine Mannschaft soll jedenfalls schnelles, modernes Eishockey spielen, weniger Kampf, mehr Technik, weniger Prügeleien, mehr Spielintelligenz, weniger Egoismus am Eis, mehr Teamgeist. Dann würde der Erfolg fast von selbst kommen, sagt er, und damit auch die Zuschauer: „Es ist alles eine Charakterfrage, und es ist mein Job, die Menschen zu finden, die gut zusammenpassen.“
Pinter hat seine Knoblauchcremesuppe (8,50 Euro) ausgelöffelt, und das Eierschwammerlgulasch (21,90 Euro) steht schon am Tisch. Ich habe zu Ehren des großen Eishockey-Fachmanns Sepp Schellhorn ein Kalbsschnitzerl (25,90 Euro) bestellt und verstehe jetzt besser, warum ein Kalbsschnitzerl laut Schellhorn 30 Euro kosten sollte. Die Eierschwammerl können aber was, sagt Pinter, und ich habe keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Wir reden über Hockey und über den richtigen Mix für eine neue Mannschaft: „Gerade bei den Legionären musst du die Frau des Spielers eigentlich gleich mitcasten. Wenn die den Aufenthalt in Europa nur als Shopping-Trip oder als gute Gelegenheit sieht, möglichst viele Stadturlaube zu machen, dann kannst du es vergessen.“