Salzburger Alpine Bau in schweren Turbulenzen

Aktuell. Bilanz 2012 muss um bis zu 400 Millionen wertberichtigt werden – Verlust von 260 Millionen Euro erwartet

Drucken

Schriftgröße

Zu Jahresbeginn war Optimismus angesagt: Er blicke „positiv“ und „zuversichtlich“ in die Zukunft, schrieb Johannes Dotter, Geschäftsführer der Alpine Holding, im Vorwort des Konzern-Geschäftsberichtes 2011.

Nun, gegen Jahresende, ist wohl das Prinzip Hoffnung angesagt. Die Alpine Bau GmbH mit europaweit rund 15.240 Mitarbeitern – jeder zweite davon in Österreich – durchschifft gerade raue Gewässer. Wie aus einem profil vorliegenden, internen Dossier des Managements hervorgeht – dieses wurde den Eigentümern am 20. September in Madrid präsentiert – hat der Konzern akute Zahlungsschwierigkeiten. Um überhaupt weiterwirtschaften zu können, benötigt die Alpine bis Ende nächster Woche (Kalenderwoche 42) 31 Millionen Euro cash.

Laut einer von Dotter veranlassten Prüfung durch KPMG drohen Alpine, Tochter der spanischen Baugruppe Fomento de Construcciones y Contratas (FCC), in der Bilanz 2012 Wertberichtigungen in der Höhe von 300, möglicherweise sogar 400 Millionen Euro. Als Ursache werden falsch abgerechnete und gefährdete Projekte respektive nicht werthaltige Beteiligungen aus der Ära von Dotters Vorgänger Dietmar Aluta-Oltyan genannt. Unter Einrechnung der Wertberichtigungen wird für 2012 ein negatives Ergebnis vor Steuern (EBT) in der Höhe von 263 Millionen Euro erwartet. Laut KPMG war das bilanzierte Vermögen der Konzern-Dachgesellschaft Alpine Bau GmbH zum 30. Juni 2012 mehr als aufgebraucht; das Eigenkapital war demnach mit 138 Millionen Euro negativ. Nach profil-Recherchen arbeitet das Management derzeit an der gesetzlich vorgegebenen Fortbestehungsprognose.

So soll der Vorstand auf Basis der KPMG-Empfehlungen den Abverkauf von Tochtergesellschaften und Geschäftsbereichen erwägen, allen voran den auf Photovoltaik und Windenergie spezialisierten Zweig Alpine Energie. Parallel dazu soll FCC frisches Kapital einschießen und bei den Gläubigerbanken längere Tilgungsfristen und zusätzliche Finanzierungen von 75 Millionen Euro verhandelt werden. Noch Freitag dieser Woche sollen die Banken informiert werden. Die Alpine Bau steht bei mehr als einem Dutzend Banken (größte Gläubiger sind die Erste Bank, Raiffeisen Oberösterreich, UniCredit und die russische VTB) mit insgesamt rund 660 Millionen Euro in der Kreide, weitere 290 Millionen Euro schuldet das Unternehmen den Inhabern von drei seit 2010 aufgelegten Anleihen.

Seitens des Managements wird mit Hinweis auf die anstehenden Bankengespräche keine Stellungnahme abgegeben.

Michael   Nikbakhsh

Michael Nikbakhsh

war bis Dezember 2022 stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Wirtschaftsressorts.