Politische Bauarbeiter

Alpine-Pleite: Langer Tod - mit Gusenbauer und Ferrero-Waldner

Alpine-Pleite. Langer Tod - mit Gusenbauer und Ferrero-Waldner

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Was macht ein Politiker, wenn er aus der Politik ausscheidet? Er landet zunächst einmal in einem Aufsichtsrat. Meistens. Alfred ­Gusenbauer etwa, Kanzler von 2006 bis 2008, dockte im Juli 2009 im Aufsichtsrat der Alpine Holding GmbH an. Der Sozialdemokrat verdankte diesen Posten Esther Koplowitz senior. Die FCC-Großaktionärin und Aristokratin ist eine der schillerndsten Figuren der spanischen Society.

Gusenbauer hatte sie über den ehemaligen Alpine-Geschäftsführer Dietmar Aluta-Oltyan kennengelernt und die Dame mit seinen Spanisch-Kenntnissen beeindruckt. Auch als einfaches Aufsichtsratsmitglied ist man in alle strategischen Entscheidungen des Baukonzerns eingebunden. Umso größer war der Unmut, als sich Gusenbauer nach nur zehn Monaten verabschiedete – um ausgerechnet beim Konkurrenten anzuheuern: bei Österreichs größtem Baukonzern, der Strabag AG, dem Gusenbauers langjähriger Freund Hans Peter Haselsteiner vorstand. Dort darf Gusenbauer bis heute nicht nur den Vorsitzenden des Aufsichtsrates geben; im Gegensatz zur Alpine, die ihren Aufsichtsräten laut Geschäftsbericht keine Bezüge zugesteht, zahlt die Strabag sehr wohl. Laut Strabag-Geschäftsbericht 2011 kassiert Gusenbauer 50.000 Euro pro Jahr für seine Tätigkeit.

Und dann war da noch ­­Benita Ferrero-Waldner, ÖVP-Außenministerin von 2000 bis 2004, dann EU-Kommissarin bis 2010. Die gebürtige Salzburgerin ist mit einem Spanier verheiratet. Sie zog im März 2011 in den Aufsichtsrat der Alpine Holding ein und schied erst vor drei Wochen aus. Sie könnte also auf ein paar Fragen, die sich rund um die Alpine-Pleite aufdrängen, Antworten geben. Zumindest theoretisch. Etwa, ob sie gewusst hat, auf welch schwachen Beinen die Alpine steht? Oder warum die FCC die Alpine fallen ließ? Ob es Druck der spanischen Banken gab? Und: Ob die Aufsichtsräte nun in die Haftung genommen werden könnten? profil übermittelte Ferrero einen umfangreichen Fragenkatalog, Antwort: keine. „Ich möchte mich dazu nicht äußern“, ließ Ferrero-Waldner profil ausrichten.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis Oktober 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.