Türkei wäre interessiert
Interview: Josef Redl
profil: Sie haben vorgeschlagen, der hoch verschuldete griechische Staat solle abgelegene, unbewohnte Inseln verkaufen. Was genau soll das bringen?
Leitl: Ich sitze bekanntlich auch regelmäßig am Stammtisch beim Ochsenwirt in Neumarkt. Mit jedem neuen Hilfspaket steigt die Anti-Griechenland-Stimmung in ganz Europa. Wir bekommen es da mit einer demagogisch-populistischen Bewegung zu tun.
profil: Ihr Vorschlag ist aber auch eher als demagogisch-populistisch einzustufen
Leitl: Es geht um die Symbolik: dass ein Land, das dringend Hilfe braucht, bereit ist, ein Stückchen seiner Souveränität abzugeben.
profil: Aber wer soll denn unbewohnte Inseln kaufen wollen?
Leitl: Schauen Sie sich die Landkarte an. Die Türkei wäre sehr wohl interessiert.
profil: Sie meinen türkische Investoren?
Leitl: Nein, nein. Der türkische Staat natürlich. Deswegen habe ich ja von unbewohnten, weit abgelegenen Inseln gesprochen.
profil: Griechenland soll zugunsten des historischen Erzfeinds Türkei auf Staatsterritorium verzichten? Ist das Ihr Ernst?
Leitl: Ja, natürlich. Langfristig sehe ich eine sehr wichtige Konvergenz zwischen der EU also Griechenland und der Türkei. Man könnte mit einer solchen Geste vielleicht sogar den Zypern-Konflikt lösen. Der Verzicht auf Teile der eigenen Souveränität wäre ein Zeichen der Dankbarkeit für die Hilfe.
profil: Aber Griechenland hat doch ohnehin schon auf weite Teile seiner Souveränität besonders in Budgetfragen verzichten müssen. Das wäre doch nichts anderes als eine Demütigung. Noch dazu, wo ja die Türkei als Nicht-EU-Land gar nicht am Euro-Rettungsschirm teilnimmt.
Leitl: Wenn man es so sieht, haben Sie Recht. Umgekehrt: Wenn die Griechen das aus eigenem Antrieb als Symbolhandlung machen was glauben Sie, wie das bei den Rechtspopulisten wirkt?
profil: Aber man kann doch nicht von einem Land verlangen, aus Angst vor Rechtspopulisten Staatsgebiet abzugeben.
Leitl: Nicht verlangen. Das müsste als ein Symbol des Stolzes und des Selbstbewusstseins von den Griechen selbst kommen.
profil: Wenn sich Österreich weiter verschuldet können Sie sich vorstellen, dass die Republik das Mühlviertel verkauft?
Leitl: Das natürlich nicht. Aber wenn Österreich eine unbewohnte Insel weit weg vom Kernterritorium hätte, wäre das denkbar.