Vor dem Aids-Kongress in Wien kratzen Kritiker am HIV-Mythos

Der Aids-Mythos: Hilft ein gutes Immunsystem gegen Ansteckung?

Medizin. Hilft ein gutes Immunsystem gegen Ansteckung?

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Drei lange Jahre ging die 51-jährige Krankenschwester Petra S.* durch die Hölle. Weil sie sich krank fühlte und ihre Lymphknoten geschwollen waren, wandte sie sich im Jahr 1994 an das Wiener AKH. Sie wollte wissen, ob sie an der gleichen Glutenunverträglichkeit leide wie ihre Tochter. Dann kam die böse Überraschung: Ohne die ausdrückliche Einwilligung der Patientin einzuholen, wurde bei S. ein HIV-Antikörpertest durchgeführt – mit positivem Ergebnis.

Die Folgen waren verheerend.
Ihr Arbeitgeber legte ihr die Kündigung nahe, ihre beiden Töchter wurden in der Schule gemobbt. Die Sorgen um ihre unversorgten Kinder waren zermürbend. „Damals gab es ja überall diese Bücher, die besagten, dass ich in spätestens fünf Jahren tot sein würde“, so die Frau. Drei Jahre später kam die Entwarnung: Laut einem neuerlichen Bluttest war Petra S. plötzlich HIV-negativ.

Möglicherweise hatte der ursprüngliche Aids-Test ein falsch positives Ergebnis gezeigt, weil eine Hepatitis-Impfung durch eine Kreuzreaktion dieselben Antikörper generierte, die durch HI-Viren aktiviert werden. Auch die Selbstheilung einer tatsächlichen HIV-Infektion sei nicht auszuschließen, glaubt Frau S.: „Diese drei Jahre waren eine wichtige Zeit für mich, ich habe mein Leben umgekrempelt. Ich habe aufgehört zu rauchen, mich gesund ernährt und versucht, mein Immunsystem mit natürlichen Mitteln zu stärken.“

Als sie den Wunsch äußerte, die Ärzte sollten nach dem Grund für das plötzlich negative Testergebnis suchen, und mit einer Schadenersatzklage drohte, unterstellte man ihr sogar, den positiven Test manipuliert zu haben. Unklar bleibt, was wirklich zu dem positiven und dann zu dem negativen Test geführt hat. Denkbar ist, dass die Wissenschaft trotz umfangreicher Forschungen bis heute über die Immunschwächekrankheit viel zu wenig weiß.

Kritiker. Wissenslücken und Beweismängel rufen immer wieder prominente Kritiker des Aids-Dogmas auf den Plan. So sagt etwa Peter Duesberg, Professor für Molekular- und Zellbiologie an der kalifornischen Universität Berkeley, seit vielen Jahren, dass das HI-Virus harmlos und keinesfalls für die Immunschwächekrankheit verantwortlich sei. Wie viele Kritiker ist auch Duesberg überzeugt, dass andere Faktoren wie Mangelernährung, Drogenkonsum oder so genannte „Poppers“ Auslöser der Krankheit seien. Poppers sind giftige Flüssigkeiten, die zur Steigerung der sexuellen Lust inhaliert werden.

James Chin, Epidemiologe in Berkeley sowie ehemaliger Leiter der WHO-Aids-Gruppe, veröffentlichte vor drei Jahren ein Buch mit dem Titel: „The AIDS Pandemic – The collision of epidemiology with political correctness“. Darin beschreibt der Forscher die von der WHO beim Thema Aids praktizierten Mechanismen des „Zahlenfrisierens“, mit Ergebnissen, die weit abseits der Resultate etablierter Erhebungen und Hochrechnungen lägen. Etliche Kritiker wittern dahinter kommerzielle Interessen, da durch das Vorlegen horrender Zahlen schnell Hilfsgelder lukriert werden können.

Als bekanntestes Beispiel wird in diesem Zusammenhang oft das von der US-Regierung George W. Bush ­initiierte „Notprogramm des Präsidenten zur Aids-Hilfe“ (Pepfar) genannt. Dabei floss die ungeheure Summe von 15 Milliarden US-Dollar als Hilfe für die von der Krankheit am häufigsten betroffenen Länder – insbesondere Afrika. Der Großteil des Geldes wurde für Medikamente verwendet, die selbstverständlich bei amerikanischen Pharmakonzernen eingekauft wurden – damit blieb das meiste Geld ohnehin im Land und diente zur Ankurbelung der eigenen Wirtschaft. Auffallend ist, dass die WHO nun selbst die Zahlen der angeblichen HIV-Infizierten und Aids-Patienten kontinuierlich zurückschraubt.

Mittlerweile äußert auch der französische Nobelpreisträger Luc Montagnier, Entdecker des HI-Virus, Zweifel an etablierten Auffassungen zum Thema Aids. In einem Interview, das Montagnier im Vorjahr dem kanadischen Filmemacher Brent W. Leung gab, überraschte der Wissenschafter die Öffentlichkeit mit folgenden Sätzen: „Ich glaube, wir können viele Male dem HI-Virus ausgesetzt sein, ohne chronisch infiziert zu werden. Unser Immunsystem wird mit dem Virus binnen weniger Wochen fertig, vorausgesetzt, man hat ein gutes Immunsystem.“ Der Forscher zeigte sich auch überzeugt davon, dass Menschen in Afrika aufgrund ihrer Lebensumstände, wie mangelhafter Ernährung und mangelnder Hygiene, eine Immunschwäche entwickeln könnten, ohne jemals mit dem HI-Virus infiziert worden zu sein. Ungläubig fragt Regisseur Leung nach, ob das nun hieße, dass ein gesundes Immunsystem von selbst mit dem Virus fertig würde. Montagnier antwortet mit einem entschiedenen „Ja“.

Nicht allein aufgrund dieser Montagnier-Zitate löste Leungs Dokumentarfilm „House of Numbers – A World Without HIV/Aids May Be Closer Than You Think“ heftige Proteste aus. Der mehrfach preisgekrönte Streifen sucht ebenso akribisch wie über weite Strecken erfolglos nach harten wissenschaftlichen Fakten über Aids. Umso heftiger waren die Attacken gegen den Filmemacher. Hauptvorwurf: er hätte beim Schneiden des Materials Aussagen der Wissenschafter aus dem Zusammenhang gerissen und manipuliert. Um die Vorwürfe zu entkräften, stellte Leung nun ungeschnittenes Rohmaterial ins Netz, unter anderem das Interview mit Nobelpreisträger Montagnier, das weltweit für Aufregung sorgte. Denn das, was Montagnier da vor laufender Kamera sagt, widerspricht so ziemlich allen Dogmen der Aids-Forschung.

Einer, der Montagniers Worte nicht glauben wollte, ist der Wiener Mediziner Florian Breitenecker, der selbst für Ärzte ohne Grenzen Aids-Patienten in Afrika und Asien behandelt hat und nun Patienten im AKH betreut: „Das ist in der Tat erschreckend. Luc Montagnier ist schließlich nicht irgendwer. Für seine Thesen gibt es überhaupt keine wissenschaftliche Grundlage. Eine Spontanheilung durch die Stärkung des Immunsystems gibt es nicht. Ich hätte wohl genügend Gelegenheit gehabt, so etwas bei meinen Patienten zu beobachten.“ Breitenecker und viele seiner Kollegen können sich Montagniers Äußerung nur damit erklären: Der Nobelpreisträger sei einfach im Alter durchgeknallt.

Im profil-Interview spricht Montagnier zwar von einem „Missverständnis“, wiederholt aber im Kern seine im Dokumentarfilm gemachten Aussagen. Der wohl prominenteste österreichische Vertreter abweichender Meinungen über Aids ist der Wiener Gynäkologe Christian Fiala, der schon 1997 (gemeinsam mit Peter Michael Lingens) ein Aids-kritisches Buch mit dem Titel „Lieben wir gefährlich?“ veröffentlicht hatte. Bis heute hält Fiala, der selbst Aids-Patienten in Afrika behandelt hat, das kolportierte Aids-Dogma für Panikmache: „Bei keiner Aids-Kampagne wird darauf hingewiesen, dass das Ansteckungsrisiko bei Vaginalverkehr objektiv nicht nachweisbar ist. Deshalb hat es ja auch keine Aids-Epidemie bei uns gegeben.“

Der Appell, nur mit schützendem Kondom zu verkehren, schaffe ein neues Problem, so Fiala: „Es wird vor allem Jugendlichen immer gesagt, dass sie mit Kondomen verhüten sollen, da nichts anderes vor Infektionskrankheiten wie HIV schützt. Tatsächlich sind Kondome aber ein mittelmäßig sicheres Verhütungsmittel, und es kommen viele Frauen zu mir, die ungewollt schwanger wurden, weil sie mit Kondomen verhütet haben.“

Laut einer von Fiala durchgeführten Umfrage unter 5000 Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen, gab gut jede Dritte an, mittels Kondom verhütet zu haben. Laut Fiala lasse die hohe Rate aber weniger auf Material- denn auf Anwendungsfehler schließen. Frauen setzen zu wenig auf sichere Verhütungsmittel wie Pille oder Spirale. „Einer ganzen Generation ist die Lust auf die Sexualität vermiest worden, und zwar mit unrichtigen Behauptungen“, sagt Fiala. „Die Angst vor Aids und HIV hat in kürzester Zeit das erreicht, was die katholische Kirche in Hunderten von Jahren nicht geschafft hat.“

Aus Protest organisiert Fiala gemeinsam mit anderen kritisch denkenden Wissenschaftern eine Alternativ-Konferenz mit dem Titel „Aids zwischen Wissen und Dogma“, auf der bekannte Kritiker der etablierten Theorien auftreten werden. Einer davon ist der Mediziner Claus Köhnlein aus Kiel, Autor des Buchs „Virus-Wahn. Wie die Medizin-Industrie ständig Seuchen erfindet und auf Kosten der Allgemeinheit Milliarden-Profite macht“.

Köhnlein hält schon die Beschreibung der Krankheit Aids – „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, zu Deutsch: erworbenes Immunschwäche-Syndrom – für schwammig. Wer HIV-positiv ist und eine Krankheit wie Tuberkulose hat, werde sofort als Aids-Patient geführt. Dabei werde nur noch auf die Immunschwächekrankheit fokussiert und die Tuberkulose nicht mehr weiter beachtet. Die Todesursache sei dann nicht mehr die Tuberkulose, sondern eben Aids, sofern der Patient einmal positiv getestet worden ist. Laut Fiala würden in Afrika aber ohnehin nur die wenigsten Patienten getestet – ein paar auffallende Symptome würden für die Diagnose Aids genügen. „Diese Diagnose schlägt dann aber alle anderen Krankheiten, behandelt wird dann vorrangig nur noch antiviral“, so Köhnlein. Genauso argumentiert auch Fiala, der die Therapie mit dem Dynamitfischen vergleicht: „Man wirft toxische Bomben ein, die fast alles zerstören, nur um ein paar kleine Viren-Fische zu killen.“

Etwa so hat das auch die ehemalige HIV-positive Patientin Petra S. erfahren: „Als das Ergebnis positiv war, war das plötzlich der Grund für all meine Symptome. Weitere Untersuchungen wurden nicht gemacht, es hat keinen interessiert.“ Medikamente hätte sie ohnehin nie nehmen wollen, aber aufgrund des zweiten – negativen – Aids-Tests stellte sich die Frage nicht mehr.

Auch der vor fünf Jahren HIV-positiv getestete 39-jährige Wiener Alex K.* will keine Medikamente nehmen: „Haben Sie schon einmal den Text auf der Packungsbeilage gelesen? Da stehen als Nebenwirkungen alle Symptome, die eigentlich als Aids diagnostiziert werden.“

Toxisch.
Wie Montagnier hält auch Köhnlein die gängigen retroviralen Medikamente für extrem toxisch. „Wir wissen heute, dass die erste Generation der Aids-Patienten völlig überdosiert wurde. Die Leute sind an den Nebenwirkungen gestorben, die dann für Aids-Symptome gehalten wurden“, so Köhnlein. Die Präsidentin der Österreichischen AIDS Gesellschaft, die Medizinerin Brigitte Schmied, gibt Köhnlein in diesem Punkt bedingt Recht: „Die erste Generation der Medikamente wurde tatsächlich zu hoch dosiert. Viele starben aufgrund von Aids, vor allem wenn eine Medikamenteneinnahme nicht gewollt wurde. Und woran sollen sie denn gestorben sein, wenn nicht an Aids? Heute kann man sagen, dass wir damals einige zumindest so lange retten konnten, bis endlich die Dreierkombination eingeführt wurde. Und die neue Medikamenten-Generation ist gut verträglich. Deshalb sterben hier kaum mehr Menschen an Aids.“

Seit Mitte der neunziger Jahre gehen die Sterberaten bei Aids in Österreich kontinuierlich zurück und liegen derzeit bei etwa 20 Aids-Toten pro Jahr. Ob Köhnlein, Fiala oder Duesberg: Die Aids-Kritiker sind überzeugt, die Patienten sterben eher an längst bekannten Infektionen oder an den toxischen Medikamenten als an dem neuen Virus. Das würde auch erklären, warum im Blut von angeblich schwer an Aids erkrankten Patienten kein Virus gefunden wurde, sondern nur RNA-Schnipsel, die von einem längst abgestorbenen Virus stammen könnten. Die Bilder von HI-Viren, durch die Luc Montagnier berühmt wurde, stammen alle aus Zellkulturen.

Laut Duesberg würden die Tests nie direkt nach Viren suchen, sondern nur nach indirekten Hinweisen auf das Vorhandensein von eventuell schon abgestorbenen Viren, die aber nichts mehr anrichten könnten. Außerdem stelle die HIV-Aids-Theorie alles auf den Kopf, was die Virologie besagt: „Infiziere ich mich mit einem Grippevirus, so verbreitet sich der Virus binnen weniger Tage bis maximal drei Wochen, und ich ­zeige Symptome, bekomme Fieber oder Ähnliches. Warum das HI-Virus aber so ­lange, also bis weit über zehn Jahre im Körper schlafen sollte und dann erst nach und nach das Immunsystem angreift, das kann mir niemand erklären und widerspricht ­jeder Logik.“

Die Meinungen der Aids-Kritiker wie Fiala oder Duesberg will die Sprecherin der Ärzte ohne Grenzen, Irene Jancsy, nicht einmal kommentieren: „Wer jemals für ein Aids-Programm in Afrika gearbeitet hat, weiß um die großen Probleme dieser Menschen. Wir als Hilfsorganisation haben ­wirklich etwas Besseres zu tun, als uns Gedanken über solche eigenartigen Theorien zu machen.“

Laut Ärzte ohne Grenzen hat die österreichische Politik den Kampf gegen Aids ohnehin bereits aufgegeben. „Der Life Ball ist eine nette Initiative, kann aber ernsthafte politische Handlungen nicht ersetzen“, so Jancsy. Ihre Hauptkritik: Österreich hätte bislang kaum etwas in den globalen Fonds einbezahlt, der für den Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose eingerichtet wurde. Nur einmal erfolgte 2001 eine Einzahlung von einer Million US-Dollar, sogar Irland hätte bislang 160 Millionen einbezahlt. Für ein reiches Land sei dies einfach nur „beschämend“. Da die Liquidität des Fonds immer mehr ins Stocken geraten würde, drohe die Medikamentenversorgung für viele afrikanische Aids-Patienten abzureißen. Einwände wie die Luc Montagniers, dass die Aids-Epidemie in Afrika weniger durch die medizinische Versorgung, sondern primär durch die Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen, wie sauberes Trinkwasser, eingedämmt werden könnte, werden dagegen ungern gehört. Denn für solche Maßnahmen bleiben im Kampf gegen Aids kaum Hilfsgelder übrig.