Die Gemeinde Wien und das System Madoff
Es ist jeweils nur eine Randnotiz: Die BA Worldwide Fund Management ist eine 100%ige Tochter der LB Holding GmbH, an der zu 75% die BA und zu 25% Prozent die AVZ beteiligt ist. So steht es in Revisionsbericht Nummer 196, datiert mit 29. August 2001. Und so steht es auch in Revisionsbericht Nummer 165 vom 11. Juni 2003.
Bei der AVZ handelt es sich um die Anteilsverwaltung Zentralsparkasse, seit 2001 eine Privatstiftung. Genau genommen handelt es sich um das Überbleibsel der ehemaligen Zentralsparkasse, die bis zur Fusion mit der Länderbank zur Bank Austria 1990/1991 unter Kontrolle der Gemeinde Wien stand. Mit der späteren Privatisierung der Bank Austria sie wanderte zuerst zur deutschen HypoVereinsbank, ehe diese von der italienischen UniCredit übernommen wurde schmolz der Einfluss der Gemeinde stetig dahin. Heute hält die Stiftung gerade noch 0,44 Prozent an UniCredit. Die engen Bande zum roten Wien wurden indes nie gelöst. Im Stiftungsvorstand sitzen nach wie vor SP-nahe ehemalige Bank Austria-Manager wie Franz Zwickl und Friedrich Kadrnoska (Ex-BA-General Gerhard Randa schied 2012 aus) sowie der frühere Wiener Magistratsdirektor Ernst Theimer. Nach den Statuten fließen die Gewinne der Stiftung dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds zu. Die Gemeinde ist obendrein Letztbegünstigte des Konstrukts.
Und das macht die Sache delikat: Die Revisionsberichte legen nahe, dass die AVZ also de facto die Gemeinde Wien eine ziemlich unmittelbare Beteiligung an jener Gesellschaft hielten, über die Provisionen aus dem Madoff-Karussell gedreht wurden: BA Worldwide Fund Management (BAWFM) mit Sitz im Steuerparadies British Virgin Islands. Erst vor wenigen Tagen verschickte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein Dossier an ausgewählte Haushalte. Darin heißt es: Diese gemeindenahe, von SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl gegründete Stiftung hat eine unrühmliche Geschichte. Sie war ein Teil des Schneeballsystems.
Ist das tatsächlich denkbar? Und wenn ja, wie kam es dazu? profil hat die Bank Austria und die Stadt Wien um Stellungnahme ersucht. Seitens des Büros Häupls hieß es, man wisse davon nichts. Und verwies auf die AVZ, die eine Antwort schuldig blieb. Die Bank Austria liefert eine erstaunliche Erklärung: Sie spricht von einer falschen Darstellung in den Revisionsberichten. Man könne heute nicht mehr sagen, wie es dazu kam. Laut Bank Austria war die AVZ nie direkt an der Wiener LB Holding (und damit an der BAWFM) beteiligt und daher auch nicht an deren Gewinnen. Was allerdings die Frage aufwirft, wie werthaltig die Arbeit der Revisoren eigentlich war.