Exklusiv: KZ-Wächter Josias Kumpf in Wiener Spital verstorben
Kumpf war im April dieses Jahres von den USA nach Österreich ausgeliefert worden. Das Office of Special Investigations (OSI) des US-Justizministeriums war im Jahr 2001 auf den 1925 im damaligen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen geborenen Mann gestoßen. Der Umstand, dass er seine SS-Mitgliedschaft bei der Einreise in die USA 1956 verschwiegen hatte, führte 2005 zur Aberkennung seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft.
Österreich musste den staatenlosen, pflegebedürftigen Mann aufgrund völkerrechtlicher Verpflichtungen aufnehmen.
Kumpf war im Alter von 17 Jahren der SS beigetreten und unter anderem im KZ Sachsenhausen zum Einsatz gekommen. Im November 1943 wurde er in das Konzentrationslager Trawniki verlegt unmittelbar bevor dort bei der so genannten Aktion Erntefest 8000 Juden erschossen wurden.
Kumpf hat ausgesagt, am Tatort gewesen zu sein, gleichzeitig aber stets den Vorwurf einer direkten Beteiligung am Massenmord vehement zurückgewiesen.
Ich war dort, in Trawniki. In jener Nacht. Ich war ein Wächter, am Zaun Sie verstehen?, sagte er im vergangenen Juni in einem Interview mit profil: Aber ich kam zu spät. Als ich hinkam, hatte man sie schon erschossen. Hunderte. Tausende. Mit dem Maschinengewehr. Sie lagen in den Löchern, die sie davor selbst hatten ausheben müssen. Manche von ihnen waren noch nicht tot, sie krabbelten wieder heraus. Dann schoss man nochmals auf sie, auf einen nach dem anderen. Bis sie alle tot waren.
Zuletzt erhob ein spanisches Gericht gegen ihn Anklage wegen Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Kumpf starb am vergangenen Donnerstag im Wiener Wilhelminenspital.