Mailath-Pokorny:

Interview: „Man muss nicht alles öffentlich machen“

„Man muss nicht alles öffentlich machen“

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profil: Sie haben vergangene Woche einen neuen Direktor für das Volkstheater bekannt gegeben und demonstrierten dabei Einigkeit mit Kunststaatssekretär Morak. Verpflichtet diese Einigung zu Stillschweigen?
Mailath: Es gibt ja gar kein Stillschweigen.
profil: Sie haben zunächst erklärt, dass Fragen zum jähen Rückzug der Bewerberin Andrea Eckert nichts zur Sache täten – und danach, dass über Interna nicht geredet werde. Morak hat zum Verdacht der Subventionsentzugsdrohung im Falle einer Bestellung Eckerts nur das Wort „absurd“ geäußert. Halten Sie das für offen?
Mailath: Sie werden verstehen, dass man nicht gemeinsam einen neuen Direktor präsentieren und dann über andere sprechen kann. Denn die ganze Wahrheit ist, dass die Frage der Subventionen, die Frage, ob Morak das jetzt zahlt oder nicht, im Grunde überhaupt keine Rolle spielt, da wir uns gemeinsam für Schottenberg entschieden haben.
profil: Wie erklären Sie sich dann die Spekulationen um die Gespräche, die Sie mit Morak und Eckert im Vorfeld geführt haben? Was ist dabei tatsächlich diskutiert worden?
Mailath: Wir haben über Namen gesprochen, und Morak hat eben gesagt, Eckert käme für ihn nicht in- frage. Daraus musste ich nun schließen, wissend, wie Morak bisher in Fällen politisch unliebsamer Besetzungen verfahren ist – siehe Diagonale, siehe Wiener Festwochen –, dass damit die Existenz des Volkstheaters in Gefahr gewesen wäre.
profil: Das heißt, die drohende Subventionskürzung, von der Sie ja konkret erzählt haben, war nur eine Interpretation Ihrerseits?
Mailath: Wenn Morak jemanden ablehnt, welche Sanktionsmöglichkeit außer Budgetentzug gibt es sonst?
profil: Sie halten es nicht für äußerst fragwürdig, dass der Kunststaatssekretär sein Amt offenbar für persönliche Kleinkriege missbraucht?
Mailath: Natürlich. Ich kritisiere das ja auch immer. Nur war das in diesem Fall nicht unser Thema, da wir beide zu dem Schluss gekommen sind, Schottenberg sei der Beste. Aus reiner Höflichkeit und weil ich sie lange unterstützt habe, habe ich Eckert von unserer Entscheidung, von Moraks Ablehnung und darüber informiert, dass sie leider nicht die Erstgereihte sei.
profil: Der Skandal ist ja nicht, dass Andrea Eckert es nicht geworden ist, sondern dass sie es gar nicht hätte werden können – egal, wie gut sie ist.
Mailath: Aber es stand ja überhaupt nicht zur Debatte, dass sie Volkstheaterdirektorin wird. Auch die Stiftung war für Schottenberg.
profil: Sie sehen Ihre Übereinkunft mit Morak nicht als Kompromiss?
Mailath: Ganz im Gegenteil. Aber wir diskutieren hier nur eine Nebenfront. Ich bin des raschen Kompromisses nicht verdächtig: Ich kritisiere das politisch unannehmbare Verhalten Moraks oft.
profil: Nur in diesem Fall nicht?
Mailath: In diesem Fall wäre es wohl auch so gewesen, wenn wir nicht einen Kandidaten gefunden hätten, der besser war als alle anderen.
profil: Hätten Sie nicht öffentlich erklären müssen, dass Sie zwar froh über Schottenberg sind, Moraks Verhalten aber für grundsätzlich inakzeptabel halten?
Mailath: Ich habe deshalb bisher nichts gesagt, weil man grundsätzlich nicht über die Qualitäten von Kandidaten spricht, die es nicht geworden sind. Das wollte ich allen ersparen. Aber insgesamt war das gesamte Verfahren in diesem Fall ein Musterbeispiel dafür, wie eine korrekte Besetzung abzulaufen hat.
profil: Es ist also völlig korrekt, wenn der Kunststaatssekretär im Vorfeld heimlich mitteilt, dass eine Kandidatin nicht infrage komme, weil sie den Fehler gemacht hat, regierungskritisch aufzutreten?
Mailath: Nein, das halte ich für politisch angreifbar. Nur: Es muss Morak auch unbenommen sein zu sagen, dass er jemanden nicht wolle. Ein Skandal wäre nur gegeben, wenn Eckert für mich die Bestqualifizierte gewesen wäre und es dann nicht geworden wäre.
profil: Was wäre dann passiert?
Mailath: Wäre Eckert die Beste gewesen, dann hätte ich auf meine Position als 60-Prozent-Subventionsgeber beharren müssen.
profil: Wie denn? Dann hätte das Volkstheater doch kein ernst zu nehmendes Budget mehr. Oder meinen Sie, dass Morak nicht wahr macht, was er androht?
Mailath: Dann hätte er diesen Schritt öffentlich begründen müssen.
profil: Ihr Telefonat mit Andrea Eckert hat die Abläufe hinter den Kulissen transparent gemacht. War das ein Fehler?
Mailath: Der Fehler liegt darin, dass man Dinge, die intern sind, weitergibt. Das waren vertrauliche Gespräche. Aber es gibt nichts zu verbergen.
profil: Wenn es nichts zu verbergen gibt: Wozu führt man vertrauliche Gespräche?
Mailath: Man muss ja nicht automatisch alles öffentlich machen. Hier geht’s ja um Menschen.
profil: Ihre Intendanten- und Direktorenbestellungen sind häufig von solchen Querelen begleitet. Sind Sie einfach ungeschickt, oder fühlen Sie sich verfolgt?
Mailath: Weder noch. Nahezu alle Besetzungen, für die ich verantwortlich war, so zum Beispiel die Intendanzen Geyer, Zechner und Marboe, liefen völlig problemlos ab. Auch die Volkstheater-Besetzung ging problemlos über die Bühne.
profil: Sie sagen, man wisse ja, wie Morak mit missliebigen Kandidaten umgehe, dass Subventionskürzungen da immer im Raum stünden. Wie wird Morak auf solche Vorwürfe reagieren?
Mailath: Ich nehme an, er wird das leugnen. Aber die permanent im Raum stehenden Drohungen mit Subventionskürzungen sind unannehmbar.
profil: Hat Morak die Subventionskürzungen, von denen Sie in „internen“ Telefonaten berichtet haben, also explizit genannt oder nicht?
Mailath: Er hat Eckert abgelehnt, auch aus Gründen, die ich für rein politische halte. Daraus musste ich schließen, dass er, wenn ich Eckert befürwortet hätte, genau so reagiert hätte wie in allen anderen Fällen. Druck gab es keinen, weil wir uns ohnedies über Schottenberg einig waren.
profil: Sie halten es nicht für Druck, wenn Ihnen der Staatssekretär zu verstehen gibt, dass er eine Bewerberin kategorisch ausschließt?
Mailath: Nein, es wäre Druck, würde ich meinen, dass diese Kandidatin die beste sei. Dann müsste man sich überlegen, was man dagegen tut.
profil: Hat Morak Ihnen gegenüber begründet, warum er Eckert nicht wollte?
Mailath: Ja. Er könne sie nicht nehmen, nach dem, was war. Natürlich war das eine Ablehnung, die ich so nicht akzeptiert habe, aber nachdem wir uns auf Schottenberg geeinigt hatten, haben wir keinen Grund gesehen, dies weiter zu vertiefen.