Opfermentalität

Italien: Ex-Premier Silvio Berlusconi in Zahlen

Italien. Ex-Premier Silvio Berlusconi in Zahlen

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Der Schock saß ihm sichtlich in den Knochen, als sich Silvio Berlusconi vergangenen Donnerstag Abend in einer Fernsehansprache an seine Landsleute wandte: "Ich muss sagen, wir leben in einem Land, in dem die Mehrheit der Verbrechen nicht einmal verfolgt wird - ein Land, das nicht gerecht ist zu seinen ehrlichen Bürgern und Menschen wie mir“, jammerte Italiens ehemaliger Regierungschef.

Wenige Stunden zuvor hatte der 76-Jährige etwas bislang Undenkbares hinnehmen müssen: eine rechtskräftige Verurteilung. Bereits vor zwei Jahrzehnten war der Mailänder Unternehmer nicht nur wegen Bilanzfälschung, Bestechung von Politikern, Finanzpolizei und Justiz, angezeigt worden - sondern auch wegen Meineid, rechtswidriger Beihilfe, unlauterem Wettbewerb, Steuerbetrug, Bruches des Amtsgeheimnisses und Mafia-Vergehen. Kein politischer oder juristischer Trick war Berlusconi und seinen Anwalts-Kohorten in der Folge zu dreist, um einen Schuldspruch zu verhindern. Mit Erfolg: Die Prozesse wurden in der Regel so lange verschleppt, bis die mutmaßlichen Delikte verjährt waren.

Erstmals wurde Berlusconi nun rechtskräftig wegen Steuerbetrugs und Bilanzfälschung im Zusammenhang mit seinem Medienunternehmen Mediaset verurteilt. Der verbitterte Cavaliere versteht die Welt nicht mehr: "Für all das, was ich in 20 Jahren für dieses Land erbracht habe, bekomme ich als Belohnung am Ende meiner Karriere Beschuldigungen und ein Urteil, das jeder Grundlage entbehrt, das mir meine persönliche Freiheit und meine persönlichen Rechte nimmt“, sagte der alte Mann mit dem großen Ego im Fernsehen.

Das Justizdrama in Zahlen

3,7 Milliarden Euro Umsatz machte Mediaset im Jahr 2012.

200 Millionen Euro hat Berlusconi laut eigenen Angaben bisher für seine Anwälte bezahlt.

7,3 Millionen Euro entgingen dem Fiskus alleine in den Jahren 2002 und 2003 dadurch, dass die von Berlusconi eingerichteten ausländischen Scheinfirmen Filmrechte erwarben und anschließend an die Sendergruppe Mediaset zurückverkauften.

1,3 Millionen beträgt das Jahresgehalt des Berlusconi-Anwalts und Parlamentariers Niccolò Ghedini.

30 Parlamentarier von Berlusconis Partei PdL sind derzeit mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, zwei davon wurden bereits verurteilt.

30 Anzeigen gegen Berlusconi wurden in den vergangenen 20 Jahren, konservativ geschätzt, erstattet.

12 Jahre dauerte das Mediaset-Verfahren bislang.

9 Jahre regierte Berlusconi das Land insgesamt.

6 Prozesse gegen Berlusconi wurden wegen Verjährung beendet, drei sind nach dem jüngsten Urteil gegen Berlusconi noch offen.

5 Jahre Ausschluss von allen öffentlichen Ämtern waren zuvor bereits in einer niedrigeren Instanz gegen Berlusconi verhängt worden - dieses Urteil wird nun jedoch erneut geprüft.

4 Jahre Haft fasste Berlusconi vergangene Woche zunächst aus.

3 Jahre Haft wurden Berlusconi auf Basis eines Gesetzes aus dem Jahr 2006 erlassen, das aufgrund der überfüllten Gefängnisse in Italien für bestimmte Vergehen, die vor dem Stichtag am 2. Mai 2006 begangen wurden, Strafminderung vorsieht.

1 Jahr Haft, das Berlusconi aus Altersgründen in Hausarrest in einer seiner Villen verbringen oder durch Sozialarbeit ableisten kann, wird am Ende wohl übrig bleiben.