Kirchliche Ehe: Einmal ist keinmal
Die kirchlich Geschiedenen gelten danach als wieder ledig, können weiterhin die Kommunion empfangen und erneut kirchlich heiraten. Die aus der gelösten Verbindung entstandenen Kinder gelten als als ehelich. Ein Annullierungsverfahren dauert durchschnittlich ein Jahr und kostet etwa 300 Euro. Eine Ehenichtigkeitsbroschüre des Diözesangerichts Wien klärt auf, dass eine gültige Ehe nicht zustande kommt, wenn etwa "ein oder beide Partner aufgrund organischer oder psychischer Störung zur Führung einer Ehe als Lebens- und Liebesgemeinschaft unfähig sind (z.B. Geistes- und Suchtkrankheiten, mangelnde Reife) oder die Ehe nicht mit all den Eigenschaften und Konsequenzen schließen wollen, die nach Auffassung der katholischen Kirche zum Wesen der Ehe gehören (z. B. Unauflöslichkeit der Ehe, Treuepflicht, Bereitschaft zur Annahme der Nachkommenschaft).
Besonders beliebt sind kirchlich abgesegnete Eheannullierungen bei Prominenten. Die Scheidung von Caroline von Monaco sorgte weltweit für Aufsehen. Die Prinzessin wandte sich seinerzeit direkt an Papst Johannes Paul II., um ihren ersten Ehemann, den Playboy Philippe Junot, auch vor Gott wieder loszuwerden. Das Verfahren zog sich über zehn Jahre. Caroline hatte bereits zum zweiten Mal geheiratet, als der Papst sie 1992 endlich schied. In Österreich sind Annullierungen besonders bei konservativen Politikerinnen populär. Im Hinblick auf ihre Kandidatur für die Bundespräsidentschaftswahlen 2004 beeilte sich Ex-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (ÖVP), ihre erste Heirat mit einem bayrischen Mittelschullehrer für nichtig erklären zu lassen. Zivilrechtlich geschieden worden waren die beiden bereits 1983. Weihnachten 2003 konnte sie ihrem zweiten Gemahl, dem Literaturwissenschafter Francisco Ferrero Campos, mit Gottes Segen das Jawort geben. Die ersten Ehen der beiden früheren ÖVP-Gesundheitsministerinnen Maria Rauch-Kallat und Andrea Kdolsky wurden ebenfalls von der Kirche aufgehoben.